berichtete er dieses an den Hof in Jspahn. Man ließ also den Myr Weis kommen, der sich durch sei- ne Geschicklichkeit in kurzem viel Freunde machte, und zugleich die Schwäche eines in Vergnügen erstickten Hofes entdeckte. Er wußte es so einzuleiten, daß er nach Candahar mit einem Befehl zurück geschickt wur- de, wo er gleich nach seiner Ankunft den Fürsten Georgi-Chan meuchelmördischer Weise umbrachte, und die Aghvans zur Empörung zwang. So erhob er sich zu der höchsten Gewalt, die er auch, weil der Persianische Hof nicht im Stande war, ihn zum Ge- horsam zu zwingen, bis an sein Ende behauptete. Jhm folgte sein Bruder, der aber bald von seinem Neffen Myr Maghmud, einem Sohn des Myr Weis, ermordet wurde. Dieser war es, der sich zum Herrn von ganz Persien machte, und den Schah Hußein vom Throne stieß. Man hat von diesem Fürsten nach seiner Flucht nie wieder etwas gehöret.
Unsere Armee brach den 6ten September auf,Die Armee geht zurück. und wir marschirten zu großer Betrübniß derjenigen Völker, die so lange auf unsern Beystand gehofft hat- ten, und deren Gesandten uns jetzt mit schweren Her- zen verließen, weil sie sich in ihrer Hoffnung betrogen fanden, und nunmehr der Gnade und Ungnade des Tyrannen Myr Maghmud ausgesetzet waren, nach Derbent zurück. Der Türkische Gesandte begleitete uns, bis wir wieder ins Dagestanische einrückten. Wir giengen durch Derbent und schlugen unser Lager zur allgemeinen Freude der ganzen Armee, die keinen Gefallen an dem Zuge unter einem so wilden und bar- barischen Volke hatte, gegen Norden auf. Den 7ten hatte der Türkische Gesandte seine Abschieds-
Audienz,
Y 3
berichtete er dieſes an den Hof in Jspahn. Man ließ alſo den Myr Weis kommen, der ſich durch ſei- ne Geſchicklichkeit in kurzem viel Freunde machte, und zugleich die Schwaͤche eines in Vergnuͤgen erſtickten Hofes entdeckte. Er wußte es ſo einzuleiten, daß er nach Candahar mit einem Befehl zuruͤck geſchickt wur- de, wo er gleich nach ſeiner Ankunft den Fuͤrſten Georgi-Chan meuchelmoͤrdiſcher Weiſe umbrachte, und die Aghvans zur Empoͤrung zwang. So erhob er ſich zu der hoͤchſten Gewalt, die er auch, weil der Perſianiſche Hof nicht im Stande war, ihn zum Ge- horſam zu zwingen, bis an ſein Ende behauptete. Jhm folgte ſein Bruder, der aber bald von ſeinem Neffen Myr Maghmud, einem Sohn des Myr Weis, ermordet wurde. Dieſer war es, der ſich zum Herrn von ganz Perſien machte, und den Schah Hußein vom Throne ſtieß. Man hat von dieſem Fuͤrſten nach ſeiner Flucht nie wieder etwas gehoͤret.
Unſere Armee brach den 6ten September auf,Die Armee geht zuruͤck. und wir marſchirten zu großer Betruͤbniß derjenigen Voͤlker, die ſo lange auf unſern Beyſtand gehofft hat- ten, und deren Geſandten uns jetzt mit ſchweren Her- zen verließen, weil ſie ſich in ihrer Hoffnung betrogen fanden, und nunmehr der Gnade und Ungnade des Tyrannen Myr Maghmud ausgeſetzet waren, nach Derbent zuruͤck. Der Tuͤrkiſche Geſandte begleitete uns, bis wir wieder ins Dageſtaniſche einruͤckten. Wir giengen durch Derbent und ſchlugen unſer Lager zur allgemeinen Freude der ganzen Armee, die keinen Gefallen an dem Zuge unter einem ſo wilden und bar- bariſchen Volke hatte, gegen Norden auf. Den 7ten hatte der Tuͤrkiſche Geſandte ſeine Abſchieds-
Audienz,
Y 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0351"n="341"/>
berichtete er dieſes an den Hof in Jspahn. Man<lb/>
ließ alſo den Myr Weis kommen, der ſich durch ſei-<lb/>
ne Geſchicklichkeit in kurzem viel Freunde machte, und<lb/>
