Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

gen, willigte er endlich, obgleich wider seinen Willen,
darein, und ließ uns in seine Zimmer. Die Fuß-
boden waren insgesammt mit feinen Persianischen
Teppichen bedeckt, hatten aber weiter keine Verzierun-
gen, ausgenommen einige feine Matratzen und sei-
dene Küssen, worauf sie des Nachts liegen. Sie ha-
ben weder Tische noch Stühle, sondern sitzen und lie-
gen alle auf dem Boden. Statt der Glasfenster ha-
ben sie Blinden, die aber sehr schön von geflochtenen
Rohr sind, durch die sie, ohne gesehen zu werden, se-
hen können, was auf der Gasse vorgehet. Die Wän-
de sind weiß, und haben keine Verzierungen. Er
führte uns hierauf in einen viereckigten Hof, durch
welchen in der Mitte eine hohe Mauer gieng, die sei-
ne Zimmer von den Zimmen der Frauenzimmer ab-
sonderte. Nachdem er uns auch seinen Garten ge-
zeiget hatte, in welchem alle Arten von Früchten wa-
ren, so lud er uns ein, uns mit ihm unter einem Gan-
ge auf einen Sofa niederzusetzen, und bewirthete uns
mit Coffee, Früchten und Gebacknem. Der Capi-
tain Brunie, einer von unserer Gesellschaft, zeigte ihm
einen sehr schönen Spiegel, den er bey sich trug, und
als er merkte, daß er ihm sehr gefiel, so machte ihm
der Capitain ein Geschenk damit, welches uns bey
ihm in Gunst zu setzen schien. Als wir uns einige
Zeit mit unserm Wirthe unterredet hatten, baten
wir ihn, uns seine Weiber in ihrer Kleidung nur von
weitem sehen zu lassen, worein er endlich, wiewohl un-
gern, willigte, selbst in ihr Zimmer gieng, und ihnen,
wie wir glaubten, befahl, sich bereit zu halten. Er
kam sogleich wieder zurück, setzte sich wieder nieder,
und redete noch einige Zeit mit uns. Endlich gieng er

wieder

gen, willigte er endlich, obgleich wider ſeinen Willen,
darein, und ließ uns in ſeine Zimmer. Die Fuß-
boden waren insgeſammt mit feinen Perſianiſchen
Teppichen bedeckt, hatten aber weiter keine Verzierun-
gen, ausgenommen einige feine Matratzen und ſei-
dene Kuͤſſen, worauf ſie des Nachts liegen. Sie ha-
ben weder Tiſche noch Stuͤhle, ſondern ſitzen und lie-
gen alle auf dem Boden. Statt der Glasfenſter ha-
ben ſie Blinden, die aber ſehr ſchoͤn von geflochtenen
Rohr ſind, durch die ſie, ohne geſehen zu werden, ſe-
hen koͤnnen, was auf der Gaſſe vorgehet. Die Waͤn-
de ſind weiß, und haben keine Verzierungen. Er
fuͤhrte uns hierauf in einen viereckigten Hof, durch
welchen in der Mitte eine hohe Mauer gieng, die ſei-
ne Zimmer von den Zimmen der Frauenzimmer ab-
ſonderte. Nachdem er uns auch ſeinen Garten ge-
zeiget hatte, in welchem alle Arten von Fruͤchten wa-
ren, ſo lud er uns ein, uns mit ihm unter einem Gan-
ge auf einen Sofa niederzuſetzen, und bewirthete uns
mit Coffee, Fruͤchten und Gebacknem. Der Capi-
tain Brunie, einer von unſerer Geſellſchaft, zeigte ihm
einen ſehr ſchoͤnen Spiegel, den er bey ſich trug, und
als er merkte, daß er ihm ſehr gefiel, ſo machte ihm
der Capitain ein Geſchenk damit, welches uns bey
ihm in Gunſt zu ſetzen ſchien. Als wir uns einige
Zeit mit unſerm Wirthe unterredet hatten, baten
wir ihn, uns ſeine Weiber in ihrer Kleidung nur von
weitem ſehen zu laſſen, worein er endlich, wiewohl un-
gern, willigte, ſelbſt in ihr Zimmer gieng, und ihnen,
wie wir glaubten, befahl, ſich bereit zu halten. Er
kam ſogleich wieder zuruͤck, ſetzte ſich wieder nieder,
und redete noch einige Zeit mit uns. Endlich gieng er

