sie die Gewogenheit, es der Kaiserinn zu hinterbrin- gen, die so gnädig war und ihrem Stallmeister be- fahl, mir ein Pferd mit Sattel und Zeuge zu geben. Nachdem auch der Kaiser erfahren, wie nothwendig ich ein Pferd brauche, gab er Befehl, mir noch eines zu geben, so daß ich und mein Bedienter nunmehr beritten waren. Dessen ungeachtet kaufte ich mir diesen Abend zwey Kameele zu meiner Bagage und bezahlte jedes mit 15 Rubeln, und gab meinen Ba- gagewagen einem meiner Officiers, der ihn brauchte. Jch erfuhr in kurzem den Nutzen der Kameele, die nicht nur eine schwere Last tragen, sondern auch da Futter finden, wo kein Pferd subsistiren kann, und auch viele Tage ohne Wasser leben können, wenn sie nur statt dessen eine Hand voll Salz bekommen. Die- sen Tag giengen wir über den Fluß Manas, und nicht gar zu weit davon über den Boinack, vermittelst einer steinernen Brücke, und schlugen unser Nachtlager in Alt-Boinack auf, nachdem wir 30 Werste mar- schirt und durch große Baumwoll- und Safranfelder gegangen waren. Wir verlohren diesen Tag wegen der Hitze, Beschwerde und Mangel am Futter eine Menge Pferde. Jch muß hier von diesem Lande an- merken, daß die Hitze im Sommer so groß ist, daß alles Gras verwelket und verbrennt, und daß sich die Einwohner genöthiget sehen, ihr Vieh mit Heu zu füttern, welches sie im Winter machen, da Wei- de und Gras in Menge in diesem Lande ist. Hier schickte der Kaiser drey Kosaken und einen Wegweiser an den Sultan Udenich ab, der in einiger Entfernung in den Bergen wohnte, und verlangte, daß er eine De- putation zu einer Conferenz zu ihm schicken sollte, ließ
ihn
ſie die Gewogenheit, es der Kaiſerinn zu hinterbrin- gen, die ſo gnaͤdig war und ihrem Stallmeiſter be- fahl, mir ein Pferd mit Sattel und Zeuge zu geben. Nachdem auch der Kaiſer erfahren, wie nothwendig ich ein Pferd brauche, gab er Befehl, mir noch eines zu geben, ſo daß ich und mein Bedienter nunmehr beritten waren. Deſſen ungeachtet kaufte ich mir dieſen Abend zwey Kameele zu meiner Bagage und bezahlte jedes mit 15 Rubeln, und gab meinen Ba- gagewagen einem meiner Officiers, der ihn brauchte. Jch erfuhr in kurzem den Nutzen der Kameele, die nicht nur eine ſchwere Laſt tragen, ſondern auch da Futter finden, wo kein Pferd ſubſiſtiren kann, und auch viele Tage ohne Waſſer leben koͤnnen, wenn ſie nur ſtatt deſſen eine Hand voll Salz bekommen. Die- ſen Tag giengen wir uͤber den Fluß Manas, und nicht gar zu weit davon uͤber den Boinack, vermittelſt einer ſteinernen Bruͤcke, und ſchlugen unſer Nachtlager in Alt-Boinack auf, nachdem wir 30 Werſte mar- ſchirt und durch große Baumwoll- und Safranfelder gegangen waren. Wir verlohren dieſen Tag wegen der Hitze, Beſchwerde und Mangel am Futter eine Menge Pferde. Jch muß hier von dieſem Lande an- merken, daß die Hitze im Sommer ſo groß iſt, daß alles Gras verwelket und verbrennt, und daß ſich die Einwohner genoͤthiget ſehen, ihr Vieh mit Heu zu fuͤttern, welches ſie im Winter machen, da Wei- de und Gras in Menge in dieſem Lande iſt. Hier ſchickte der Kaiſer drey Koſaken und einen Wegweiſer an den Sultan Udenich ab, der in einiger Entfernung in den Bergen wohnte, und verlangte, daß er eine De- putation zu einer Conferenz zu ihm ſchicken ſollte, ließ
ihn
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0334"n="324"/>ſie die Gewogenheit, es der Kaiſerinn zu hinterbrin-<lb/>
gen, die ſo gnaͤdig war und ihrem Stallmeiſter be-<lb/>
fahl, mir ein Pferd mit Sattel und Zeuge zu geben.<lb/>
