ihre Männer eben so ohne Weiber, wie die in den alten Zeiten, geblieben seyn würden.
Da des Kaisers Manifeste nicht nur in Dagestan,Denkmal zu Tarku. Marsch nach Derbent. sondern auch in Derbent, Backu und Schamachie waren bekannt gemacht worden, so liefen den 15ten Briefe von Derbent mit den Versicherungen ein, daß die Manifeste daselbst mit großen Freuden angenom- men worden, und daß sie sich mit dem größten Ver- gnügen unter des Kaisers Schutz begeben wollten, so- bald er mit seiner Armee daselbst ankommen würde. Auf diese Nachricht wurde Befehl gegeben, daß je- der, so zur Armee gehörte, einen Stein von mittler Größe mitten in das Lager bringen sollte, wo ein Kreuz errichtet und sie um selbiges herum zum ewigen Andenken auf einen Haufen geleget und nach diesem Gottesdienst gehalten wurde. Wir brachen den 16ten auf, und marschirten 25 Werste in einer brennenden Hitze bis an den Fluß Manas, wo wir Wasser genug fanden, aber keine Fourage bekommen konnten, sondern unsere Pferde in die Berge grasen schicken mußten, wo uns die Tartarn eine Menge derselben, und unter andern auch meine drey Pferde, weggnahmen und fortführten. Als wir den folgen- den Tag am 17ten aufbrachen, hatte der General Wa- terang die Gewogenheit, zwey Dragoner absitzen und ihre Pferde an meinen Bagagewagen spannen zu las- sen, ich aber mußte zu Fuße gehen, welches mich in der heißen Gegend sehr abmattete. Als mich Ma- dame Campenhausen, eine von der Kaiserinn Hofda- men, zu Fuße vor meiner Compagnie hergehen se- hen, ließ sie des Abends nach der Ursache davon fra- gen, und als ihr mein Unglück erzählet worden, hatte
sie
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ihre Maͤnner eben ſo ohne Weiber, wie die in den alten Zeiten, geblieben ſeyn wuͤrden.
Da des Kaiſers Manifeſte nicht nur in Dageſtan,Denkmal zu Tarku. Marſch nach Derbent. ſondern auch in Derbent, Backu und Schamachie waren bekannt gemacht worden, ſo liefen den 15ten Briefe von Derbent mit den Verſicherungen ein, daß die Manifeſte daſelbſt mit großen Freuden angenom- men worden, und daß ſie ſich mit dem groͤßten Ver- gnuͤgen unter des Kaiſers Schutz begeben wollten, ſo- bald er mit ſeiner Armee daſelbſt ankommen wuͤrde. Auf dieſe Nachricht wurde Befehl gegeben, daß je- der, ſo zur Armee gehoͤrte, einen Stein von mittler Groͤße mitten in das Lager bringen ſollte, wo ein Kreuz errichtet und ſie um ſelbiges herum zum ewigen Andenken auf einen Haufen geleget und nach dieſem Gottesdienſt gehalten wurde. Wir brachen den 16ten auf, und marſchirten 25 Werſte in einer brennenden Hitze bis an den Fluß Manas, wo wir Waſſer genug fanden, aber keine Fourage bekommen konnten, ſondern unſere Pferde in die Berge graſen ſchicken mußten, wo uns die Tartarn eine Menge derſelben, und unter andern auch meine drey Pferde, weggnahmen und fortfuͤhrten. Als wir den folgen- den Tag am 17ten aufbrachen, hatte der General Wa- terang die Gewogenheit, zwey Dragoner abſitzen und ihre Pferde an meinen Bagagewagen ſpannen zu laſ- ſen, ich aber mußte zu Fuße gehen, welches mich in der heißen Gegend ſehr abmattete. Als mich Ma- dame Campenhauſen, eine von der Kaiſerinn Hofda- men, zu Fuße vor meiner Compagnie hergehen ſe- hen, ließ ſie des Abends nach der Urſache davon fra- gen, und als ihr mein Ungluͤck erzaͤhlet worden, hatte
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ihre Maͤnner eben ſo ohne Weiber, wie die in den
alten Zeiten, geblieben ſeyn wuͤrden.
Da des Kaiſers Manifeſte nicht nur in Dageſtan,
ſondern auch in Derbent, Backu und Schamachie
waren bekannt gemacht worden, ſo liefen den 15ten
Briefe von Derbent mit den Verſicherungen ein, daß
die Manifeſte daſelbſt mit großen Freuden angenom-
men worden, und daß ſie ſich mit dem groͤßten Ver-
gnuͤgen unter des Kaiſers Schutz begeben wollten, ſo-
bald er mit ſeiner Armee daſelbſt ankommen wuͤrde.
Auf dieſe Nachricht wurde Befehl gegeben, daß je-
der, ſo zur Armee gehoͤrte, einen Stein von mittler
Groͤße mitten in das Lager bringen ſollte, wo ein
Kreuz errichtet und ſie um ſelbiges herum zum ewigen
Andenken auf einen Haufen geleget und nach dieſem
Gottesdienſt gehalten wurde. Wir brachen den
16ten auf, und marſchirten 25 Werſte in einer
brennenden Hitze bis an den Fluß Manas, wo wir
Waſſer genug fanden, aber keine Fourage bekommen
konnten, ſondern unſere Pferde in die Berge graſen
ſchicken mußten, wo uns die Tartarn eine Menge
derſelben, und unter andern auch meine drey Pferde,
weggnahmen und fortfuͤhrten. Als wir den folgen-
den Tag am 17ten aufbrachen, hatte der General Wa-
terang die Gewogenheit, zwey Dragoner abſitzen und
ihre Pferde an meinen Bagagewagen ſpannen zu laſ-
ſen, ich aber mußte zu Fuße gehen, welches mich in
der heißen Gegend ſehr abmattete. Als mich Ma-
dame Campenhauſen, eine von der Kaiſerinn Hofda-
men, zu Fuße vor meiner Compagnie hergehen ſe-
hen, ließ ſie des Abends nach der Urſache davon fra-
gen, und als ihr mein Ungluͤck erzaͤhlet worden, hatte
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Denkmal zu
Tarku.
Marſch nach
Derbent.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/333>, abgerufen am 25.11.2024.
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