Mutter, die vormalige Ezarinn, jetzige Aebtissinn im Kloster Susdale, und ihr Liebling, der Bojar Gle- bof befanden, der nicht allein ein böses Leben mit der Mutter geführet hatte, sondern auch die vornehmste Triebfeder der Verschwörung, zwischen ihr und ihrem Sohne, dem Czarowitz, gewesen war. Die Briefe, die sie an einander geschrieben hatten, wurden bekannt gemacht, und waren nicht allein verrätherisch, sondern auch schändlich. Nebst diesen wurden auch der Bojar Abraham Lapuchin, der verstorbenen Czarinn Bru- der, und Oheim des Prinzen, Alexander Kikin, er- ster Commissar bey der Admiralität, vor diesem ein großer Liebling des Czars, der Bischof von Rostof und Pustinoi, der vorigen Czarinn Beichtvater und Schatzmeister, verhört und zum Tode verurtheilt. Glebof wurde lebendig gespießt, und die andern vier lebendig gerädert. Hierzu wurde vor dem Schloß- thore ein hohes Viereck erbauet; der gespießte Körper Glebofs wurde in der Mitte und die Köpfe der vier andern an den Ecken auf vier hohen Pfählen aufge- steckt. Es wurden auch zu eben der Zeit viele ande- re hingerichtet, worunter sich auch 50 Priester und Mönche befanden, die die letzten Gesellschafter des Czarowitz gewesen waren, und ihn zu allen Arten der Schwelgerey verführet hatten, denen die Köpfe auf einem Blocke, welches ein dazu gemachter Baum war, daß sie alle zugleich Platz hatten, abgehauen wurden.
Die Prinzes- sinn Maria ist mit dar- unter.
Die Prinzessinn Maria, eine Halbschwester des Czars, war ebenfalls mit in dieser Verschwörung ver- wickelt; sie ward nachmals in ein nahe an der Lado- gasee gelegenes Kloster eingesperrt; die vorige Czarinn
Ottakesa
Mutter, die vormalige Ezarinn, jetzige Aebtiſſinn im Kloſter Susdale, und ihr Liebling, der Bojar Gle- bof befanden, der nicht allein ein boͤſes Leben mit der Mutter gefuͤhret hatte, ſondern auch die vornehmſte Triebfeder der Verſchwoͤrung, zwiſchen ihr und ihrem Sohne, dem Czarowitz, geweſen war. Die Briefe, die ſie an einander geſchrieben hatten, wurden bekannt gemacht, und waren nicht allein verraͤtheriſch, ſondern auch ſchaͤndlich. Nebſt dieſen wurden auch der Bojar Abraham Lapuchin, der verſtorbenen Czarinn Bru- der, und Oheim des Prinzen, Alexander Kikin, er- ſter Commiſſar bey der Admiralitaͤt, vor dieſem ein großer Liebling des Czars, der Biſchof von Roſtof und Puſtinoi, der vorigen Czarinn Beichtvater und Schatzmeiſter, verhoͤrt und zum Tode verurtheilt. Glebof wurde lebendig geſpießt, und die andern vier lebendig geraͤdert. Hierzu wurde vor dem Schloß- thore ein hohes Viereck erbauet; der geſpießte Koͤrper Glebofs wurde in der Mitte und die Koͤpfe der vier andern an den Ecken auf vier hohen Pfaͤhlen aufge- ſteckt. Es wurden auch zu eben der Zeit viele ande- re hingerichtet, worunter ſich auch 50 Prieſter und Moͤnche befanden, die die letzten Geſellſchafter des Czarowitz geweſen waren, und ihn zu allen Arten der Schwelgerey verfuͤhret hatten, denen die Koͤpfe auf einem Blocke, welches ein dazu gemachter Baum war, daß ſie alle zugleich Platz hatten, abgehauen wurden.
Die Prinzeſ- ſinn Maria iſt mit dar- unter.
Die Prinzeſſinn Maria, eine Halbſchweſter des Czars, war ebenfalls mit in dieſer Verſchwoͤrung ver- wickelt; ſie ward nachmals in ein nahe an der Lado- gaſee gelegenes Kloſter eingeſperrt; die vorige Czarinn
Ottakeſa
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Mutter, die vormalige Ezarinn, jetzige Aebtiſſinn im
Kloſter Susdale, und ihr Liebling, der Bojar Gle-
bof befanden, der nicht allein ein boͤſes Leben mit der
Mutter gefuͤhret hatte, ſondern auch die vornehmſte
Triebfeder der Verſchwoͤrung, zwiſchen ihr und ihrem
Sohne, dem Czarowitz, geweſen war. Die Briefe,
die ſie an einander geſchrieben hatten, wurden bekannt
gemacht, und waren nicht allein verraͤtheriſch, ſondern
auch ſchaͤndlich. Nebſt dieſen wurden auch der Bojar
Abraham Lapuchin, der verſtorbenen Czarinn Bru-
der, und Oheim des Prinzen, Alexander Kikin, er-
ſter Commiſſar bey der Admiralitaͤt, vor dieſem ein
großer Liebling des Czars, der Biſchof von Roſtof
und Puſtinoi, der vorigen Czarinn Beichtvater und
Schatzmeiſter, verhoͤrt und zum Tode verurtheilt.
Glebof wurde lebendig geſpießt, und die andern vier
lebendig geraͤdert. Hierzu wurde vor dem Schloß-
thore ein hohes Viereck erbauet; der geſpießte Koͤrper
Glebofs wurde in der Mitte und die Koͤpfe der vier
andern an den Ecken auf vier hohen Pfaͤhlen aufge-
ſteckt. Es wurden auch zu eben der Zeit viele ande-
re hingerichtet, worunter ſich auch 50 Prieſter und
Moͤnche befanden, die die letzten Geſellſchafter des
Czarowitz geweſen waren, und ihn zu allen Arten der
Schwelgerey verfuͤhret hatten, denen die Koͤpfe auf
einem Blocke, welches ein dazu gemachter Baum
war, daß ſie alle zugleich Platz hatten, abgehauen
wurden.
Die Prinzeſſinn Maria, eine Halbſchweſter des
Czars, war ebenfalls mit in dieſer Verſchwoͤrung ver-
wickelt; ſie ward nachmals in ein nahe an der Lado-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/224>, abgerufen am 24.11.2024.
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