die eine an den Generalmajor le Fort, einen Enkel des großen le Fort, des größten Lieblinges des Czars, ver- heirathet gewesen, kurz darauf gestorben war, und nur eine einzige Tochter hinterlassen hatte. Die jüngste und damals einzige Tochter verlangte Herr Weber, der Hannöverische Minister zur Ehe, die ihm aber aus der Ursache, weil er zu einem andern Hofe gehörte, abgeschlagen wurde, zumal da dem Czar die- se Heirath auch aus andern Ursachen nicht gefiel. Hierauf warb Herr Romanzof, des Czars General- adjutant, um sie, aber diesen wollte das Frauenzim- mer nicht, weil er ein Russe und von anderer Reli- gion war. Weil der Marschall besorgte, daß der Czar auf diese Heirath dringen möchte, so verlobte er sie wider ihren Willen mit dem Generallieutenant Bohn, einem Manne, den sie weder lieben noch hoch- achten konnte, weil er seines Alters wegen eher ihr Vater als Ehemann seyn konnte. Der Gram, den dieses junge Frauenzimmer darüber hatte, zog ihr ei- ne Auszehrung zu.
Schwedische Angelegen- heiten.
Der Czar erfuhr nunmehr, daß die Königinn von Schweden die Krone an ihren Gemahl, den Erbprinzen von Hessen Cassel, abgetreten hatte, und daß der König von Frankreich 600000 Kro- nen rückständige Gelder an Schweden bezahlet, und zugleich die Versicherung gegeben hatte, daß die Subsidiengelder in Zukunft richtig bezahlet wer- den sollten; und daß Schweden außer diesem auch eine Million Kronen von England für Bremen und Verden und die versprochenen Subsidien von 300000 Kronen, so lange der Krieg mit Rußland dauerte, bekommen hatte. Alles dieses zusammen
machte,
die eine an den Generalmajor le Fort, einen Enkel des großen le Fort, des groͤßten Lieblinges des Czars, ver- heirathet geweſen, kurz darauf geſtorben war, und nur eine einzige Tochter hinterlaſſen hatte. Die juͤngſte und damals einzige Tochter verlangte Herr Weber, der Hannoͤveriſche Miniſter zur Ehe, die ihm aber aus der Urſache, weil er zu einem andern Hofe gehoͤrte, abgeſchlagen wurde, zumal da dem Czar die- ſe Heirath auch aus andern Urſachen nicht gefiel. Hierauf warb Herr Romanzof, des Czars General- adjutant, um ſie, aber dieſen wollte das Frauenzim- mer nicht, weil er ein Ruſſe und von anderer Reli- gion war. Weil der Marſchall beſorgte, daß der Czar auf dieſe Heirath dringen moͤchte, ſo verlobte er ſie wider ihren Willen mit dem Generallieutenant Bohn, einem Manne, den ſie weder lieben noch hoch- achten konnte, weil er ſeines Alters wegen eher ihr Vater als Ehemann ſeyn konnte. Der Gram, den dieſes junge Frauenzimmer daruͤber hatte, zog ihr ei- ne Auszehrung zu.
Schwediſche Angelegen- heiten.
