mahlinn beygesetzet wurde; bey welcher Gelegenheit der Czar und die Czarinn, wie auch die vornehmsten Adelichen in Procession mitgiengen. Die von die- sem Tode verbreiteten Nachrichten waren sehr verschie- den. Es wurde öffentlich bekannt gemacht, daß ihm, als er sein Todesurtheil sprechen hörte, die Furcht da- vor einen Schlagfluß verursachet habe, woran er ge- storben sey. Allein es glaubten es nur sehr wenige, daß er eines natürlichen Todes gestorben sey; indessen war es gefährlich, zu sagen, was man dachte. Dem Kaiserlichen und dem Holländischen Gesandten ward der Hof verboten, weil sie bey dieser Gelegenheit zu frey geredet hatten, und wurden, weil man sich über sie beschweret hatte, beyde zurück berufen.
Auf diese Art starb der für diese große Monar- chie bestimmte Erbe, und wurde sehr wenig von Per- sonen von Stande bedauert, weil er ihren Umgang und Bekanntschaft beständig vermieden hatte. Man sagte, daß der Czar überaus große Mühe auf die Erziehung dieses Prinzen gewendet habe, die aber ins- gesammt vergebens war, weil er von Natur träge und ungesittet war, und mit der niedrigsten Gesellschaft umgieng, mit der er allen Arten von Lastern und Schwelgerey nachhieng. Um dieses zu verhindern, schickte ihn sein Vater auf Reisen, ausländische Höfe zu besuchen, und glaubte, ihn dadurch zu bessern; aber auch dieses war ohne Nutzen. Hierauf befahl er ihm, ihn auf seinen Reisen zu begleiten, um selbst ein wach- sames Auge auf ihn zu haben; aber diesem entgieng der Prinz dadurch, daß er beständig vorgab, er sey krank, welches auch wohl seyn konnte, weil er die meiste Zeit betrunken war. Zuletzt glaubte der
Czar
mahlinn beygeſetzet wurde; bey welcher Gelegenheit der Czar und die Czarinn, wie auch die vornehmſten Adelichen in Proceſſion mitgiengen. Die von die- ſem Tode verbreiteten Nachrichten waren ſehr verſchie- den. Es wurde oͤffentlich bekannt gemacht, daß ihm, als er ſein Todesurtheil ſprechen hoͤrte, die Furcht da- vor einen Schlagfluß verurſachet habe, woran er ge- ſtorben ſey. Allein es glaubten es nur ſehr wenige, daß er eines natuͤrlichen Todes geſtorben ſey; indeſſen war es gefaͤhrlich, zu ſagen, was man dachte. Dem Kaiſerlichen und dem Hollaͤndiſchen Geſandten ward der Hof verboten, weil ſie bey dieſer Gelegenheit zu frey geredet hatten, und wurden, weil man ſich uͤber ſie beſchweret hatte, beyde zuruͤck berufen.
Auf dieſe Art ſtarb der fuͤr dieſe große Monar- chie beſtimmte Erbe, und wurde ſehr wenig von Per- ſonen von Stande bedauert, weil er ihren Umgang und Bekanntſchaft beſtaͤndig vermieden hatte. Man ſagte, daß der Czar uͤberaus große Muͤhe auf die Erziehung dieſes Prinzen gewendet habe, die aber ins- geſammt vergebens war, weil er von Natur traͤge und ungeſittet war, und mit der niedrigſten Geſellſchaft umgieng, mit der er allen Arten von Laſtern und Schwelgerey nachhieng. Um dieſes zu verhindern, ſchickte ihn ſein Vater auf Reiſen, auslaͤndiſche Hoͤfe zu beſuchen, und glaubte, ihn dadurch zu beſſern; aber auch dieſes war ohne Nutzen. Hierauf befahl er ihm, ihn auf ſeinen Reiſen zu begleiten, um ſelbſt ein wach- ſames Auge auf ihn zu haben; aber dieſem entgieng der Prinz dadurch, daß er beſtaͤndig vorgab, er ſey krank, welches auch wohl ſeyn konnte, weil er die meiſte Zeit betrunken war. Zuletzt glaubte der
Czar
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mahlinn beygeſetzet wurde; bey welcher Gelegenheit
der Czar und die Czarinn, wie auch die vornehmſten
Adelichen in Proceſſion mitgiengen. Die von die-
ſem Tode verbreiteten Nachrichten waren ſehr verſchie-
den. Es wurde oͤffentlich bekannt gemacht, daß ihm,
als er ſein Todesurtheil ſprechen hoͤrte, die Furcht da-
vor einen Schlagfluß verurſachet habe, woran er ge-
ſtorben ſey. Allein es glaubten es nur ſehr wenige,
daß er eines natuͤrlichen Todes geſtorben ſey; indeſſen
war es gefaͤhrlich, zu ſagen, was man dachte. Dem
Kaiſerlichen und dem Hollaͤndiſchen Geſandten ward
der Hof verboten, weil ſie bey dieſer Gelegenheit zu
frey geredet hatten, und wurden, weil man ſich uͤber
ſie beſchweret hatte, beyde zuruͤck berufen.
Auf dieſe Art ſtarb der fuͤr dieſe große Monar-
chie beſtimmte Erbe, und wurde ſehr wenig von Per-
ſonen von Stande bedauert, weil er ihren Umgang
und Bekanntſchaft beſtaͤndig vermieden hatte. Man
ſagte, daß der Czar uͤberaus große Muͤhe auf die
Erziehung dieſes Prinzen gewendet habe, die aber ins-
geſammt vergebens war, weil er von Natur traͤge und
ungeſittet war, und mit der niedrigſten Geſellſchaft
umgieng, mit der er allen Arten von Laſtern und
Schwelgerey nachhieng. Um dieſes zu verhindern,
ſchickte ihn ſein Vater auf Reiſen, auslaͤndiſche Hoͤfe
zu beſuchen, und glaubte, ihn dadurch zu beſſern; aber
auch dieſes war ohne Nutzen. Hierauf befahl er ihm,
ihn auf ſeinen Reiſen zu begleiten, um ſelbſt ein wach-
ſames Auge auf ihn zu haben; aber dieſem entgieng
der Prinz dadurch, daß er beſtaͤndig vorgab, er ſey
krank, welches auch wohl ſeyn konnte, weil er die
meiſte Zeit betrunken war. Zuletzt glaubte der
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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