wieder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0330" n="320"/>
gen, willigte er endlich, obgleich wider &#x017F;einen Willen,<lb/>
darein, und ließ uns in &#x017F;eine Zimmer. Die Fuß-<lb/>
boden waren insge&#x017F;ammt mit feinen Per&#x017F;iani&#x017F;chen<lb/>
Teppichen bedeckt, hatten aber weiter keine Verzierun-<lb/>
gen, ausgenommen einige feine Matratzen und &#x017F;ei-<lb/>
dene Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, worauf &#x017F;ie des Nachts liegen. Sie ha-<lb/>
ben weder Ti&#x017F;che noch Stu&#x0364;hle, &#x017F;ondern &#x017F;itzen und lie-<lb/>
gen alle auf dem Boden. Statt der Glasfen&#x017F;ter ha-<lb/>
ben &#x017F;ie Blinden, die aber &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n von geflochtenen<lb/>
Rohr &#x017F;ind, durch die &#x017F;ie, ohne ge&#x017F;ehen zu werden, &#x017F;e-<lb/>
hen ko&#x0364;nnen, was auf der Ga&#x017F;&#x017F;e vorgehet. Die Wa&#x0364;n-<lb/>
de &#x017F;ind weiß, und haben keine Verzierungen. Er<lb/>
fu&#x0364;hrte uns hierauf in einen viereckigten Hof, durch<lb/>
welchen in der Mitte eine hohe Mauer gieng, die &#x017F;ei-<lb/>
ne Zimmer von den Zimmen der Frauenzimmer ab-<lb/>
&#x017F;onderte. Nachdem er uns auch &#x017F;einen Garten ge-<lb/>
zeiget hatte, in welchem alle Arten von Fru&#x0364;chten wa-<lb/>
ren, &#x017F;o lud er uns ein, uns mit ihm unter einem Gan-<lb/>
ge auf einen Sofa niederzu&#x017F;etzen, und bewirthete uns<lb/>
mit Coffee, Fru&#x0364;chten und Gebacknem. Der Capi-<lb/>
tain Brunie, einer von un&#x017F;erer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, zeigte ihm<lb/>
einen &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;nen Spiegel, den er bey &#x017F;ich trug, und<lb/>
als er merkte, daß er ihm &#x017F;ehr gefiel, &#x017F;o machte ihm<lb/>
der Capitain ein Ge&#x017F;chenk damit, welches uns bey<lb/>
ihm in Gun&#x017F;t zu &#x017F;etzen &#x017F;chien. Als wir uns einige<lb/>
Zeit mit un&#x017F;erm Wirthe unterredet hatten, baten<lb/>
wir ihn, uns &#x017F;eine Weiber in ihrer Kleidung nur von<lb/>
weitem &#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en, worein er endlich, wiewohl un-<lb/>
gern, willigte, &#x017F;elb&#x017F;t in ihr Zimmer gieng, und ihnen,<lb/>
wie wir glaubten, befahl, &#x017F;ich bereit zu halten. Er<lb/>
kam &#x017F;ogleich wieder zuru&#x0364;ck, &#x017F;etzte &#x017F;ich wieder nieder,<lb/>
und redete noch einige Zeit mit uns. Endlich gieng er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wieder</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0330] gen, willigte er endlich, obgleich wider ſeinen Willen, darein, und ließ uns in ſeine Zimmer. Die Fuß- boden waren insgeſammt mit feinen Perſianiſchen Teppichen bedeckt, hatten aber weiter keine Verzierun- gen, ausgenommen einige feine Matratzen und ſei- dene Kuͤſſen, worauf ſie des Nachts liegen. Sie ha- ben weder Tiſche noch Stuͤhle, ſondern ſitzen und lie- gen alle auf dem Boden. Statt der Glasfenſter ha- ben ſie Blinden, die aber ſehr ſchoͤn von geflochtenen Rohr ſind, durch die ſie, ohne geſehen zu werden, ſe- hen koͤnnen, was auf der Gaſſe vorgehet. Die Waͤn- de ſind weiß, und haben keine Verzierungen. Er fuͤhrte uns hierauf in einen viereckigten Hof, durch welchen in der Mitte eine hohe Mauer gieng, die ſei- ne Zimmer von den Zimmen der Frauenzimmer ab- ſonderte. Nachdem er uns auch ſeinen Garten ge- zeiget hatte, in welchem alle Arten von Fruͤchten wa- ren, ſo lud er uns ein, uns mit ihm unter einem Gan- ge auf einen Sofa niederzuſetzen, und bewirthete uns mit Coffee, Fruͤchten und Gebacknem. Der Capi- tain Brunie, einer von unſerer Geſellſchaft, zeigte ihm einen ſehr ſchoͤnen Spiegel, den er bey ſich trug, und als er merkte, daß er ihm ſehr gefiel, ſo machte ihm der Capitain ein Geſchenk damit, welches uns bey ihm in Gunſt zu ſetzen ſchien. Als wir uns einige Zeit mit unſerm Wirthe unterredet hatten, baten wir ihn, uns ſeine Weiber in ihrer Kleidung nur von weitem ſehen zu laſſen, worein er endlich, wiewohl un- gern, willigte, ſelbſt in ihr Zimmer gieng, und ihnen, wie wir glaubten, befahl, ſich bereit zu halten. Er kam ſogleich wieder zuruͤck, ſetzte ſich wieder nieder, und redete noch einige Zeit mit uns. Endlich gieng er wieder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/330
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/330>, abgerufen am 25.11.2024.