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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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zu haben. Als er weggieng, sagte er, daß wir, da
wir ihm so viel Höflichkeit erwiesen hätten, so lange
wir in dieser Gegend blieben, in seinen Hause jederzeit
willkommen seyn sollten; wir konnten aber niemals
wieder einen Zutritt erlangen, ob wir uns gleich dar-
um bewarben.

Audienz der
Dagestani-
schen Da-
men.

Das zweyte Mahl sahen wir die Dagestanischen
Frauenzimmer in der Kaiserinn Zelte, da des Schaf-
kals Frauenzimmer, in Begleitung anderer Frauen-
zimmer vom Stande, der Kaiserinn ihre Aufwartung
machten. Sie kamen in so fest vermachten Kutschen,
daß man sie nicht sehen konnte. Als sie in der Kai-
serinn Zelt kamen, setzten sie sich auf Küssen von ro-
them Sammet, die auf Persianischen Teppichen lagen,
auf ihre nach ihrer Gewohnheit kreuzweise gelegten
Beine. Sobald sie sich niedergelassen hatten, gab
die Kaiserinn Befehl, daß die Officiers herein gelas-
sen werden sollten, diese Frauenzimmer zu sehen, die
in der That alle sehr liebenswürdig waren. Die
Kaiserinn hatte auch Befehl gegeben, daß, wenn ei-
ne Gesellschaft von Officieren ihre Neugierde befriedi-
get hätte, sie andern Platz machen sollte, und aus
der Ursache dauerte der Besuch dieser Frauenzimmer
bis in die Nacht, da sie denn von der Kaiserinn Be-
dienten mit vielen Fackeln in die Stadt begleitet wur-
den, und mit ihrer Aufnahme überaus wohl zufrie-
den waren. Da sie nicht allein hörten, sondern auch
sahen, wie uneingeschränkt unsere Weiber leben, so
gefiel es ihnen eben so sehr, als den Frauenzimmern
unsers Wirths; und ich getraue mich zu sagen, daß,
wenn es uns erlaubt gewesen wäre, Freywillige unter
diesen schönen Töchtern der Amazonen anzuwerben,

ihre

zu haben. Als er weggieng, ſagte er, daß wir, da
wir ihm ſo viel Hoͤflichkeit erwieſen haͤtten, ſo lange
wir in dieſer Gegend blieben, in ſeinen Hauſe jederzeit
willkommen ſeyn ſollten; wir konnten aber niemals
wieder einen Zutritt erlangen, ob wir uns gleich dar-
um bewarben.

Audienz der
Dageſtani-
ſchen Da-
men.

Das zweyte Mahl ſahen wir die Dageſtaniſchen
Frauenzimmer in der Kaiſerinn Zelte, da des Schaf-
kals Frauenzimmer, in Begleitung anderer Frauen-
zimmer vom Stande, der Kaiſerinn ihre Aufwartung
machten. Sie kamen in ſo feſt vermachten Kutſchen,
daß man ſie nicht ſehen konnte. Als ſie in der Kai-
ſerinn Zelt kamen, ſetzten ſie ſich auf Kuͤſſen von ro-
them Sammet, die auf Perſianiſchen Teppichen lagen,
auf ihre nach ihrer Gewohnheit kreuzweiſe gelegten
Beine. Sobald ſie ſich niedergelaſſen hatten, gab
die Kaiſerinn Befehl, daß die Officiers herein gelaſ-
ſen werden ſollten, dieſe Frauenzimmer zu ſehen, die
in der That alle ſehr liebenswuͤrdig waren. Die
Kaiſerinn hatte auch Befehl gegeben, daß, wenn ei-
ne Geſellſchaft von Officieren ihre Neugierde befriedi-
get haͤtte, ſie andern Platz machen ſollte, und aus
der Urſache dauerte der Beſuch dieſer Frauenzimmer
bis in die Nacht, da ſie denn von der Kaiſerinn Be-
dienten mit vielen Fackeln in die Stadt begleitet wur-
den, und mit ihrer Aufnahme uͤberaus wohl zufrie-
den waren. Da ſie nicht allein hoͤrten, ſondern auch
ſahen, wie uneingeſchraͤnkt unſere Weiber leben, ſo
gefiel es ihnen eben ſo ſehr, als den Frauenzimmern
unſers Wirths; und ich getraue mich zu ſagen, daß,
wenn es uns erlaubt geweſen waͤre, Freywillige unter
dieſen ſchoͤnen Toͤchtern der Amazonen anzuwerben,

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[322/0332] zu haben. Als er weggieng, ſagte er, daß wir, da wir ihm ſo viel Hoͤflichkeit erwieſen haͤtten, ſo lange wir in dieſer Gegend blieben, in ſeinen Hauſe jederzeit willkommen ſeyn ſollten; wir konnten aber niemals wieder einen Zutritt erlangen, ob wir uns gleich dar- um bewarben. Das zweyte Mahl ſahen wir die Dageſtaniſchen Frauenzimmer in der Kaiſerinn Zelte, da des Schaf- kals Frauenzimmer, in Begleitung anderer Frauen- zimmer vom Stande, der Kaiſerinn ihre Aufwartung machten. Sie kamen in ſo feſt vermachten Kutſchen, daß man ſie nicht ſehen konnte. Als ſie in der Kai- ſerinn Zelt kamen, ſetzten ſie ſich auf Kuͤſſen von ro- them Sammet, die auf Perſianiſchen Teppichen lagen, auf ihre nach ihrer Gewohnheit kreuzweiſe gelegten Beine. Sobald ſie ſich niedergelaſſen hatten, gab die Kaiſerinn Befehl, daß die Officiers herein gelaſ- ſen werden ſollten, dieſe Frauenzimmer zu ſehen, die in der That alle ſehr liebenswuͤrdig waren. Die Kaiſerinn hatte auch Befehl gegeben, daß, wenn ei- ne Geſellſchaft von Officieren ihre Neugierde befriedi- get haͤtte, ſie andern Platz machen ſollte, und aus der Urſache dauerte der Beſuch dieſer Frauenzimmer bis in die Nacht, da ſie denn von der Kaiſerinn Be- dienten mit vielen Fackeln in die Stadt begleitet wur- den, und mit ihrer Aufnahme uͤberaus wohl zufrie- den waren. Da ſie nicht allein hoͤrten, ſondern auch ſahen, wie uneingeſchraͤnkt unſere Weiber leben, ſo gefiel es ihnen eben ſo ſehr, als den Frauenzimmern unſers Wirths; und ich getraue mich zu ſagen, daß, wenn es uns erlaubt geweſen waͤre, Freywillige unter dieſen ſchoͤnen Toͤchtern der Amazonen anzuwerben, ihre

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/332>, abgerufen am 25.11.2024.