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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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ich habe sie, während der Zeit, da ich mich auf die
Baukunst legte, nicht mehr als zweymal gesehen.

Der alte
Finländer.

Um diese Zeit schickte der Knes Golitzin, Gene-
ral unserer Armee in Finland, einen Mann, der 120
Jahr alt, und noch von gesunder Leibesbeschaffenheit
war, den Gebrauch aller seiner Sinne hatte, und noch
gut gehen konnte, nach Petersburg. Der Czar mach-
te sich ein großes Vergnügen daraus, sich mit ihm
zu unterhalten, und bot ihm an, bey Hofe zu bleiben,
und daselbst sein Leben in Ruhe zu endigen. Aber
der alte Mann bat, ihm die Erlaubniß zu geben, wie-
der in sein Vaterland zurück zu gehen, und sagte, daß
er an schwere Arbeit und schlechte Kost gewohnt sey,
und, wenn er jetzt seine Lebensart ändern sollte, dieses
in kurzem seinen Tod beschleunigen würde. Wenn es
ihm also erlaubt sey, nach seiner vorigen Art zu leben,
so hoffe er, daß Gott noch einige wenige Jahre zu seinen
vorigen Tagen hinzufügen würde. Der Czar machte
ihm also ein Geschenk und schickte ihn wieder nach Hause,
und ich erfuhr sechs Jahre hernach, daß er noch lebe.

Diesen Winter war hier ein so strenger Frost,
daß vielen ihre Nasen, Ohren, Finger und Zähen er-
froren. Es war auch etwas gewöhnliches, daß Leu-
te, wenn sie bey einander vorbey giengen, einander
zuriefen, die Nase in Acht zu nehmen, denn dieser
Theil empfindet die Kälte nicht, hingegen wird es ein
anderer gewahr, indem die Nase alsdann weiß wird.
Das einzige Mittel ist, sie so lange mit Schnee zu
reiben, bis sie ihr Gefühl wieder bekommen hat.
Alsdann ist es gefährlich, in eine Stube zu gehen,
weil gemeiniglich der Verlust des erfrornen Theiles
die Folge davon ist. Zu Ende des Septembers ge-

fror

ich habe ſie, waͤhrend der Zeit, da ich mich auf die
Baukunſt legte, nicht mehr als zweymal geſehen.

Der alte
Finlaͤnder.

Um dieſe Zeit ſchickte der Knes Golitzin, Gene-
ral unſerer Armee in Finland, einen Mann, der 120
Jahr alt, und noch von geſunder Leibesbeſchaffenheit
war, den Gebrauch aller ſeiner Sinne hatte, und noch
gut gehen konnte, nach Petersburg. Der Czar mach-
te ſich ein großes Vergnuͤgen daraus, ſich mit ihm
zu unterhalten, und bot ihm an, bey Hofe zu bleiben,
und daſelbſt ſein Leben in Ruhe zu endigen. Aber
der alte Mann bat, ihm die Erlaubniß zu geben, wie-
der in ſein Vaterland zuruͤck zu gehen, und ſagte, daß
er an ſchwere Arbeit und ſchlechte Koſt gewohnt ſey,
und, wenn er jetzt ſeine Lebensart aͤndern ſollte, dieſes
in kurzem ſeinen Tod beſchleunigen wuͤrde. Wenn es
ihm alſo erlaubt ſey, nach ſeiner vorigen Art zu leben,
ſo hoffe er, daß Gott noch einige wenige Jahre zu ſeinen
vorigen Tagen hinzufuͤgen wuͤrde. Der Czar machte
ihm alſo ein Geſchenk und ſchickte ihn wieder nach Hauſe,
und ich erfuhr ſechs Jahre hernach, daß er noch lebe.

Dieſen Winter war hier ein ſo ſtrenger Froſt,
daß vielen ihre Naſen, Ohren, Finger und Zaͤhen er-
froren. Es war auch etwas gewoͤhnliches, daß Leu-
te, wenn ſie bey einander vorbey giengen, einander
zuriefen, die Naſe in Acht zu nehmen, denn dieſer
Theil empfindet die Kaͤlte nicht, hingegen wird es ein
anderer gewahr, indem die Naſe alsdann weiß wird.
Das einzige Mittel iſt, ſie ſo lange mit Schnee zu
reiben, bis ſie ihr Gefuͤhl wieder bekommen hat.
Alsdann iſt es gefaͤhrlich, in eine Stube zu gehen,
weil gemeiniglich der Verluſt des erfrornen Theiles
die Folge davon iſt. Zu Ende des Septembers ge-

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[166/0176] ich habe ſie, waͤhrend der Zeit, da ich mich auf die Baukunſt legte, nicht mehr als zweymal geſehen. Um dieſe Zeit ſchickte der Knes Golitzin, Gene- ral unſerer Armee in Finland, einen Mann, der 120 Jahr alt, und noch von geſunder Leibesbeſchaffenheit war, den Gebrauch aller ſeiner Sinne hatte, und noch gut gehen konnte, nach Petersburg. Der Czar mach- te ſich ein großes Vergnuͤgen daraus, ſich mit ihm zu unterhalten, und bot ihm an, bey Hofe zu bleiben, und daſelbſt ſein Leben in Ruhe zu endigen. Aber der alte Mann bat, ihm die Erlaubniß zu geben, wie- der in ſein Vaterland zuruͤck zu gehen, und ſagte, daß er an ſchwere Arbeit und ſchlechte Koſt gewohnt ſey, und, wenn er jetzt ſeine Lebensart aͤndern ſollte, dieſes in kurzem ſeinen Tod beſchleunigen wuͤrde. Wenn es ihm alſo erlaubt ſey, nach ſeiner vorigen Art zu leben, ſo hoffe er, daß Gott noch einige wenige Jahre zu ſeinen vorigen Tagen hinzufuͤgen wuͤrde. Der Czar machte ihm alſo ein Geſchenk und ſchickte ihn wieder nach Hauſe, und ich erfuhr ſechs Jahre hernach, daß er noch lebe. Dieſen Winter war hier ein ſo ſtrenger Froſt, daß vielen ihre Naſen, Ohren, Finger und Zaͤhen er- froren. Es war auch etwas gewoͤhnliches, daß Leu- te, wenn ſie bey einander vorbey giengen, einander zuriefen, die Naſe in Acht zu nehmen, denn dieſer Theil empfindet die Kaͤlte nicht, hingegen wird es ein anderer gewahr, indem die Naſe alsdann weiß wird. Das einzige Mittel iſt, ſie ſo lange mit Schnee zu reiben, bis ſie ihr Gefuͤhl wieder bekommen hat. Alsdann iſt es gefaͤhrlich, in eine Stube zu gehen, weil gemeiniglich der Verluſt des erfrornen Theiles die Folge davon iſt. Zu Ende des Septembers ge- fror

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/176>, abgerufen am 22.11.2024.