seiner glücklichen Ankunft, und blieb über zwey Stun- den bey ihm in der Cajüte. Der Gesandte ließ ver- schiedene Arten von den Früchten seines Landes aufse- tzen, rief seine Sänger und Musikanten mit Jnstru- menten, und tractirte den Kaiser. Der Czar that verschiedene Fragen an den Gesandten von seinem Lan- de, besonders von dem Flusse Darien, welcher durch dasselbe läuft und ins Caspische Meer fällt. Man findet viel Gold auf dem Boden dieses Flusses, das von den Bergen abgespühlet wird, wo reiche Gold- erze sind. Der Czar führte den Gesandten an das Ufer, und zeigte ihm seine Flotte und Häfen, worü- ber er sich nicht wenig wunderte, indem er niemals dergleichen gesehen hatte.
Wir wurden hier drey Tage aufgehalten, undCronstadt und Cron- slot. ich nahm mir Gelegenheit, die Retusary zu besehen, die mir neu war, und auf welcher der Czar eine neue Stadt, Cronstadt genannt, zu bauen angefangen hat- te. Die Häuser sind alle von Ziegeln und groß; die untersten Stockwerke sind zu Gewölben und Niederla- gen, zur Bequemlichkeit der fremden Kaufleute, die hier handeln oder sich niederlassen wollen, bestimmt, weil ihnen die Art auf den großen Marktplätzen in Moskau und Petersburg, wo sie ihre Gewölber in ei- nem Theile der Stadt haben, und in einem andern wohnen, nicht gefiel. Hier sind die Straßen breit, und in der Mitte sind Canäle, daß die Güter auf dem Wasser desto leichter hergebracht und wieder ab- geführet werden können. Hier sind zwey schöne Hä- fen, der eine für die Kaiserliche Flotte, der andere für Kauffarthey-Schiffe, und alle Schießscharten sind mit Kanonen besetzt. Jnnerhalb eines Kanonen-
schusses
ſeiner gluͤcklichen Ankunft, und blieb uͤber zwey Stun- den bey ihm in der Cajuͤte. Der Geſandte ließ ver- ſchiedene Arten von den Fruͤchten ſeines Landes aufſe- tzen, rief ſeine Saͤnger und Muſikanten mit Jnſtru- menten, und tractirte den Kaiſer. Der Czar that verſchiedene Fragen an den Geſandten von ſeinem Lan- de, beſonders von dem Fluſſe Darien, welcher durch daſſelbe laͤuft und ins Caspiſche Meer faͤllt. Man findet viel Gold auf dem Boden dieſes Fluſſes, das von den Bergen abgeſpuͤhlet wird, wo reiche Gold- erze ſind. Der Czar fuͤhrte den Geſandten an das Ufer, und zeigte ihm ſeine Flotte und Haͤfen, woruͤ- ber er ſich nicht wenig wunderte, indem er niemals dergleichen geſehen hatte.
Wir wurden hier drey Tage aufgehalten, undCronſtadt und Cron- ſlot. ich nahm mir Gelegenheit, die Retuſary zu beſehen, die mir neu war, und auf welcher der Czar eine neue Stadt, Cronſtadt genannt, zu bauen angefangen hat- te. Die Haͤuſer ſind alle von Ziegeln und groß; die unterſten Stockwerke ſind zu Gewoͤlben und Niederla- gen, zur Bequemlichkeit der fremden Kaufleute, die hier handeln oder ſich niederlaſſen wollen, beſtimmt, weil ihnen die Art auf den großen Marktplaͤtzen in Moskau und Petersburg, wo ſie ihre Gewoͤlber in ei- nem Theile der Stadt haben, und in einem andern wohnen, nicht gefiel. Hier ſind die Straßen breit, und in der Mitte ſind Canaͤle, daß die Guͤter auf dem Waſſer deſto leichter hergebracht und wieder ab- gefuͤhret werden koͤnnen. Hier ſind zwey ſchoͤne Haͤ- fen, der eine fuͤr die Kaiſerliche Flotte, der andere fuͤr Kauffarthey-Schiffe, und alle Schießſcharten ſind mit Kanonen beſetzt. Jnnerhalb eines Kanonen-
ſchuſſes
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0153"n="143"/>ſeiner gluͤcklichen Ankunft, und blieb uͤber zwey Stun-<lb/>
den bey ihm in der Cajuͤte. Der Geſandte ließ ver-<lb/>ſchiedene Arten von den Fruͤchten ſeines Landes aufſe-<lb/>
