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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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bestimmt seyn sollte; daß man sich um 8 Uhr ver-
sammeln, und um 11 Uhr wieder auseinander ge-
hen sollte; daß der Herr des Hauses einen Nebentisch
mit Liqueurs, die aber nicht eher angebothen werden
sollten, als bis sie verlangt würden, und Karten und
Musik veranstalten sollte; alle Herren, fremde sowohl
als einheimische, wie auch ihre Gemahlinnen und Töch-
ter, sollten freyen Zutritt haben. Diese neue Ein-
richtung gefiel den Frauenzimmern über die Maßen
wohl, da sie selbige von der strengen Einschränkung
befreyte, worunter sie sich befanden, weil es ihnen
nicht erlaubt war, in öffentlicher Gesellschaft zu er-
scheinen. Hierdurch lernten sie mit Menschen umge-
hen und sich mit Geschmack kleiden.

Während dieses Winters errichtete der Czar auchStiftet eine
Akademie.

eine Akademie zu Erziehung junger Edelleute, und
gab sich alle Mühe, geschickte Lehrer zu bekommen,
die verschiedenen Wissenschaften zu lehren. Er gab
auch der Admiralität Befehl, gegen den folgenden
Frühling 50 Schiffe von der Linie und eben so viel
Galeeren und andere Schiffe in Bereitschaft zu hal-
ten, um ihn in den Stand zu setzen, künftiges Jahr
eine Landung in Schweden zu machen, und seinen
Truppen zu thun zu geben, da er sich genöthiget gese-
hen, sie aus Deutschland zurück zu ziehen, weil der Kö-
nig von Dännemark Holstein, und der König von Preus-
sen Pommern in Sequestration genommen hatten.
Dieses mißfiel dem Czar überaus sehr, da er gern ei-
nen Fuß in Deutschland haben, und ein Glied von
diesem Reiche werden wollte. Allein der Kaiser und
die übrigen deutschen Fürsten, die seine zunehmende
Macht mit eifersüchtigen Augen ansahen, ergriffen

dieses

beſtimmt ſeyn ſollte; daß man ſich um 8 Uhr ver-
ſammeln, und um 11 Uhr wieder auseinander ge-
hen ſollte; daß der Herr des Hauſes einen Nebentiſch
mit Liqueurs, die aber nicht eher angebothen werden
ſollten, als bis ſie verlangt wuͤrden, und Karten und
Muſik veranſtalten ſollte; alle Herren, fremde ſowohl
als einheimiſche, wie auch ihre Gemahlinnen und Toͤch-
ter, ſollten freyen Zutritt haben. Dieſe neue Ein-
richtung gefiel den Frauenzimmern uͤber die Maßen
wohl, da ſie ſelbige von der ſtrengen Einſchraͤnkung
befreyte, worunter ſie ſich befanden, weil es ihnen
nicht erlaubt war, in oͤffentlicher Geſellſchaft zu er-
ſcheinen. Hierdurch lernten ſie mit Menſchen umge-
hen und ſich mit Geſchmack kleiden.

Waͤhrend dieſes Winters errichtete der Czar auchStiftet eine
Akademie.

eine Akademie zu Erziehung junger Edelleute, und
gab ſich alle Muͤhe, geſchickte Lehrer zu bekommen,
die verſchiedenen Wiſſenſchaften zu lehren. Er gab
auch der Admiralitaͤt Befehl, gegen den folgenden
Fruͤhling 50 Schiffe von der Linie und eben ſo viel
Galeeren und andere Schiffe in Bereitſchaft zu hal-
ten, um ihn in den Stand zu ſetzen, kuͤnftiges Jahr
eine Landung in Schweden zu machen, und ſeinen
Truppen zu thun zu geben, da er ſich genoͤthiget geſe-
hen, ſie aus Deutſchland zuruͤck zu ziehen, weil der Koͤ-
nig von Daͤnnemark Holſtein, und der Koͤnig von Preuſ-
ſen Pommern in Sequeſtration genommen hatten.
Dieſes mißfiel dem Czar uͤberaus ſehr, da er gern ei-
nen Fuß in Deutſchland haben, und ein Glied von
dieſem Reiche werden wollte. Allein der Kaiſer und
die uͤbrigen deutſchen Fuͤrſten, die ſeine zunehmende
Macht mit eiferſuͤchtigen Augen anſahen, ergriffen

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[157/0167] beſtimmt ſeyn ſollte; daß man ſich um 8 Uhr ver- ſammeln, und um 11 Uhr wieder auseinander ge- hen ſollte; daß der Herr des Hauſes einen Nebentiſch mit Liqueurs, die aber nicht eher angebothen werden ſollten, als bis ſie verlangt wuͤrden, und Karten und Muſik veranſtalten ſollte; alle Herren, fremde ſowohl als einheimiſche, wie auch ihre Gemahlinnen und Toͤch- ter, ſollten freyen Zutritt haben. Dieſe neue Ein- richtung gefiel den Frauenzimmern uͤber die Maßen wohl, da ſie ſelbige von der ſtrengen Einſchraͤnkung befreyte, worunter ſie ſich befanden, weil es ihnen nicht erlaubt war, in oͤffentlicher Geſellſchaft zu er- ſcheinen. Hierdurch lernten ſie mit Menſchen umge- hen und ſich mit Geſchmack kleiden. Waͤhrend dieſes Winters errichtete der Czar auch eine Akademie zu Erziehung junger Edelleute, und gab ſich alle Muͤhe, geſchickte Lehrer zu bekommen, die verſchiedenen Wiſſenſchaften zu lehren. Er gab auch der Admiralitaͤt Befehl, gegen den folgenden Fruͤhling 50 Schiffe von der Linie und eben ſo viel Galeeren und andere Schiffe in Bereitſchaft zu hal- ten, um ihn in den Stand zu ſetzen, kuͤnftiges Jahr eine Landung in Schweden zu machen, und ſeinen Truppen zu thun zu geben, da er ſich genoͤthiget geſe- hen, ſie aus Deutſchland zuruͤck zu ziehen, weil der Koͤ- nig von Daͤnnemark Holſtein, und der Koͤnig von Preuſ- ſen Pommern in Sequeſtration genommen hatten. Dieſes mißfiel dem Czar uͤberaus ſehr, da er gern ei- nen Fuß in Deutſchland haben, und ein Glied von dieſem Reiche werden wollte. Allein der Kaiſer und die uͤbrigen deutſchen Fuͤrſten, die ſeine zunehmende Macht mit eiferſuͤchtigen Augen anſahen, ergriffen dieſes Stiftet eine Akademie.

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/167>, abgerufen am 24.11.2024.