Der Czar und der König von Dännemark hattenUnterredung mit dem Kö- ge von Dän- nemark. zu Ham und Horn, nahe bey Hamburg, eine lange Conferenz gehalten, die vom 28sten May bis den 4ten Junii gedauert hatte, und worinn eine Landung in Schonen war beschlossen worden. Den 5ten Junii gieng der Czar nach Pyrmont, den Brunnen zu trin- ken, und kam den 31sten wieder nach Schwerin, der Residenz des Herzoges von Mecklenburg, zurück. Den 4ten Julii gieng er nach Rostock und Warnemünde, wo die 45 Galeeren von Danzig, die 8000 Mann am Bord hatten, angekommen waren, mit welchen er alsdann nach Dännemark absegelte. Der KönigDer Czar kommt in Ko- penhagen an. von Dännemark kam zu Provestein zu ihm, da sie denn auf des Czars Galeere abfuhren, und den 17ten mit einander in Kopenhagen ankamen.
Den 28sten August fuhr der Marschall Tschere- metof mit 10000 Mann von Warnemünde ab, und kam den 29sten in Kopenhagen an. Der Marschall begab sich in das für ihn in der Stadt bestimmte Haus; die Zollbedienten kamen auf das Schiff, seine Bagage zu durchsuchen, wurden aber durch den wachthabenden Officier verhindert. Da sie nun das Schiff nicht in den Hafen ließen, so ward ich an das Zollhaus abgeschickt, um zu hören, warum des Mar- schalls Bagage nicht in den Hafen einlaufen dürfe? Sie sagten mir, daß es der Waaren wegen untersuchet werden müsse. Jch antwortete, daß es bey den Rus- sischen Generalen nicht Mode sey, Kaufleute abzuge- ben, und versicherte sie, daß keine Kaufmannswaaren auf dem Schiffe wären, und daß der Marschall ge- wiß eine so beleidigende Bewegung ahnden würde. Hierauf wurde Befehl gegeben, das Schiff in den
Hafen
Der Czar und der Koͤnig von Daͤnnemark hattenUnterredung mit dem Koͤ- ge von Daͤn- nemark. zu Ham und Horn, nahe bey Hamburg, eine lange Conferenz gehalten, die vom 28ſten May bis den 4ten Junii gedauert hatte, und worinn eine Landung in Schonen war beſchloſſen worden. Den 5ten Junii gieng der Czar nach Pyrmont, den Brunnen zu trin- ken, und kam den 31ſten wieder nach Schwerin, der Reſidenz des Herzoges von Mecklenburg, zuruͤck. Den 4ten Julii gieng er nach Roſtock und Warnemuͤnde, wo die 45 Galeeren von Danzig, die 8000 Mann am Bord hatten, angekommen waren, mit welchen er alsdann nach Daͤnnemark abſegelte. Der KoͤnigDer Czar kommt in Ko- penhagen an. von Daͤnnemark kam zu Proveſtein zu ihm, da ſie denn auf des Czars Galeere abfuhren, und den 17ten mit einander in Kopenhagen ankamen.
Den 28ſten Auguſt fuhr der Marſchall Tſchere- metof mit 10000 Mann von Warnemuͤnde ab, und kam den 29ſten in Kopenhagen an. Der Marſchall begab ſich in das fuͤr ihn in der Stadt beſtimmte Haus; die Zollbedienten kamen auf das Schiff, ſeine Bagage zu durchſuchen, wurden aber durch den wachthabenden Officier verhindert. Da ſie nun das Schiff nicht in den Hafen ließen, ſo ward ich an das Zollhaus abgeſchickt, um zu hoͤren, warum des Mar- ſchalls Bagage nicht in den Hafen einlaufen duͤrfe? Sie ſagten mir, daß es der Waaren wegen unterſuchet werden muͤſſe. Jch antwortete, daß es bey den Ruſ- ſiſchen Generalen nicht Mode ſey, Kaufleute abzuge- ben, und verſicherte ſie, daß keine Kaufmannswaaren auf dem Schiffe waͤren, und daß der Marſchall ge- wiß eine ſo beleidigende Bewegung ahnden wuͤrde. Hierauf wurde Befehl gegeben, das Schiff in den
Hafen
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Der Czar und der Koͤnig von Daͤnnemark hatten
zu Ham und Horn, nahe bey Hamburg, eine lange
Conferenz gehalten, die vom 28ſten May bis den 4ten
Junii gedauert hatte, und worinn eine Landung in
Schonen war beſchloſſen worden. Den 5ten Junii
gieng der Czar nach Pyrmont, den Brunnen zu trin-
ken, und kam den 31ſten wieder nach Schwerin, der
Reſidenz des Herzoges von Mecklenburg, zuruͤck. Den
4ten Julii gieng er nach Roſtock und Warnemuͤnde,
wo die 45 Galeeren von Danzig, die 8000 Mann
am Bord hatten, angekommen waren, mit welchen
er alsdann nach Daͤnnemark abſegelte. Der Koͤnig
von Daͤnnemark kam zu Proveſtein zu ihm, da ſie
denn auf des Czars Galeere abfuhren, und den 17ten
mit einander in Kopenhagen ankamen.
Unterredung
mit dem Koͤ-
ge von Daͤn-
nemark.
Der Czar
kommt in Ko-
penhagen an.
Den 28ſten Auguſt fuhr der Marſchall Tſchere-
metof mit 10000 Mann von Warnemuͤnde ab, und
kam den 29ſten in Kopenhagen an. Der Marſchall
begab ſich in das fuͤr ihn in der Stadt beſtimmte
Haus; die Zollbedienten kamen auf das Schiff, ſeine
Bagage zu durchſuchen, wurden aber durch den
wachthabenden Officier verhindert. Da ſie nun das
Schiff nicht in den Hafen ließen, ſo ward ich an das
Zollhaus abgeſchickt, um zu hoͤren, warum des Mar-
ſchalls Bagage nicht in den Hafen einlaufen duͤrfe?
Sie ſagten mir, daß es der Waaren wegen unterſuchet
werden muͤſſe. Jch antwortete, daß es bey den Ruſ-
ſiſchen Generalen nicht Mode ſey, Kaufleute abzuge-
ben, und verſicherte ſie, daß keine Kaufmannswaaren
auf dem Schiffe waͤren, und daß der Marſchall ge-
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Hierauf wurde Befehl gegeben, das Schiff in den
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/197>, abgerufen am 18.12.2024.
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