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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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wo sie seine Magd mit ein wenig Geld bestach, daß sie
selbige in einem abgelegenen Zimmer in dem Hause
eine Nacht beherbergte, damit sie als ein fremdes
Frauenzimmer nicht in einem öffentlichen Gasthofe ein-
kehren dürfte. Nachdem sie es so weit gebracht hat-
te, besichtigte sie das Haus, und besonders das Schlaf-
zimmer des Capitäns, welcher den ganzen Tag abwe-
send war, und nur Abends spät nach Hause kam.
Sie hielt sich still, bis sie glaubte, daß alles im
Hause zu Bette sey, da sie denn mit einem Lichte in
der einen, und einem Dolche in der andern Hand vor
sein Bett trat, ihn aufweckte, und ihn fragte, ob er
sie kenne. Als er nun wissen wollte, was sie hier zu
suchen hätte, erklärte sie ihm, daß er sich jetzt ent-
schließen müsse, entweder ihr sein Wort zu halten,
oder zu sterben. Der Capitän suchte Ausflüchte, und
rief zugleich seine Leute; aber ehe noch jemand herbey
kommen konnte, stieß sie ihn in die Brust, und gab
ihm, so sehr er sich auch wehrete, noch verschiedene
Stiche an andern Orten seines Leibes. Endlich ka-
men seine Leute ihm zu Hülfe, und da sie ihren Herrn
in seinem Blute schwimmen sahen, so schickten sie
nach der Wache, sich ihrer zu versichern. Sie mach-
te indessen keine Mine, zu entfliehen, sondern fuhr
fort, ihm seine Niederträchtigkeit vorzuwerfen, ob er
gleich selbst sie bath, auf ihre Sicherheit zu denken,
indem er sich für tödtlich verwundet hielt. Endlich kam
die Obrigkeit mit einer Wache, sie in das Gefängniß zu
führen, welches aber der Capitän nicht zugeben wollte,
sondern bath, einen Priester hohlen zu lassen, welchem
er bey dessen Ankunft gestand, wie sehr er dieses jun-
ge Frauenzimmer beleidiget habe, und ihn bath, ihn

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wo ſie ſeine Magd mit ein wenig Geld beſtach, daß ſie
ſelbige in einem abgelegenen Zimmer in dem Hauſe
eine Nacht beherbergte, damit ſie als ein fremdes
Frauenzimmer nicht in einem oͤffentlichen Gaſthofe ein-
kehren duͤrfte. Nachdem ſie es ſo weit gebracht hat-
te, beſichtigte ſie das Haus, und beſonders das Schlaf-
zimmer des Capitaͤns, welcher den ganzen Tag abwe-
ſend war, und nur Abends ſpaͤt nach Hauſe kam.
Sie hielt ſich ſtill, bis ſie glaubte, daß alles im
Hauſe zu Bette ſey, da ſie denn mit einem Lichte in
der einen, und einem Dolche in der andern Hand vor
ſein Bett trat, ihn aufweckte, und ihn fragte, ob er
ſie kenne. Als er nun wiſſen wollte, was ſie hier zu
ſuchen haͤtte, erklaͤrte ſie ihm, daß er ſich jetzt ent-
ſchließen muͤſſe, entweder ihr ſein Wort zu halten,
oder zu ſterben. Der Capitaͤn ſuchte Ausfluͤchte, und
rief zugleich ſeine Leute; aber ehe noch jemand herbey
kommen konnte, ſtieß ſie ihn in die Bruſt, und gab
ihm, ſo ſehr er ſich auch wehrete, noch verſchiedene
Stiche an andern Orten ſeines Leibes. Endlich ka-
men ſeine Leute ihm zu Huͤlfe, und da ſie ihren Herrn
in ſeinem Blute ſchwimmen ſahen, ſo ſchickten ſie
nach der Wache, ſich ihrer zu verſichern. Sie mach-
te indeſſen keine Mine, zu entfliehen, ſondern fuhr
fort, ihm ſeine Niedertraͤchtigkeit vorzuwerfen, ob er
gleich ſelbſt ſie bath, auf ihre Sicherheit zu denken,
indem er ſich fuͤr toͤdtlich verwundet hielt. Endlich kam
die Obrigkeit mit einer Wache, ſie in das Gefaͤngniß zu
fuͤhren, welches aber der Capitaͤn nicht zugeben wollte,
ſondern bath, einen Prieſter hohlen zu laſſen, welchem
er bey deſſen Ankunft geſtand, wie ſehr er dieſes jun-
ge Frauenzimmer beleidiget habe, und ihn bath, ihn

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[9/0019] wo ſie ſeine Magd mit ein wenig Geld beſtach, daß ſie ſelbige in einem abgelegenen Zimmer in dem Hauſe eine Nacht beherbergte, damit ſie als ein fremdes Frauenzimmer nicht in einem oͤffentlichen Gaſthofe ein- kehren duͤrfte. Nachdem ſie es ſo weit gebracht hat- te, beſichtigte ſie das Haus, und beſonders das Schlaf- zimmer des Capitaͤns, welcher den ganzen Tag abwe- ſend war, und nur Abends ſpaͤt nach Hauſe kam. Sie hielt ſich ſtill, bis ſie glaubte, daß alles im Hauſe zu Bette ſey, da ſie denn mit einem Lichte in der einen, und einem Dolche in der andern Hand vor ſein Bett trat, ihn aufweckte, und ihn fragte, ob er ſie kenne. Als er nun wiſſen wollte, was ſie hier zu ſuchen haͤtte, erklaͤrte ſie ihm, daß er ſich jetzt ent- ſchließen muͤſſe, entweder ihr ſein Wort zu halten, oder zu ſterben. Der Capitaͤn ſuchte Ausfluͤchte, und rief zugleich ſeine Leute; aber ehe noch jemand herbey kommen konnte, ſtieß ſie ihn in die Bruſt, und gab ihm, ſo ſehr er ſich auch wehrete, noch verſchiedene Stiche an andern Orten ſeines Leibes. Endlich ka- men ſeine Leute ihm zu Huͤlfe, und da ſie ihren Herrn in ſeinem Blute ſchwimmen ſahen, ſo ſchickten ſie nach der Wache, ſich ihrer zu verſichern. Sie mach- te indeſſen keine Mine, zu entfliehen, ſondern fuhr fort, ihm ſeine Niedertraͤchtigkeit vorzuwerfen, ob er gleich ſelbſt ſie bath, auf ihre Sicherheit zu denken, indem er ſich fuͤr toͤdtlich verwundet hielt. Endlich kam die Obrigkeit mit einer Wache, ſie in das Gefaͤngniß zu fuͤhren, welches aber der Capitaͤn nicht zugeben wollte, ſondern bath, einen Prieſter hohlen zu laſſen, welchem er bey deſſen Ankunft geſtand, wie ſehr er dieſes jun- ge Frauenzimmer beleidiget habe, und ihn bath, ihn ohne A 5

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/19>, abgerufen am 21.11.2024.