zugleich die Schwaͤche eines in Vergnuͤgen erſtickten<lb/>
Hofes entdeckte. Er wußte es ſo einzuleiten, daß er<lb/>
nach Candahar mit einem Befehl zuruͤck geſchickt wur-<lb/>
de, wo er gleich nach ſeiner Ankunft den Fuͤrſten<lb/>
Georgi-Chan meuchelmoͤrdiſcher Weiſe umbrachte,<lb/>
und die Aghvans zur Empoͤrung zwang. So erhob<lb/>
er ſich zu der hoͤchſten Gewalt, die er auch, weil der<lb/>
Perſianiſche Hof nicht im Stande war, ihn zum Ge-<lb/>
horſam zu zwingen, bis an ſein Ende behauptete.<lb/>
Jhm folgte ſein Bruder, der aber bald von ſeinem<lb/>
Neffen Myr Maghmud, einem Sohn des Myr<lb/>
Weis, ermordet wurde. Dieſer war es, der ſich<lb/>
zum Herrn von ganz Perſien machte, und den Schah<lb/>
Hußein vom Throne ſtieß. Man hat von dieſem<lb/>
Fuͤrſten nach ſeiner Flucht nie wieder etwas gehoͤret.</p><lb/><p>Unſere Armee brach den 6ten September auf,<noteplace="right">Die Armee<lb/>
geht zuruͤck.</note><lb/>
und wir marſchirten zu großer Betruͤbniß derjenigen<lb/>
Voͤlker, die ſo lange auf unſern Beyſtand gehofft hat-<lb/>
ten, und deren Geſandten uns jetzt mit ſchweren Her-<lb/>
zen verließen, weil ſie ſich in ihrer Hoffnung betrogen<lb/>
fanden, und nunmehr der Gnade und Ungnade des<lb/>
Tyrannen Myr Maghmud ausgeſetzet waren, nach<lb/>
Derbent zuruͤck. Der Tuͤrkiſche Geſandte begleitete<lb/>
uns, bis wir wieder ins Dageſtaniſche einruͤckten.<lb/>
Wir giengen durch Derbent und ſchlugen unſer Lager<lb/>
zur allgemeinen Freude der ganzen Armee, die keinen<lb/>
Gefallen an dem Zuge unter einem ſo wilden und bar-<lb/>
bariſchen Volke hatte, gegen Norden auf. Den<lb/>
7ten hatte der Tuͤrkiſche Geſandte ſeine Abſchieds-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Audienz,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[341/0351]
berichtete er dieſes an den Hof in Jspahn. Man
ließ alſo den Myr Weis kommen, der ſich durch ſei-
ne Geſchicklichkeit in kurzem viel Freunde machte, und
zugleich die Schwaͤche eines in Vergnuͤgen erſtickten
Hofes entdeckte. Er wußte es ſo einzuleiten, daß er
nach Candahar mit einem Befehl zuruͤck geſchickt wur-
de, wo er gleich nach ſeiner Ankunft den Fuͤrſten
Georgi-Chan meuchelmoͤrdiſcher Weiſe umbrachte,
und die Aghvans zur Empoͤrung zwang. So erhob
er ſich zu der hoͤchſten Gewalt, die er auch, weil der
Perſianiſche Hof nicht im Stande war, ihn zum Ge-
horſam zu zwingen, bis an ſein Ende behauptete.
Jhm folgte ſein Bruder, der aber bald von ſeinem
Neffen Myr Maghmud, einem Sohn des Myr
Weis, ermordet wurde. Dieſer war es, der ſich
zum Herrn von ganz Perſien machte, und den Schah
Hußein vom Throne ſtieß. Man hat von dieſem
Fuͤrſten nach ſeiner Flucht nie wieder etwas gehoͤret.
Unſere Armee brach den 6ten September auf,
und wir marſchirten zu großer Betruͤbniß derjenigen
Voͤlker, die ſo lange auf unſern Beyſtand gehofft hat-
ten, und deren Geſandten uns jetzt mit ſchweren Her-
zen verließen, weil ſie ſich in ihrer Hoffnung betrogen
fanden, und nunmehr der Gnade und Ungnade des
Tyrannen Myr Maghmud ausgeſetzet waren, nach
Derbent zuruͤck. Der Tuͤrkiſche Geſandte begleitete
uns, bis wir wieder ins Dageſtaniſche einruͤckten.
Wir giengen durch Derbent und ſchlugen unſer Lager
zur allgemeinen Freude der ganzen Armee, die keinen
Gefallen an dem Zuge unter einem ſo wilden und bar-
bariſchen Volke hatte, gegen Norden auf. Den
7ten hatte der Tuͤrkiſche Geſandte ſeine Abſchieds-
Audienz,
Die Armee
geht zuruͤck.
Y 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/351>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.