der rechten Seite des Flusses von Saratof bis nach Astrakan zu haben, ihre Streifereyen zu verhindern, indem die Kalmucken das gegenseitige Ufer inne haben. Die Russen sind daher auch genöthiget, die Negaya- nischen Tartarn um Astrakan herum, zu ihrer Ver- theidigung, mit Gewehr zu versehen. Die Kalmu- cken pflegten sonst alle Sommer das Land der Noya- ger um Astrakan zu verwüsten; seitdem sie aber die Wirkungen des kleinen Gewehres und der Kanonen empfunden haben, die ihnen die Russen in die Hände gegeben, so kommen sie des Jahrs nur einmal auf die großen Ebenen bey Astrakan, weil sie da Fut- ter für ihr Vieh zu einer Zeit finden, wenn ihre nörd- lichen Gegenden gänzlich davon entblößet sind. Dieses geschieht gemeiniglich mit nicht weniger als 100000 Mann, und sie gehen selten wieder zurück, ohne ihr gewöhnliches Geschenk an Brot, Branntwein und Toback von dem Gouverneur in Astrakan erhalten zu haben.
Es ist gewiß, daß die Russen stark genug sind, diese unstäten Völker abzuhalten, wenn sie es nicht wegen des Nutzens thäten, welchen sie von der Hand- lung mit ihren Pelzen und Pferden haben, die sie jährlich im Ueberflusse nach Astrakan bringen, wie auch wegen der Hülfe, die sie den Russen in ihren Kriegen wider die Türken und Tartarn in der Crim leisten, weil sie für das geschwindeste Volk in der Welt, ihre Zelte aufzuschlagen und abzubrechen, gehalten werden, wozu sie durch ihre beständige Strei- fereyen, die sie bald in dieses bald in ein anderes be- nachbartes Land thun, gewöhnt sind. Aus dieser Absicht halten die Russen es für rathsamer, ihre
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der rechten Seite des Fluſſes von Saratof bis nach Aſtrakan zu haben, ihre Streifereyen zu verhindern, indem die Kalmucken das gegenſeitige Ufer inne haben. Die Ruſſen ſind daher auch genoͤthiget, die Negaya- niſchen Tartarn um Aſtrakan herum, zu ihrer Ver- theidigung, mit Gewehr zu verſehen. Die Kalmu- cken pflegten ſonſt alle Sommer das Land der Noya- ger um Aſtrakan zu verwuͤſten; ſeitdem ſie aber die Wirkungen des kleinen Gewehres und der Kanonen empfunden haben, die ihnen die Ruſſen in die Haͤnde gegeben, ſo kommen ſie des Jahrs nur einmal auf die großen Ebenen bey Aſtrakan, weil ſie da Fut- ter fuͤr ihr Vieh zu einer Zeit finden, wenn ihre noͤrd- lichen Gegenden gaͤnzlich davon entbloͤßet ſind. Dieſes geſchieht gemeiniglich mit nicht weniger als 100000 Mann, und ſie gehen ſelten wieder zuruͤck, ohne ihr gewoͤhnliches Geſchenk an Brot, Branntwein und Toback von dem Gouverneur in Aſtrakan erhalten zu haben.
Es iſt gewiß, daß die Ruſſen ſtark genug ſind, dieſe unſtaͤten Voͤlker abzuhalten, wenn ſie es nicht wegen des Nutzens thaͤten, welchen ſie von der Hand- lung mit ihren Pelzen und Pferden haben, die ſie jaͤhrlich im Ueberfluſſe nach Aſtrakan bringen, wie auch wegen der Huͤlfe, die ſie den Ruſſen in ihren Kriegen wider die Tuͤrken und Tartarn in der Crim leiſten, weil ſie fuͤr das geſchwindeſte Volk in der Welt, ihre Zelte aufzuſchlagen und abzubrechen, gehalten werden, wozu ſie durch ihre beſtaͤndige Strei- fereyen, die ſie bald in dieſes bald in ein anderes be- nachbartes Land thun, gewoͤhnt ſind. Aus dieſer Abſicht halten die Ruſſen es fuͤr rathſamer, ihre
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der rechten Seite des Fluſſes von Saratof bis nach
Aſtrakan zu haben, ihre Streifereyen zu verhindern,
indem die Kalmucken das gegenſeitige Ufer inne haben.
Die Ruſſen ſind daher auch genoͤthiget, die Negaya-
niſchen Tartarn um Aſtrakan herum, zu ihrer Ver-
theidigung, mit Gewehr zu verſehen. Die Kalmu-
cken pflegten ſonſt alle Sommer das Land der Noya-
ger um Aſtrakan zu verwuͤſten; ſeitdem ſie aber die
Wirkungen des kleinen Gewehres und der Kanonen
empfunden haben, die ihnen die Ruſſen in die Haͤnde
gegeben, ſo kommen ſie des Jahrs nur einmal auf
die großen Ebenen bey Aſtrakan, weil ſie da Fut-
ter fuͤr ihr Vieh zu einer Zeit finden, wenn ihre noͤrd-
lichen Gegenden gaͤnzlich davon entbloͤßet ſind. Dieſes
geſchieht gemeiniglich mit nicht weniger als 100000
Mann, und ſie gehen ſelten wieder zuruͤck, ohne ihr
gewoͤhnliches Geſchenk an Brot, Branntwein und
Toback von dem Gouverneur in Aſtrakan erhalten zu
haben.
Es iſt gewiß, daß die Ruſſen ſtark genug ſind,
dieſe unſtaͤten Voͤlker abzuhalten, wenn ſie es nicht
wegen des Nutzens thaͤten, welchen ſie von der Hand-
lung mit ihren Pelzen und Pferden haben, die ſie
jaͤhrlich im Ueberfluſſe nach Aſtrakan bringen, wie
auch wegen der Huͤlfe, die ſie den Ruſſen in ihren
Kriegen wider die Tuͤrken und Tartarn in der Crim
leiſten, weil ſie fuͤr das geſchwindeſte Volk in der
Welt, ihre Zelte aufzuſchlagen und abzubrechen,
gehalten werden, wozu ſie durch ihre beſtaͤndige Strei-
fereyen, die ſie bald in dieſes bald in ein anderes be-
nachbartes Land thun, gewoͤhnt ſind. Aus dieſer
Abſicht halten die Ruſſen es fuͤr rathſamer, ihre
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/293>, abgerufen am 22.11.2024.
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