tzen, rief ſeine Saͤnger und Muſikanten mit Jnſtru-<lb/>
menten, und tractirte den Kaiſer. Der Czar that<lb/>
verſchiedene Fragen an den Geſandten von ſeinem Lan-<lb/>
de, beſonders von dem Fluſſe Darien, welcher durch<lb/>
daſſelbe laͤuft und ins Caspiſche Meer faͤllt. Man<lb/>
findet viel Gold auf dem Boden dieſes Fluſſes, das<lb/>
von den Bergen abgeſpuͤhlet wird, wo reiche Gold-<lb/>
erze ſind. Der Czar fuͤhrte den Geſandten an das<lb/>
Ufer, und zeigte ihm ſeine Flotte und Haͤfen, woruͤ-<lb/>
ber er ſich nicht wenig wunderte, indem er niemals<lb/>
dergleichen geſehen hatte.</p><lb/><p>Wir wurden hier drey Tage aufgehalten, und<noteplace="right">Cronſtadt<lb/>
und Cron-<lb/>ſlot.</note><lb/>
ich nahm mir Gelegenheit, die Retuſary zu beſehen,<lb/>
die mir neu war, und auf welcher der Czar eine neue<lb/>
Stadt, Cronſtadt genannt, zu bauen angefangen hat-<lb/>
te. Die Haͤuſer ſind alle von Ziegeln und groß; die<lb/>
unterſten Stockwerke ſind zu Gewoͤlben und Niederla-<lb/>
gen, zur Bequemlichkeit der fremden Kaufleute, die<lb/>
hier handeln oder ſich niederlaſſen wollen, beſtimmt,<lb/>
weil ihnen die Art auf den großen Marktplaͤtzen in<lb/>
Moskau und Petersburg, wo ſie ihre Gewoͤlber in ei-<lb/>
nem Theile der Stadt haben, und in einem andern<lb/>
wohnen, nicht gefiel. Hier ſind die Straßen breit,<lb/>
und in der Mitte ſind Canaͤle, daß die Guͤter auf<lb/>
dem Waſſer deſto leichter hergebracht und wieder ab-<lb/>
gefuͤhret werden koͤnnen. Hier ſind zwey ſchoͤne Haͤ-<lb/>
fen, der eine fuͤr die Kaiſerliche Flotte, der andere fuͤr<lb/>
Kauffarthey-Schiffe, und alle Schießſcharten ſind<lb/>
mit Kanonen beſetzt. Jnnerhalb eines Kanonen-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchuſſes</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[143/0153]
ſeiner gluͤcklichen Ankunft, und blieb uͤber zwey Stun-
den bey ihm in der Cajuͤte. Der Geſandte ließ ver-
ſchiedene Arten von den Fruͤchten ſeines Landes aufſe-
tzen, rief ſeine Saͤnger und Muſikanten mit Jnſtru-
menten, und tractirte den Kaiſer. Der Czar that
verſchiedene Fragen an den Geſandten von ſeinem Lan-
de, beſonders von dem Fluſſe Darien, welcher durch
daſſelbe laͤuft und ins Caspiſche Meer faͤllt. Man
findet viel Gold auf dem Boden dieſes Fluſſes, das
von den Bergen abgeſpuͤhlet wird, wo reiche Gold-
erze ſind. Der Czar fuͤhrte den Geſandten an das
Ufer, und zeigte ihm ſeine Flotte und Haͤfen, woruͤ-
ber er ſich nicht wenig wunderte, indem er niemals
dergleichen geſehen hatte.
Wir wurden hier drey Tage aufgehalten, und
ich nahm mir Gelegenheit, die Retuſary zu beſehen,
die mir neu war, und auf welcher der Czar eine neue
Stadt, Cronſtadt genannt, zu bauen angefangen hat-
te. Die Haͤuſer ſind alle von Ziegeln und groß; die
unterſten Stockwerke ſind zu Gewoͤlben und Niederla-
gen, zur Bequemlichkeit der fremden Kaufleute, die
hier handeln oder ſich niederlaſſen wollen, beſtimmt,
weil ihnen die Art auf den großen Marktplaͤtzen in
Moskau und Petersburg, wo ſie ihre Gewoͤlber in ei-
nem Theile der Stadt haben, und in einem andern
wohnen, nicht gefiel. Hier ſind die Straßen breit,
und in der Mitte ſind Canaͤle, daß die Guͤter auf
dem Waſſer deſto leichter hergebracht und wieder ab-
gefuͤhret werden koͤnnen. Hier ſind zwey ſchoͤne Haͤ-
fen, der eine fuͤr die Kaiſerliche Flotte, der andere fuͤr
Kauffarthey-Schiffe, und alle Schießſcharten ſind
mit Kanonen beſetzt. Jnnerhalb eines Kanonen-
ſchuſſes
Cronſtadt
und Cron-
ſlot.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/153>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.