Er gieng und gesellte sich zu eilf andern, die noch schlimmer als er waren. Sie giengen kurz hierauf mitten in der Nacht auf dieses Haus zu, und da ih- nen eine Magd begegnete, die nach Wasser gieng, so brachten sie diese um, und steckten ihren Körper unter das Eis. Hierauf giengen sie in das Haus und in die Ställe, und ermordeten drey Mägde und fünf Knechte. Endlich giengen sie in des Besitzers Stu- ben, und brachten seine Frau und drey von seinen Kindern vor seinen Augen um; das vierte, ein Kna- be von 5 Jahren, hatte sich in der Bestürzung unter einem Bette unvermerkt verborgen. Hierauf zwan- gen sie den Wirth alle seine Küsten und Kasten auf- zumachen, und trugen alles, was tragbar und vom Werthe war, aus dem Hause. Sie banden ihn hierauf mit Händen und Füßen an das Gestell eines großen Tisches, an den sie sich setzten, und es sich bey dem Besten, was sie im Hause fanden, recht wohl seyn ließen. Sie machten endlich den Beschluß da- mit, daß sie Heu und Stroh in die Stuben streuten, und das Haus anzündeten, damit der niederträchtige Wirth, wie sie ihn nannten, mit den ermordeten Kör- pern lebendig verbrennen möchte, und folglich nichts entdeckt werden könnte. Um recht sicher zu gehen, holten sie auch den Körper der Magd unter dem Eise hervor, und legten ihn zu ihrem lebendigen Herrn. Nach diesem wohl überlegten Plane zündeten sie das Haus an, und machten sich mit ihrer Beute davon. Der kleine Knabe, der sich unter dem Bette verbor- gen hatte, wurde durch den Rauch verdränget, und als der Vater hörte, daß ihn das Kind rufte, hieß er selbiges ein Messer aus seiner Tasche nehmen, und
den
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Er gieng und geſellte ſich zu eilf andern, die noch ſchlimmer als er waren. Sie giengen kurz hierauf mitten in der Nacht auf dieſes Haus zu, und da ih- nen eine Magd begegnete, die nach Waſſer gieng, ſo brachten ſie dieſe um, und ſteckten ihren Koͤrper unter das Eis. Hierauf giengen ſie in das Haus und in die Staͤlle, und ermordeten drey Maͤgde und fuͤnf Knechte. Endlich giengen ſie in des Beſitzers Stu- ben, und brachten ſeine Frau und drey von ſeinen Kindern vor ſeinen Augen um; das vierte, ein Kna- be von 5 Jahren, hatte ſich in der Beſtuͤrzung unter einem Bette unvermerkt verborgen. Hierauf zwan- gen ſie den Wirth alle ſeine Kuͤſten und Kaſten auf- zumachen, und trugen alles, was tragbar und vom Werthe war, aus dem Hauſe. Sie banden ihn hierauf mit Haͤnden und Fuͤßen an das Geſtell eines großen Tiſches, an den ſie ſich ſetzten, und es ſich bey dem Beſten, was ſie im Hauſe fanden, recht wohl ſeyn ließen. Sie machten endlich den Beſchluß da- mit, daß ſie Heu und Stroh in die Stuben ſtreuten, und das Haus anzuͤndeten, damit der niedertraͤchtige Wirth, wie ſie ihn nannten, mit den ermordeten Koͤr- pern lebendig verbrennen moͤchte, und folglich nichts entdeckt werden koͤnnte. Um recht ſicher zu gehen, holten ſie auch den Koͤrper der Magd unter dem Eiſe hervor, und legten ihn zu ihrem lebendigen Herrn. Nach dieſem wohl uͤberlegten Plane zuͤndeten ſie das Haus an, und machten ſich mit ihrer Beute davon. Der kleine Knabe, der ſich unter dem Bette verbor- gen hatte, wurde durch den Rauch verdraͤnget, und als der Vater hoͤrte, daß ihn das Kind rufte, hieß er ſelbiges ein Meſſer aus ſeiner Taſche nehmen, und
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Er gieng und geſellte ſich zu eilf andern, die noch
ſchlimmer als er waren. Sie giengen kurz hierauf
mitten in der Nacht auf dieſes Haus zu, und da ih-
nen eine Magd begegnete, die nach Waſſer gieng, ſo
brachten ſie dieſe um, und ſteckten ihren Koͤrper unter
das Eis. Hierauf giengen ſie in das Haus und in
die Staͤlle, und ermordeten drey Maͤgde und fuͤnf
Knechte. Endlich giengen ſie in des Beſitzers Stu-
ben, und brachten ſeine Frau und drey von ſeinen
Kindern vor ſeinen Augen um; das vierte, ein Kna-
be von 5 Jahren, hatte ſich in der Beſtuͤrzung unter
einem Bette unvermerkt verborgen. Hierauf zwan-
gen ſie den Wirth alle ſeine Kuͤſten und Kaſten auf-
zumachen, und trugen alles, was tragbar und vom
Werthe war, aus dem Hauſe. Sie banden ihn
hierauf mit Haͤnden und Fuͤßen an das Geſtell eines
großen Tiſches, an den ſie ſich ſetzten, und es ſich bey
dem Beſten, was ſie im Hauſe fanden, recht wohl
ſeyn ließen. Sie machten endlich den Beſchluß da-
mit, daß ſie Heu und Stroh in die Stuben ſtreuten,
und das Haus anzuͤndeten, damit der niedertraͤchtige
Wirth, wie ſie ihn nannten, mit den ermordeten Koͤr-
pern lebendig verbrennen moͤchte, und folglich nichts
entdeckt werden koͤnnte. Um recht ſicher zu gehen,
holten ſie auch den Koͤrper der Magd unter dem Eiſe
hervor, und legten ihn zu ihrem lebendigen Herrn.
Nach dieſem wohl uͤberlegten Plane zuͤndeten ſie das
Haus an, und machten ſich mit ihrer Beute davon.
Der kleine Knabe, der ſich unter dem Bette verbor-
gen hatte, wurde durch den Rauch verdraͤnget, und
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/191>, abgerufen am 18.12.2024.
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