verwies. Allein, als er bereits abgereiset und schon einen Tag unter Weges gewesen war, berief ihn der Czar zurück, ertheilte ihm Pardon, und machte ihn zum Admiralitäts-Commissär; er wurde aber zur See niemals wieder gebraucht, und beschloß also in diesem Amte sein Leben.
Jn eben diesem Jahr stiftete der Czar zur EhreStiftung des Catharinen- Ordens. der Czarinn den St. Catharinen-Orden, das Anden- ken der Liebe und Treue zu verewigen, die sie ihm in seiner unglücklichen Lage, als er am Prut von den Türken umringet und in die äußerste Verlegenheit versetzt war, erwiesen hatte. Das Zeichen dieses Ordens ist eine Schaumünze mit Diamanten und mit dem Bilde der heiligen Catharina und den Worten: Für Liebe und Treue. Die Medaille hängt an ei- nem weißen breiten Bande, das auf der rechten Schulter getragen wird. Die Kaiserinn hatte die Freyheit, den Orden von ihrem Geschlechte zu geben, wem sie wollte, und sie erschien am St. Andreasfeste zum ersten Mahle damit. Die Czarinn ertheilte ihn zuerst ihren beyden Töchtern, der Prinzessinn Anna, die hernach an den Herzog von Holstein vermählet wurde, und der Prinzessinn Elisabeth, nachmaligen Kaiserinn von Rußland, und einige Zeit hernach gab sie ihn auch des Kaisers drey Nichten, den Töchtern des Czars Johannes, nämlich der Anna, verwittwe- ten Herzoginn von Curland, der Herzoginn Cathari- na von Mecklenburg, und der Prinzessinn Paskovia, wie auch der Prinzessinn Menzikof.
Nachdem der Czar mit unendlicher Mühe und1715. Verwirrung in den Fi- nanzen. Fleiße die Ursachen der Unordnungen, die sich in die Verwaltung seiner Finanzen eingeschlichen, untersucht
und
verwies. Allein, als er bereits abgereiſet und ſchon einen Tag unter Weges geweſen war, berief ihn der Czar zuruͤck, ertheilte ihm Pardon, und machte ihn zum Admiralitaͤts-Commiſſaͤr; er wurde aber zur See niemals wieder gebraucht, und beſchloß alſo in dieſem Amte ſein Leben.
Jn eben dieſem Jahr ſtiftete der Czar zur EhreStiftung des Catharinen- Ordens. der Czarinn den St. Catharinen-Orden, das Anden- ken der Liebe und Treue zu verewigen, die ſie ihm in ſeiner ungluͤcklichen Lage, als er am Prut von den Tuͤrken umringet und in die aͤußerſte Verlegenheit verſetzt war, erwieſen hatte. Das Zeichen dieſes Ordens iſt eine Schaumuͤnze mit Diamanten und mit dem Bilde der heiligen Catharina und den Worten: Fuͤr Liebe und Treue. Die Medaille haͤngt an ei- nem weißen breiten Bande, das auf der rechten Schulter getragen wird. Die Kaiſerinn hatte die Freyheit, den Orden von ihrem Geſchlechte zu geben, wem ſie wollte, und ſie erſchien am St. Andreasfeſte zum erſten Mahle damit. Die Czarinn ertheilte ihn zuerſt ihren beyden Toͤchtern, der Prinzeſſinn Anna, die hernach an den Herzog von Holſtein vermaͤhlet wurde, und der Prinzeſſinn Eliſabeth, nachmaligen Kaiſerinn von Rußland, und einige Zeit hernach gab ſie ihn auch des Kaiſers drey Nichten, den Toͤchtern des Czars Johannes, naͤmlich der Anna, verwittwe- ten Herzoginn von Curland, der Herzoginn Cathari- na von Mecklenburg, und der Prinzeſſinn Paskovia, wie auch der Prinzeſſinn Menzikof.
Nachdem der Czar mit unendlicher Muͤhe und1715. Verwirrung in den Fi- nanzen. Fleiße die Urſachen der Unordnungen, die ſich in die Verwaltung ſeiner Finanzen eingeſchlichen, unterſucht
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verwies. Allein, als er bereits abgereiſet und ſchon
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Czar zuruͤck, ertheilte ihm Pardon, und machte ihn
zum Admiralitaͤts-Commiſſaͤr; er wurde aber zur
See niemals wieder gebraucht, und beſchloß alſo in
dieſem Amte ſein Leben.
Jn eben dieſem Jahr ſtiftete der Czar zur Ehre
der Czarinn den St. Catharinen-Orden, das Anden-
ken der Liebe und Treue zu verewigen, die ſie ihm in
ſeiner ungluͤcklichen Lage, als er am Prut von den
Tuͤrken umringet und in die aͤußerſte Verlegenheit
verſetzt war, erwieſen hatte. Das Zeichen dieſes
Ordens iſt eine Schaumuͤnze mit Diamanten und mit
dem Bilde der heiligen Catharina und den Worten:
Fuͤr Liebe und Treue. Die Medaille haͤngt an ei-
nem weißen breiten Bande, das auf der rechten
Schulter getragen wird. Die Kaiſerinn hatte die
Freyheit, den Orden von ihrem Geſchlechte zu geben,
wem ſie wollte, und ſie erſchien am St. Andreasfeſte
zum erſten Mahle damit. Die Czarinn ertheilte ihn
zuerſt ihren beyden Toͤchtern, der Prinzeſſinn Anna,
die hernach an den Herzog von Holſtein vermaͤhlet
wurde, und der Prinzeſſinn Eliſabeth, nachmaligen
Kaiſerinn von Rußland, und einige Zeit hernach gab
ſie ihn auch des Kaiſers drey Nichten, den Toͤchtern
des Czars Johannes, naͤmlich der Anna, verwittwe-
ten Herzoginn von Curland, der Herzoginn Cathari-
na von Mecklenburg, und der Prinzeſſinn Paskovia,
wie auch der Prinzeſſinn Menzikof.
Stiftung des
Catharinen-
Ordens.
Nachdem der Czar mit unendlicher Muͤhe und
Fleiße die Urſachen der Unordnungen, die ſich in die
Verwaltung ſeiner Finanzen eingeſchlichen, unterſucht
und
1715.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/169>, abgerufen am 22.11.2024.
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