Nachdem auch der Kaiſer erfahren, wie nothwendig<lb/>
ich ein Pferd brauche, gab er Befehl, mir noch eines<lb/>
zu geben, ſo daß ich und mein Bedienter nunmehr<lb/>
beritten waren. Deſſen ungeachtet kaufte ich mir<lb/>
dieſen Abend zwey Kameele zu meiner Bagage und<lb/>
bezahlte jedes mit 15 Rubeln, und gab meinen Ba-<lb/>
gagewagen einem meiner Officiers, der ihn brauchte.<lb/>
Jch erfuhr in kurzem den Nutzen der Kameele, die<lb/>
nicht nur eine ſchwere Laſt tragen, ſondern auch da<lb/>
Futter finden, wo kein Pferd ſubſiſtiren kann, und<lb/>
auch viele Tage ohne Waſſer leben koͤnnen, wenn ſie<lb/>
nur ſtatt deſſen eine Hand voll Salz bekommen. Die-<lb/>ſen Tag giengen wir uͤber den Fluß Manas, und<lb/>
nicht gar zu weit davon uͤber den Boinack, vermittelſt<lb/>
einer ſteinernen Bruͤcke, und ſchlugen unſer Nachtlager<lb/>
in Alt-Boinack auf, nachdem wir 30 Werſte mar-<lb/>ſchirt und durch große Baumwoll- und Safranfelder<lb/>
gegangen waren. Wir verlohren dieſen Tag wegen<lb/>
der Hitze, Beſchwerde und Mangel am Futter eine<lb/>
Menge Pferde. Jch muß hier von dieſem Lande an-<lb/>
merken, daß die Hitze im Sommer ſo groß iſt, daß<lb/>
alles Gras verwelket und verbrennt, und daß ſich<lb/>
die Einwohner genoͤthiget ſehen, ihr Vieh mit Heu<lb/>
zu fuͤttern, welches ſie im Winter machen, da Wei-<lb/>
de und Gras in Menge in dieſem Lande iſt. Hier<lb/>ſchickte der Kaiſer drey Koſaken und einen Wegweiſer<lb/>
an den Sultan Udenich ab, der in einiger Entfernung<lb/>
in den Bergen wohnte, und verlangte, daß er eine De-<lb/>
putation zu einer Conferenz zu ihm ſchicken ſollte, ließ<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihn</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[324/0334]
ſie die Gewogenheit, es der Kaiſerinn zu hinterbrin-
gen, die ſo gnaͤdig war und ihrem Stallmeiſter be-
fahl, mir ein Pferd mit Sattel und Zeuge zu geben.
Nachdem auch der Kaiſer erfahren, wie nothwendig
ich ein Pferd brauche, gab er Befehl, mir noch eines
zu geben, ſo daß ich und mein Bedienter nunmehr
beritten waren. Deſſen ungeachtet kaufte ich mir
dieſen Abend zwey Kameele zu meiner Bagage und
bezahlte jedes mit 15 Rubeln, und gab meinen Ba-
gagewagen einem meiner Officiers, der ihn brauchte.
Jch erfuhr in kurzem den Nutzen der Kameele, die
nicht nur eine ſchwere Laſt tragen, ſondern auch da
Futter finden, wo kein Pferd ſubſiſtiren kann, und
auch viele Tage ohne Waſſer leben koͤnnen, wenn ſie
nur ſtatt deſſen eine Hand voll Salz bekommen. Die-
ſen Tag giengen wir uͤber den Fluß Manas, und
nicht gar zu weit davon uͤber den Boinack, vermittelſt
einer ſteinernen Bruͤcke, und ſchlugen unſer Nachtlager
in Alt-Boinack auf, nachdem wir 30 Werſte mar-
ſchirt und durch große Baumwoll- und Safranfelder
gegangen waren. Wir verlohren dieſen Tag wegen
der Hitze, Beſchwerde und Mangel am Futter eine
Menge Pferde. Jch muß hier von dieſem Lande an-
merken, daß die Hitze im Sommer ſo groß iſt, daß
alles Gras verwelket und verbrennt, und daß ſich
die Einwohner genoͤthiget ſehen, ihr Vieh mit Heu
zu fuͤttern, welches ſie im Winter machen, da Wei-
de und Gras in Menge in dieſem Lande iſt. Hier
ſchickte der Kaiſer drey Koſaken und einen Wegweiſer
an den Sultan Udenich ab, der in einiger Entfernung
in den Bergen wohnte, und verlangte, daß er eine De-
putation zu einer Conferenz zu ihm ſchicken ſollte, ließ
ihn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/334>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.