Frieden gethane Vorschläge wieder über den Haufen, der damals, wie es schien, eben unterschrieben wer- den sollte.
Bey der Zurückkunft des Czars gab der General-Proceß wi- der viele Große. Fiscal viele Große bey der Regierung an, daß sie die Unterthanen drückten und den Czar um große Sum- men betrögen. Der Czar setzte sogleich ein Gericht nieder, diese Sachen zu untersuchen, ernannte den Marschall Weyde zum Präsidenten desselben, und sagte, daß er der einzige Mann sey, den er noch in keiner Sache falsch befunden habe. Zu Beysitzern gab er ihm die Generallieutenants Butterlin und Schlippenbach, die Generalmajors Galitzin und Ja- gusinsky, wie auch die Generalbrigadiers Wolkof und Mamonof. Dieses Gericht sollte das üble Ver- halten derjenigen Personen untersuchen, die der Gene- ral-Fiscal anzeigen würde, und diejenigen, die sie schuldig befinden würden, verurtheilen, so wie es die Beschaffenheit ihres Verbrechens erfordern würde, ohne Rücksicht auf die Personen zu haben. Der er- ste, der vor dieses Gericht gefordert wurde, war der Fürst Menzikof, welcher der wider ihn ange- brachten Klage schuldig erkannt wurde, und, nach- dem er sich dem Ausspruche dieses Gerichts unterwor- fen hatte, seinen Degen übergab, und in sein Haus gieng, wo er so lange im Arreste bleiben sollte, bis man des Kaisers Willen erfahren würde. Die fol- genden waren der Großadmiral Apraxin und sein Bru- der, ein Senator und Gouverneur in Astrakan, wie auch Generaldirector der Salzwerke. Nachdem sie alle drey waren schuldig befunden worden, wurde ihnen das Urtheil gesprochen, daß sie ihre Aemter verlieren,
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Frieden gethane Vorſchlaͤge wieder uͤber den Haufen, der damals, wie es ſchien, eben unterſchrieben wer- den ſollte.
Bey der Zuruͤckkunft des Czars gab der General-Proceß wi- der viele Große. Fiscal viele Große bey der Regierung an, daß ſie die Unterthanen druͤckten und den Czar um große Sum- men betroͤgen. Der Czar ſetzte ſogleich ein Gericht nieder, dieſe Sachen zu unterſuchen, ernannte den Marſchall Weyde zum Praͤſidenten deſſelben, und ſagte, daß er der einzige Mann ſey, den er noch in keiner Sache falſch befunden habe. Zu Beyſitzern gab er ihm die Generallieutenants Butterlin und Schlippenbach, die Generalmajors Galitzin und Ja- guſinsky, wie auch die Generalbrigadiers Wolkof und Mamonof. Dieſes Gericht ſollte das uͤble Ver- halten derjenigen Perſonen unterſuchen, die der Gene- ral-Fiscal anzeigen wuͤrde, und diejenigen, die ſie ſchuldig befinden wuͤrden, verurtheilen, ſo wie es die Beſchaffenheit ihres Verbrechens erfordern wuͤrde, ohne Ruͤckſicht auf die Perſonen zu haben. Der er- ſte, der vor dieſes Gericht gefordert wurde, war der Fuͤrſt Menzikof, welcher der wider ihn ange- brachten Klage ſchuldig erkannt wurde, und, nach- dem er ſich dem Ausſpruche dieſes Gerichts unterwor- fen hatte, ſeinen Degen uͤbergab, und in ſein Haus gieng, wo er ſo lange im Arreſte bleiben ſollte, bis man des Kaiſers Willen erfahren wuͤrde. Die fol- genden waren der Großadmiral Apraxin und ſein Bru- der, ein Senator und Gouverneur in Aſtrakan, wie auch Generaldirector der Salzwerke. Nachdem ſie alle drey waren ſchuldig befunden worden, wurde ihnen das Urtheil geſprochen, daß ſie ihre Aemter verlieren,
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Frieden gethane Vorſchlaͤge wieder uͤber den Haufen,
der damals, wie es ſchien, eben unterſchrieben wer-
den ſollte.
Bey der Zuruͤckkunft des Czars gab der General-
Fiscal viele Große bey der Regierung an, daß ſie die
Unterthanen druͤckten und den Czar um große Sum-
men betroͤgen. Der Czar ſetzte ſogleich ein Gericht
nieder, dieſe Sachen zu unterſuchen, ernannte den
Marſchall Weyde zum Praͤſidenten deſſelben, und
ſagte, daß er der einzige Mann ſey, den er noch in
keiner Sache falſch befunden habe. Zu Beyſitzern
gab er ihm die Generallieutenants Butterlin und
Schlippenbach, die Generalmajors Galitzin und Ja-
guſinsky, wie auch die Generalbrigadiers Wolkof
und Mamonof. Dieſes Gericht ſollte das uͤble Ver-
halten derjenigen Perſonen unterſuchen, die der Gene-
ral-Fiscal anzeigen wuͤrde, und diejenigen, die ſie
ſchuldig befinden wuͤrden, verurtheilen, ſo wie es die
Beſchaffenheit ihres Verbrechens erfordern wuͤrde,
ohne Ruͤckſicht auf die Perſonen zu haben. Der er-
ſte, der vor dieſes Gericht gefordert wurde, war
der Fuͤrſt Menzikof, welcher der wider ihn ange-
brachten Klage ſchuldig erkannt wurde, und, nach-
dem er ſich dem Ausſpruche dieſes Gerichts unterwor-
fen hatte, ſeinen Degen uͤbergab, und in ſein Haus
gieng, wo er ſo lange im Arreſte bleiben ſollte, bis
man des Kaiſers Willen erfahren wuͤrde. Die fol-
genden waren der Großadmiral Apraxin und ſein Bru-
der, ein Senator und Gouverneur in Aſtrakan, wie auch
Generaldirector der Salzwerke. Nachdem ſie alle
drey waren ſchuldig befunden worden, wurde ihnen
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/235>, abgerufen am 24.11.2024.
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