wodurch dem jungen Adel und andern Vornehmen die Beschaffenheit dieses Dienstes bekannt wurde, und viele andere die Handgriffe der Seeleute lernten, und dadurch bey einer Flotte brauchbar gemacht wurden. Dem Sommer-Pallaste gegenüber stehet auf einem trocknen erhabenen Boden, das große Zeughaus, die Gießerey zu Stücken und Mösern, und ein schönes Haus, welches der General-Feldzeugmeister erbauet hat. Hier wohnen alle Beamte etc. der Artillerie. Wegen der schönen Tage und gesunden Luft wohnen auch alle Verwandte des Kaiserlichen Hauses hier, da diese Gegend der Stadt der Ueberschwemmung nicht, wie die andern, ausgesetzt ist. Der Czarowitz und seine Gemahlinn haben ihren Hof hier, desgleichen die Prinzessinn Natalia des Kaisers Schwester, die zwey Kaiserlichen Wittwen des Czars Feodor und Johannes, nebst einer Menge adelicher Familien. An dem Ende gegen Morgen aber stehet das Alexan- der-Newski-Kloster, wo der Erzbischof wohnet. Das Getümmel, das man in allen Theilen dieser Stadt sahe, war unbeschreiblich; man sahe und hörte den ganzen Tag nichts als Kaufleute und Arbeiter, die entweder ihre Schiffe und Galeeren, oder steinerne oder hölzerne Häuser bauten, Canäle gruben und Straßen pflasterten. Der Fluß war beständig mit großen Schiffen angefüllt, die alle Arten von Mate- rialien, als Ziegelsteine zu Mauern und Dächern und Steine zum Pflastern, brachten. Es kamen täglich große Holzflößen zu Erbauung der Schiffe und Häu- ser den Fluß herunter. Und da jedermann auf diese oder eine andere Art beschäftiget war, so sahe man nicht eine einzige müssige Person.
Den
wodurch dem jungen Adel und andern Vornehmen die Beſchaffenheit dieſes Dienſtes bekannt wurde, und viele andere die Handgriffe der Seeleute lernten, und dadurch bey einer Flotte brauchbar gemacht wurden. Dem Sommer-Pallaſte gegenuͤber ſtehet auf einem trocknen erhabenen Boden, das große Zeughaus, die Gießerey zu Stuͤcken und Moͤſern, und ein ſchoͤnes Haus, welches der General-Feldzeugmeiſter erbauet hat. Hier wohnen alle Beamte ꝛc. der Artillerie. Wegen der ſchoͤnen Tage und geſunden Luft wohnen auch alle Verwandte des Kaiſerlichen Hauſes hier, da dieſe Gegend der Stadt der Ueberſchwemmung nicht, wie die andern, ausgeſetzt iſt. Der Czarowitz und ſeine Gemahlinn haben ihren Hof hier, desgleichen die Prinzeſſinn Natalia des Kaiſers Schweſter, die zwey Kaiſerlichen Wittwen des Czars Feodor und Johannes, nebſt einer Menge adelicher Familien. An dem Ende gegen Morgen aber ſtehet das Alexan- der-Newſki-Kloſter, wo der Erzbiſchof wohnet. Das Getuͤmmel, das man in allen Theilen dieſer Stadt ſahe, war unbeſchreiblich; man ſahe und hoͤrte den ganzen Tag nichts als Kaufleute und Arbeiter, die entweder ihre Schiffe und Galeeren, oder ſteinerne oder hoͤlzerne Haͤuſer bauten, Canaͤle gruben und Straßen pflaſterten. Der Fluß war beſtaͤndig mit großen Schiffen angefuͤllt, die alle Arten von Mate- rialien, als Ziegelſteine zu Mauern und Daͤchern und Steine zum Pflaſtern, brachten. Es kamen taͤglich große Holzfloͤßen zu Erbauung der Schiffe und Haͤu- ſer den Fluß herunter. Und da jedermann auf dieſe oder eine andere Art beſchaͤftiget war, ſo ſahe man nicht eine einzige muͤſſige Perſon.
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wodurch dem jungen Adel und andern Vornehmen die
Beſchaffenheit dieſes Dienſtes bekannt wurde, und
viele andere die Handgriffe der Seeleute lernten, und
dadurch bey einer Flotte brauchbar gemacht wurden.
Dem Sommer-Pallaſte gegenuͤber ſtehet auf einem
trocknen erhabenen Boden, das große Zeughaus, die
Gießerey zu Stuͤcken und Moͤſern, und ein ſchoͤnes
Haus, welches der General-Feldzeugmeiſter erbauet
hat. Hier wohnen alle Beamte ꝛc. der Artillerie.
Wegen der ſchoͤnen Tage und geſunden Luft wohnen
auch alle Verwandte des Kaiſerlichen Hauſes hier, da
dieſe Gegend der Stadt der Ueberſchwemmung nicht,
wie die andern, ausgeſetzt iſt. Der Czarowitz und
ſeine Gemahlinn haben ihren Hof hier, desgleichen
die Prinzeſſinn Natalia des Kaiſers Schweſter, die
zwey Kaiſerlichen Wittwen des Czars Feodor und
Johannes, nebſt einer Menge adelicher Familien.
An dem Ende gegen Morgen aber ſtehet das Alexan-
der-Newſki-Kloſter, wo der Erzbiſchof wohnet.
Das Getuͤmmel, das man in allen Theilen dieſer
Stadt ſahe, war unbeſchreiblich; man ſahe und hoͤrte
den ganzen Tag nichts als Kaufleute und Arbeiter,
die entweder ihre Schiffe und Galeeren, oder ſteinerne
oder hoͤlzerne Haͤuſer bauten, Canaͤle gruben und
Straßen pflaſterten. Der Fluß war beſtaͤndig mit
großen Schiffen angefuͤllt, die alle Arten von Mate-
rialien, als Ziegelſteine zu Mauern und Daͤchern und
Steine zum Pflaſtern, brachten. Es kamen taͤglich
große Holzfloͤßen zu Erbauung der Schiffe und Haͤu-
ſer den Fluß herunter. Und da jedermann auf dieſe
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nicht eine einzige muͤſſige Perſon.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/150>, abgerufen am 28.11.2024.
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