gen, willigte er endlich, obgleich wider seinen Willen, darein, und ließ uns in seine Zimmer. Die Fuß- boden waren insgesammt mit feinen Persianischen Teppichen bedeckt, hatten aber weiter keine Verzierun- gen, ausgenommen einige feine Matratzen und sei- dene Küssen, worauf sie des Nachts liegen. Sie ha- ben weder Tische noch Stühle, sondern sitzen und lie- gen alle auf dem Boden. Statt der Glasfenster ha- ben sie Blinden, die aber sehr schön von geflochtenen Rohr sind, durch die sie, ohne gesehen zu werden, se- hen können, was auf der Gasse vorgehet. Die Wän- de sind weiß, und haben keine Verzierungen. Er führte uns hierauf in einen viereckigten Hof, durch welchen in der Mitte eine hohe Mauer gieng, die sei- ne Zimmer von den Zimmen der Frauenzimmer ab- sonderte. Nachdem er uns auch seinen Garten ge- zeiget hatte, in welchem alle Arten von Früchten wa- ren, so lud er uns ein, uns mit ihm unter einem Gan- ge auf einen Sofa niederzusetzen, und bewirthete uns mit Coffee, Früchten und Gebacknem. Der Capi- tain Brunie, einer von unserer Gesellschaft, zeigte ihm einen sehr schönen Spiegel, den er bey sich trug, und als er merkte, daß er ihm sehr gefiel, so machte ihm der Capitain ein Geschenk damit, welches uns bey ihm in Gunst zu setzen schien. Als wir uns einige Zeit mit unserm Wirthe unterredet hatten, baten wir ihn, uns seine Weiber in ihrer Kleidung nur von weitem sehen zu lassen, worein er endlich, wiewohl un- gern, willigte, selbst in ihr Zimmer gieng, und ihnen, wie wir glaubten, befahl, sich bereit zu halten. Er kam sogleich wieder zurück, setzte sich wieder nieder, und redete noch einige Zeit mit uns. Endlich gieng er
wieder
gen, willigte er endlich, obgleich wider ſeinen Willen, darein, und ließ uns in ſeine Zimmer. Die Fuß- boden waren insgeſammt mit feinen Perſianiſchen Teppichen bedeckt, hatten aber weiter keine Verzierun- gen, ausgenommen einige feine Matratzen und ſei- dene Kuͤſſen, worauf ſie des Nachts liegen. Sie ha- ben weder Tiſche noch Stuͤhle, ſondern ſitzen und lie- gen alle auf dem Boden. Statt der Glasfenſter ha- ben ſie Blinden, die aber ſehr ſchoͤn von geflochtenen Rohr ſind, durch die ſie, ohne geſehen zu werden, ſe- hen koͤnnen, was auf der Gaſſe vorgehet. Die Waͤn- de ſind weiß, und haben keine Verzierungen. Er fuͤhrte uns hierauf in einen viereckigten Hof, durch welchen in der Mitte eine hohe Mauer gieng, die ſei- ne Zimmer von den Zimmen der Frauenzimmer ab- ſonderte. Nachdem er uns auch ſeinen Garten ge- zeiget hatte, in welchem alle Arten von Fruͤchten wa- ren, ſo lud er uns ein, uns mit ihm unter einem Gan- ge auf einen Sofa niederzuſetzen, und bewirthete uns mit Coffee, Fruͤchten und Gebacknem. Der Capi- tain Brunie, einer von unſerer Geſellſchaft, zeigte ihm einen ſehr ſchoͤnen Spiegel, den er bey ſich trug, und als er merkte, daß er ihm ſehr gefiel, ſo machte ihm der Capitain ein Geſchenk damit, welches uns bey ihm in Gunſt zu ſetzen ſchien. Als wir uns einige Zeit mit unſerm Wirthe unterredet hatten, baten wir ihn, uns ſeine Weiber in ihrer Kleidung nur von weitem ſehen zu laſſen, worein er endlich, wiewohl un- gern, willigte, ſelbſt in ihr Zimmer gieng, und ihnen, wie wir glaubten, befahl, ſich bereit zu halten. Er kam ſogleich wieder zuruͤck, ſetzte ſich wieder nieder, und redete noch einige Zeit mit uns. Endlich gieng er
wieder
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gen, willigte er endlich, obgleich wider ſeinen Willen,
darein, und ließ uns in ſeine Zimmer. Die Fuß-
boden waren insgeſammt mit feinen Perſianiſchen
Teppichen bedeckt, hatten aber weiter keine Verzierun-
gen, ausgenommen einige feine Matratzen und ſei-
dene Kuͤſſen, worauf ſie des Nachts liegen. Sie ha-
ben weder Tiſche noch Stuͤhle, ſondern ſitzen und lie-
gen alle auf dem Boden. Statt der Glasfenſter ha-
ben ſie Blinden, die aber ſehr ſchoͤn von geflochtenen
Rohr ſind, durch die ſie, ohne geſehen zu werden, ſe-
hen koͤnnen, was auf der Gaſſe vorgehet. Die Waͤn-
de ſind weiß, und haben keine Verzierungen. Er
fuͤhrte uns hierauf in einen viereckigten Hof, durch
welchen in der Mitte eine hohe Mauer gieng, die ſei-
ne Zimmer von den Zimmen der Frauenzimmer ab-
ſonderte. Nachdem er uns auch ſeinen Garten ge-
zeiget hatte, in welchem alle Arten von Fruͤchten wa-
ren, ſo lud er uns ein, uns mit ihm unter einem Gan-
ge auf einen Sofa niederzuſetzen, und bewirthete uns
mit Coffee, Fruͤchten und Gebacknem. Der Capi-
tain Brunie, einer von unſerer Geſellſchaft, zeigte ihm
einen ſehr ſchoͤnen Spiegel, den er bey ſich trug, und
als er merkte, daß er ihm ſehr gefiel, ſo machte ihm
der Capitain ein Geſchenk damit, welches uns bey
ihm in Gunſt zu ſetzen ſchien. Als wir uns einige
Zeit mit unſerm Wirthe unterredet hatten, baten
wir ihn, uns ſeine Weiber in ihrer Kleidung nur von
weitem ſehen zu laſſen, worein er endlich, wiewohl un-
gern, willigte, ſelbſt in ihr Zimmer gieng, und ihnen,
wie wir glaubten, befahl, ſich bereit zu halten. Er
kam ſogleich wieder zuruͤck, ſetzte ſich wieder nieder,
und redete noch einige Zeit mit uns. Endlich gieng er
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/330>, abgerufen am 25.11.2024.
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