Ein großer Theil davon stand rings herum auf den Wällen; sie besetzten auch die Thore stark, mit dem strengen Befehle, nicht über hundert Russen auf ein- mal, um Wasser zu holen, in die Stadt zu lassen, da sonst nirgends welches zu bekommen war. Die- ses Wasser wurde in einer ziemlichen Entfernung aus dem Königlichen Park durch Röhren in die Stadt ge- leitet. Da aber 100 Mann für eine solche Armee nicht Wasser genug herbey schaffen konnten, so er- laubten sie, daß 150 auf einmal herein kommen durf- ten, da denn die eine Parthie bereit war, hinein zu gehen, so bald als die andere heraus kam. Da sie aber öfters von den Dänischen Soldaten abgehalten wurden, sich mit Wasser zu versehen, indem jene das Recht zu haben glaubten, zuerst Wasser bekommen zu müssen, so verursachte dieses große Unordnungen. Endlich kam es zu Schlägen, und es wurden auf bey- den Seiten einige getödtet und verwundet. Als nun die Russen sahen, daß die Wache zu partheyisch gegen ihre eigene Leute war, so bemächtigten sie sich dersel- ben, und jagten sie fort. Nachdem sie ins Lager zu- rück gekommen waren, fiengen sie überall an nach Wasser zu graben, und trafen von ungefähr eine von den Röhren, die Wasser in die Stadt führte. Sie hieben diese entzwey, und hatten hernach Wasser ge- nug. Da sie aber nicht gehörig mit Holz, ihre Speisen zu kochen, versehen waren, so fiengen sie an, die Bäume in dem Park umzuhauen, und hatten de- ren schon eine Menge nieder gehauen, ehe ihnen durch ihre Officiers Einhalt gethan werden konnte. Es wurden indessen viele von den Anführern hart bestraft.
Die
Ein großer Theil davon ſtand rings herum auf den Waͤllen; ſie beſetzten auch die Thore ſtark, mit dem ſtrengen Befehle, nicht uͤber hundert Ruſſen auf ein- mal, um Waſſer zu holen, in die Stadt zu laſſen, da ſonſt nirgends welches zu bekommen war. Die- ſes Waſſer wurde in einer ziemlichen Entfernung aus dem Koͤniglichen Park durch Roͤhren in die Stadt ge- leitet. Da aber 100 Mann fuͤr eine ſolche Armee nicht Waſſer genug herbey ſchaffen konnten, ſo er- laubten ſie, daß 150 auf einmal herein kommen durf- ten, da denn die eine Parthie bereit war, hinein zu gehen, ſo bald als die andere heraus kam. Da ſie aber oͤfters von den Daͤniſchen Soldaten abgehalten wurden, ſich mit Waſſer zu verſehen, indem jene das Recht zu haben glaubten, zuerſt Waſſer bekommen zu muͤſſen, ſo verurſachte dieſes große Unordnungen. Endlich kam es zu Schlaͤgen, und es wurden auf bey- den Seiten einige getoͤdtet und verwundet. Als nun die Ruſſen ſahen, daß die Wache zu partheyiſch gegen ihre eigene Leute war, ſo bemaͤchtigten ſie ſich derſel- ben, und jagten ſie fort. Nachdem ſie ins Lager zu- ruͤck gekommen waren, fiengen ſie uͤberall an nach Waſſer zu graben, und trafen von ungefaͤhr eine von den Roͤhren, die Waſſer in die Stadt fuͤhrte. Sie hieben dieſe entzwey, und hatten hernach Waſſer ge- nug. Da ſie aber nicht gehoͤrig mit Holz, ihre Speiſen zu kochen, verſehen waren, ſo fiengen ſie an, die Baͤume in dem Park umzuhauen, und hatten de- ren ſchon eine Menge nieder gehauen, ehe ihnen durch ihre Officiers Einhalt gethan werden konnte. Es wurden indeſſen viele von den Anfuͤhrern hart beſtraft.
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Ein großer Theil davon ſtand rings herum auf den
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ſtrengen Befehle, nicht uͤber hundert Ruſſen auf ein-
mal, um Waſſer zu holen, in die Stadt zu laſſen,
da ſonſt nirgends welches zu bekommen war. Die-
ſes Waſſer wurde in einer ziemlichen Entfernung aus
dem Koͤniglichen Park durch Roͤhren in die Stadt ge-
leitet. Da aber 100 Mann fuͤr eine ſolche Armee
nicht Waſſer genug herbey ſchaffen konnten, ſo er-
laubten ſie, daß 150 auf einmal herein kommen durf-
ten, da denn die eine Parthie bereit war, hinein zu
gehen, ſo bald als die andere heraus kam. Da ſie
aber oͤfters von den Daͤniſchen Soldaten abgehalten
wurden, ſich mit Waſſer zu verſehen, indem jene das
Recht zu haben glaubten, zuerſt Waſſer bekommen
zu muͤſſen, ſo verurſachte dieſes große Unordnungen.
Endlich kam es zu Schlaͤgen, und es wurden auf bey-
den Seiten einige getoͤdtet und verwundet. Als nun
die Ruſſen ſahen, daß die Wache zu partheyiſch gegen
ihre eigene Leute war, ſo bemaͤchtigten ſie ſich derſel-
ben, und jagten ſie fort. Nachdem ſie ins Lager zu-
ruͤck gekommen waren, fiengen ſie uͤberall an nach
Waſſer zu graben, und trafen von ungefaͤhr eine von
den Roͤhren, die Waſſer in die Stadt fuͤhrte. Sie
hieben dieſe entzwey, und hatten hernach Waſſer ge-
nug. Da ſie aber nicht gehoͤrig mit Holz, ihre
Speiſen zu kochen, verſehen waren, ſo fiengen ſie an,
die Baͤume in dem Park umzuhauen, und hatten de-
ren ſchon eine Menge nieder gehauen, ehe ihnen durch
ihre Officiers Einhalt gethan werden konnte. Es
wurden indeſſen viele von den Anfuͤhrern hart beſtraft.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/199>, abgerufen am 18.12.2024.
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