Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

tillerie befänden, und daß ich doppelten Vortheil
haben könnte, indem ich nicht allein die Theorie, son-
dern auch vieles von der Ausübung erlernen würde.
Er erboth sich zugleich, nicht allein mich um sich zu be-
halten, sondern auch nichts an meiner Erziehung zu
versäumen. Dieses gütige Anerbiethen war meinen
Freunden sehr angenehm, und er hat auch sein Ver-
sprechen als ein Vater an mir erfüllet.

Jch reisete also mit ihm zu dem Regimente,Er gehet in
Preussische
Dienste.

welches sich damals zu Mastricht befand, wo wir im
April 1706 ankamen, da ich denn Gemeiner bey des
Obersten Compagnie ward, und die Uebungen sehr
bald begriff, worauf ich mich sehr wohl befand, in-
dem ich die Woche nur einmal auf die Wache ziehen
durfte, meine übrige Zeit aber den Kriegeswissenschaf-
ten widmete.

Dieses Jahr ward durch die Niederlage der
Franzosen unter dem Marschall Villeroy bey Ramil-
lies merkwürdig. Das Treffen fiel den 12ten May
vor, da denn der Herzog von Marlborough einen voll-
ständigen Sieg erfocht, worauf die Uebergabe vieler
Städte, so wohl in Flandern als Brabant, folgte.
Jn diesem Jahre rückte auch der König von Schwe-
den in Sachsen ein, und hob daselbst 20 Millionen
Thaler Kriegessteuern. Unter den Gefangenen, wel-
che nach dem Treffen bey Ramillies eingeschickt wur-
den, befand sich auch ein Marquis, welcher Oberster
bey einem Cavallerie-Regimente war. General
Dopf, der Gouverneur der Stadt, erlaubte ihm nicht
allein, frey in der Stadt herum zu gehen, sondern
gab ihm auch die Freyheit, auf dem Lande zu jagen.
Allein, dieser Höflichkeit, und seines Ehrenwortes un-

geach-
A 4

tillerie befaͤnden, und daß ich doppelten Vortheil
haben koͤnnte, indem ich nicht allein die Theorie, ſon-
dern auch vieles von der Ausuͤbung erlernen wuͤrde.
Er erboth ſich zugleich, nicht allein mich um ſich zu be-
halten, ſondern auch nichts an meiner Erziehung zu
verſaͤumen. Dieſes guͤtige Anerbiethen war meinen
Freunden ſehr angenehm, und er hat auch ſein Ver-
ſprechen als ein Vater an mir erfuͤllet.

Jch reiſete alſo mit ihm zu dem Regimente,Er gehet in
Preuſſiſche
Dienſte.

welches ſich damals zu Maſtricht befand, wo wir im
April 1706 ankamen, da ich denn Gemeiner bey des
Oberſten Compagnie ward, und die Uebungen ſehr
bald begriff, worauf ich mich ſehr wohl befand, in-
dem ich die Woche nur einmal auf die Wache ziehen
durfte, meine uͤbrige Zeit aber den Kriegeswiſſenſchaf-
ten widmete.

Dieſes Jahr ward durch die Niederlage der
Franzoſen unter dem Marſchall Villeroy bey Ramil-
lies merkwuͤrdig. Das Treffen fiel den 12ten May
vor, da denn der Herzog von Marlborough einen voll-
ſtaͤndigen Sieg erfocht, worauf die Uebergabe vieler
Staͤdte, ſo wohl in Flandern als Brabant, folgte.
Jn dieſem Jahre ruͤckte auch der Koͤnig von Schwe-
den in Sachſen ein, und hob daſelbſt 20 Millionen
Thaler Kriegesſteuern. Unter den Gefangenen, wel-
che nach dem Treffen bey Ramillies eingeſchickt wur-
den, befand ſich auch ein Marquis, welcher Oberſter
bey einem Cavallerie-Regimente war. General
Dopf, der Gouverneur der Stadt, erlaubte ihm nicht
allein, frey in der Stadt herum zu gehen, ſondern
gab ihm auch die Freyheit, auf dem Lande zu jagen.
Allein, dieſer Hoͤflichkeit, und ſeines Ehrenwortes un-