Der Czar erfuhr nunmehr, daß die Koͤniginn von Schweden die Krone an ihren Gemahl, den Erbprinzen von Heſſen Caſſel, abgetreten hatte, und daß der Koͤnig von Frankreich 600000 Kro- nen ruͤckſtaͤndige Gelder an Schweden bezahlet, und zugleich die Verſicherung gegeben hatte, daß die Subſidiengelder in Zukunft richtig bezahlet wer- den ſollten; und daß Schweden außer dieſem auch eine Million Kronen von England fuͤr Bremen und Verden und die verſprochenen Subſidien von 300000 Kronen, ſo lange der Krieg mit Rußland dauerte, bekommen hatte. Alles dieſes zuſammen
machte,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0248"n="238"/>
die eine an den Generalmajor le Fort, einen Enkel des<lb/>
großen le Fort, des groͤßten Lieblinges des Czars, ver-<lb/>
heirathet geweſen, kurz darauf geſtorben war, und<lb/>
nur eine einzige Tochter hinterlaſſen hatte. Die<lb/>
juͤngſte und damals einzige Tochter verlangte Herr<lb/>
Weber, der Hannoͤveriſche Miniſter zur Ehe, die ihm<lb/>
aber aus der Urſache, weil er zu einem andern Hofe<lb/>
gehoͤrte, abgeſchlagen wurde, zumal da dem Czar die-<lb/>ſe Heirath auch aus andern Urſachen nicht gefiel.<lb/>
Hierauf warb Herr Romanzof, des Czars General-<lb/>
adjutant, um ſie, aber dieſen wollte das Frauenzim-<lb/>
mer nicht, weil er ein Ruſſe und von anderer Reli-<lb/>
gion war. Weil der Marſchall beſorgte, daß der<lb/>
Czar auf dieſe Heirath dringen moͤchte, ſo verlobte er<lb/>ſie wider ihren Willen mit dem Generallieutenant<lb/>
Bohn, einem Manne, den ſie weder lieben noch hoch-<lb/>
achten konnte, weil er ſeines Alters wegen eher ihr<lb/>
Vater als Ehemann ſeyn konnte. Der Gram, den<lb/>
dieſes junge Frauenzimmer daruͤber hatte, zog ihr ei-<lb/>
ne Auszehrung zu.</p><lb/><noteplace="left">Schwediſche<lb/>
Angelegen-<lb/>
heiten.</note><p>Der Czar erfuhr nunmehr, daß die Koͤniginn<lb/>
von Schweden die Krone an ihren Gemahl, den<lb/>
Erbprinzen von Heſſen Caſſel, abgetreten hatte, und<lb/>
daß der Koͤnig von Frankreich 600000 Kro-<lb/>
nen ruͤckſtaͤndige Gelder an Schweden bezahlet,<lb/>
und zugleich die Verſicherung gegeben hatte, daß die<lb/>
Subſidiengelder in Zukunft richtig bezahlet wer-<lb/>
den ſollten; und daß Schweden außer dieſem auch<lb/>
eine Million Kronen von England fuͤr Bremen und<lb/>
Verden und die verſprochenen Subſidien von<lb/>
300000 Kronen, ſo lange der Krieg mit Rußland<lb/>
dauerte, bekommen hatte. Alles dieſes zuſammen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">machte,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[238/0248]
die eine an den Generalmajor le Fort, einen Enkel des
großen le Fort, des groͤßten Lieblinges des Czars, ver-
heirathet geweſen, kurz darauf geſtorben war, und
nur eine einzige Tochter hinterlaſſen hatte. Die
juͤngſte und damals einzige Tochter verlangte Herr
Weber, der Hannoͤveriſche Miniſter zur Ehe, die ihm
aber aus der Urſache, weil er zu einem andern Hofe
gehoͤrte, abgeſchlagen wurde, zumal da dem Czar die-
ſe Heirath auch aus andern Urſachen nicht gefiel.
Hierauf warb Herr Romanzof, des Czars General-
adjutant, um ſie, aber dieſen wollte das Frauenzim-
mer nicht, weil er ein Ruſſe und von anderer Reli-
gion war. Weil der Marſchall beſorgte, daß der
Czar auf dieſe Heirath dringen moͤchte, ſo verlobte er
ſie wider ihren Willen mit dem Generallieutenant
Bohn, einem Manne, den ſie weder lieben noch hoch-
achten konnte, weil er ſeines Alters wegen eher ihr
Vater als Ehemann ſeyn konnte. Der Gram, den
dieſes junge Frauenzimmer daruͤber hatte, zog ihr ei-
ne Auszehrung zu.
Der Czar erfuhr nunmehr, daß die Koͤniginn
von Schweden die Krone an ihren Gemahl, den
Erbprinzen von Heſſen Caſſel, abgetreten hatte, und
daß der Koͤnig von Frankreich 600000 Kro-
nen ruͤckſtaͤndige Gelder an Schweden bezahlet,
und zugleich die Verſicherung gegeben hatte, daß die
Subſidiengelder in Zukunft richtig bezahlet wer-
den ſollten; und daß Schweden außer dieſem auch
eine Million Kronen von England fuͤr Bremen und
Verden und die verſprochenen Subſidien von
300000 Kronen, ſo lange der Krieg mit Rußland
dauerte, bekommen hatte. Alles dieſes zuſammen
machte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/248>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.