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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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der angegeben, daß er Seiner Majestät Schiffsvor-
räthe veruntreuet, und an ausländische Schiffherren
verkauft habe. Jch saß mit in dem Kriegsgerichte,
und wir fanden diese Beschuldigung bey dem Verhöre
ganz falsch, indem sie bloß aus Bosheit herrührte,
weil Graves dem Fiscal einige Materialien, welche er
brauchte, abgeschlagen hatte. Dieser bestellte aus
Rache zwey Canoniers als Zeugen wider den Obersten,
die aber beyde für meineidig befunden und ins Ge-
fängniß gesetzt wurden. Der Fiscal, dem unser
Verfahren nicht gefiel, beschwerte sich bey dem Gene-
ralfiscal über unsere Partheylichkeit; dieser trug die
Sache dem Czar vor, der sogleich Befehl gab, daß
das Kriegsgericht, der Beklagte und die Zeugen
nach Petersburg kommen sollten, wo die Sache als-
dann untersucht ward; da denn die Bosheit des Fis-
cals so offenbar wurde, daß er und seine zwey Zeugen
die Knute bekamen und nach Siberien geschickt wur-
den. Wir erhielten unsere Reisekosten, und giengen
wieder nach Reval zurück. Ob nun der Oberste Gra-
ves gleich für unschuldig erkannt und freygesprochen
wurde, so konnte er doch den Sold für die 6 Mona-
te, die er im Arreste gewesen war, niemals erhalten,
welches ein hinlänglicher Beweis von der Strenge ist,
unter welcher die Officiere in diesen Diensten stehen.
Der Vorwand war, daß er während dieser Zeit keine
Dienste gethan habe. Diese Begegnung verdroß
den Obersten so sehr, daß er ohne Abschied aus den
Diensten gieng.

Sonderba-
rer Proceß
zu Reval.

Bey meiner Zurückkunft nach Reval fieng sich
ein lustiger Proceß zwischen meinem Wirthe und seinem
Bruder an, die beyde Kaufleute in der Stadt waren.

Der

der angegeben, daß er Seiner Majeſtaͤt Schiffsvor-
raͤthe veruntreuet, und an auslaͤndiſche Schiffherren
verkauft habe. Jch ſaß mit in dem Kriegsgerichte,
und wir fanden dieſe Beſchuldigung bey dem Verhoͤre
ganz falſch, indem ſie bloß aus Bosheit herruͤhrte,
weil Graves dem Fiscal einige Materialien, welche er
brauchte, abgeſchlagen hatte. Dieſer beſtellte aus
Rache zwey Canoniers als Zeugen wider den Oberſten,
die aber beyde fuͤr meineidig befunden und ins Ge-
faͤngniß geſetzt wurden. Der Fiscal, dem unſer
Verfahren nicht gefiel, beſchwerte ſich bey dem Gene-
ralfiscal uͤber unſere Partheylichkeit; dieſer trug die
Sache dem Czar vor, der ſogleich Befehl gab, daß
das Kriegsgericht, der Beklagte und die Zeugen
nach Petersburg kommen ſollten, wo die Sache als-
dann unterſucht ward; da denn die Bosheit des Fis-
cals ſo offenbar wurde, daß er und ſeine zwey Zeugen
die Knute bekamen und nach Siberien geſchickt wur-
den. Wir erhielten unſere Reiſekoſten, und giengen
wieder nach Reval zuruͤck. Ob nun der Oberſte Gra-
ves gleich fuͤr unſchuldig erkannt und freygeſprochen
wurde, ſo konnte er doch den Sold fuͤr die 6 Mona-
te, die er im Arreſte geweſen war, niemals erhalten,
welches ein hinlaͤnglicher Beweis von der Strenge iſt,
unter welcher die Officiere in dieſen Dienſten ſtehen.
Der Vorwand war, daß er waͤhrend dieſer Zeit keine
Dienſte gethan habe. Dieſe Begegnung verdroß
den Oberſten ſo ſehr, daß er ohne Abſchied aus den
Dienſten gieng.

Sonderba-
rer Proceß
zu Reval.

Bey meiner Zuruͤckkunft nach Reval fieng ſich
ein luſtiger Proceß zwiſchen meinem Wirthe und ſeinem
Bruder an, die beyde Kaufleute in der Stadt waren.

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[252/0262] der angegeben, daß er Seiner Majeſtaͤt Schiffsvor- raͤthe veruntreuet, und an auslaͤndiſche Schiffherren verkauft habe. Jch ſaß mit in dem Kriegsgerichte, und wir fanden dieſe Beſchuldigung bey dem Verhoͤre ganz falſch, indem ſie bloß aus Bosheit herruͤhrte, weil Graves dem Fiscal einige Materialien, welche er brauchte, abgeſchlagen hatte. Dieſer beſtellte aus Rache zwey Canoniers als Zeugen wider den Oberſten, die aber beyde fuͤr meineidig befunden und ins Ge- faͤngniß geſetzt wurden. Der Fiscal, dem unſer Verfahren nicht gefiel, beſchwerte ſich bey dem Gene- ralfiscal uͤber unſere Partheylichkeit; dieſer trug die Sache dem Czar vor, der ſogleich Befehl gab, daß das Kriegsgericht, der Beklagte und die Zeugen nach Petersburg kommen ſollten, wo die Sache als- dann unterſucht ward; da denn die Bosheit des Fis- cals ſo offenbar wurde, daß er und ſeine zwey Zeugen die Knute bekamen und nach Siberien geſchickt wur- den. Wir erhielten unſere Reiſekoſten, und giengen wieder nach Reval zuruͤck. Ob nun der Oberſte Gra- ves gleich fuͤr unſchuldig erkannt und freygeſprochen wurde, ſo konnte er doch den Sold fuͤr die 6 Mona- te, die er im Arreſte geweſen war, niemals erhalten, welches ein hinlaͤnglicher Beweis von der Strenge iſt, unter welcher die Officiere in dieſen Dienſten ſtehen. Der Vorwand war, daß er waͤhrend dieſer Zeit keine Dienſte gethan habe. Dieſe Begegnung verdroß den Oberſten ſo ſehr, daß er ohne Abſchied aus den Dienſten gieng. Bey meiner Zuruͤckkunft nach Reval fieng ſich ein luſtiger Proceß zwiſchen meinem Wirthe und ſeinem Bruder an, die beyde Kaufleute in der Stadt waren. Der

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/262>, abgerufen am 25.11.2024.