geach-
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="7"/>
tillerie befa&#x0364;nden, und daß ich doppelten Vortheil<lb/>
haben ko&#x0364;nnte, indem ich nicht allein die Theorie, &#x017F;on-<lb/>
dern auch vieles von der Ausu&#x0364;bung erlernen wu&#x0364;rde.<lb/>
Er erboth &#x017F;ich zugleich, nicht allein mich um &#x017F;ich zu be-<lb/>
halten, &#x017F;ondern auch nichts an meiner Erziehung zu<lb/>
ver&#x017F;a&#x0364;umen. Die&#x017F;es gu&#x0364;tige Anerbiethen war meinen<lb/>
Freunden &#x017F;ehr angenehm, und er hat auch &#x017F;ein Ver-<lb/>
&#x017F;prechen als ein Vater an mir erfu&#x0364;llet.</p><lb/>
        <p>Jch rei&#x017F;ete al&#x017F;o mit ihm zu dem Regimente,<note place="right">Er gehet in<lb/>
Preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Dien&#x017F;te.</note><lb/>
welches &#x017F;ich damals zu Ma&#x017F;tricht befand, wo wir im<lb/>
April 1706 ankamen, da ich denn Gemeiner bey des<lb/>
Ober&#x017F;ten Compagnie ward, und die Uebungen &#x017F;ehr<lb/>
bald begriff, worauf ich mich &#x017F;ehr wohl befand, in-<lb/>
dem ich die Woche nur einmal auf die Wache ziehen<lb/>
durfte, meine u&#x0364;brige Zeit aber den Kriegeswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaf-<lb/>
ten widmete.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es Jahr ward durch die Niederlage der<lb/>
Franzo&#x017F;en unter dem Mar&#x017F;chall Villeroy bey Ramil-<lb/>
lies merkwu&#x0364;rdig. Das Treffen fiel den 12ten May<lb/>
vor, da denn der Herzog von Marlborough einen voll-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen Sieg erfocht, worauf die Uebergabe vieler<lb/>
Sta&#x0364;dte, &#x017F;o wohl in Flandern als Brabant, folgte.<lb/>
Jn die&#x017F;em Jahre ru&#x0364;ckte auch der Ko&#x0364;nig von Schwe-<lb/>
den in Sach&#x017F;en ein, und hob da&#x017F;elb&#x017F;t 20 Millionen<lb/>
Thaler Krieges&#x017F;teuern. Unter den Gefangenen, wel-<lb/>
che nach dem Treffen bey Ramillies einge&#x017F;chickt wur-<lb/>
den, befand &#x017F;ich auch ein Marquis, welcher Ober&#x017F;ter<lb/>
bey einem Cavallerie-Regimente war. General<lb/>
Dopf, der Gouverneur der Stadt, erlaubte ihm nicht<lb/>
allein, frey in der Stadt herum zu gehen, &#x017F;ondern<lb/>
gab ihm auch die Freyheit, auf dem Lande zu jagen.<lb/>
Allein, die&#x017F;er Ho&#x0364;flichkeit, und &#x017F;eines Ehrenwortes un-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">geach-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0017] tillerie befaͤnden, und daß ich doppelten Vortheil haben koͤnnte, indem ich nicht allein die Theorie, ſon- dern auch vieles von der Ausuͤbung erlernen wuͤrde. Er erboth ſich zugleich, nicht allein mich um ſich zu be- halten, ſondern auch nichts an meiner Erziehung zu verſaͤumen. Dieſes guͤtige Anerbiethen war meinen Freunden ſehr angenehm, und er hat auch ſein Ver- ſprechen als ein Vater an mir erfuͤllet. Jch reiſete alſo mit ihm zu dem Regimente, welches ſich damals zu Maſtricht befand, wo wir im April 1706 ankamen, da ich denn Gemeiner bey des Oberſten Compagnie ward, und die Uebungen ſehr bald begriff, worauf ich mich ſehr wohl befand, in- dem ich die Woche nur einmal auf die Wache ziehen durfte, meine uͤbrige Zeit aber den Kriegeswiſſenſchaf- ten widmete. Er gehet in Preuſſiſche Dienſte. Dieſes Jahr ward durch die Niederlage der Franzoſen unter dem Marſchall Villeroy bey Ramil- lies merkwuͤrdig. Das Treffen fiel den 12ten May vor, da denn der Herzog von Marlborough einen voll- ſtaͤndigen Sieg erfocht, worauf die Uebergabe vieler Staͤdte, ſo wohl in Flandern als Brabant, folgte. Jn dieſem Jahre ruͤckte auch der Koͤnig von Schwe- den in Sachſen ein, und hob daſelbſt 20 Millionen Thaler Kriegesſteuern. Unter den Gefangenen, wel- che nach dem Treffen bey Ramillies eingeſchickt wur- den, befand ſich auch ein Marquis, welcher Oberſter bey einem Cavallerie-Regimente war. General Dopf, der Gouverneur der Stadt, erlaubte ihm nicht allein, frey in der Stadt herum zu gehen, ſondern gab ihm auch die Freyheit, auf dem Lande zu jagen. Allein, dieſer Hoͤflichkeit, und ſeines Ehrenwortes un- geach- A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/17
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/17>, abgerufen am 24.11.2024.