Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Da der General Bruce Gouverneur von dieserTscherems-
tofs Fehler.

Provinz war, so hielt dieses ihn etliche Tage zurück,
die sein Gouvernement betreffenden Sachen durchzu-
gehen, da er denn, so lange er sich aufhielt, von den
vornehmsten in der Stadt bewirthet wurde. Als er
einmal bey dem Vice-Gouverneur speisete, fiel die
Rede auf einige von dem Feldmarschall Tscheremetof
begangene Fehler, als der Czar erst anfieng seine Ar-
mee nach der deutschen Kriegszucht einzurichten. Um
die ausländischen Officiers anzulocken, zu seiner Ar-
mee zu kommen, hatte er dem Feldmarschall Befehl
gegeben, daß er sie, wenn sie gut empfohlen würden,
eiren Grad höher befördern sollte, als der gewesen,
den sie verlassen hätten. Es trug sich zu, daß ein
Brigadier aus Oesterreichischen Diensten kam, den
der Kaiser sehr empfohlen hatte, und nach des Czars
Vorschrift Generalmajor zu werden verlangte. Da
der Feldmarschall sahe, daß dieses eine zu hohe Stelle
sey, so sagte er zu demselben, daß er zufrieden seyn
solle, wenn er erst Generallieutenant würde. Als
dieser Officier dem Feldmarschall zu gefallen darein
willigte, so wurde sein Diplom zur Bestätigung an
den Czar überschickt, und der Feldmarschall machte
sich ein Verdienst daraus, daß er den Fremden so
wohlfeil befriediget hatte. Der Czar lachte sehr über
des Feldmarschalls Jrrthum, bestätigte aber dessen
Diplom doch, und warnte den Marschall, sich in Zu-
kunft vor dergleichen Fehlern zu hüten. Dieser War-
nung ungeachtet gieng doch wieder ein ähnliches Ver-
sehen vor. Ein Deutscher Capitän des Armes, der
noch weniger als ein Sergeant ist, und der nur auf
das der Compagnie zugehörige Gewehr Achtung geben

muß,
J 2

Da der General Bruce Gouverneur von dieſerTſcherems-
tofs Fehler.

Provinz war, ſo hielt dieſes ihn etliche Tage zuruͤck,
die ſein Gouvernement betreffenden Sachen durchzu-
gehen, da er denn, ſo lange er ſich aufhielt, von den
vornehmſten in der Stadt bewirthet wurde. Als er
einmal bey dem Vice-Gouverneur ſpeiſete, fiel die
Rede auf einige von dem Feldmarſchall Tſcheremetof
begangene Fehler, als der Czar erſt anfieng ſeine Ar-
mee nach der deutſchen Kriegszucht einzurichten. Um
die auslaͤndiſchen Officiers anzulocken, zu ſeiner Ar-
mee zu kommen, hatte er dem Feldmarſchall Befehl
gegeben, daß er ſie, wenn ſie gut empfohlen wuͤrden,
eiren Grad hoͤher befoͤrdern ſollte, als der geweſen,
den ſie verlaſſen haͤtten. Es trug ſich zu, daß ein
Brigadier aus Oeſterreichiſchen Dienſten kam, den
der Kaiſer ſehr empfohlen hatte, und nach des Czars
Vorſchrift Generalmajor zu werden verlangte. Da
der Feldmarſchall ſahe, daß dieſes eine zu hohe Stelle
ſey, ſo ſagte er zu demſelben, daß er zufrieden ſeyn
ſolle, wenn er erſt Generallieutenant wuͤrde. Als
dieſer Officier dem Feldmarſchall zu gefallen darein
willigte, ſo wurde ſein Diplom zur Beſtaͤtigung an
den Czar uͤberſchickt, und der Feldmarſchall machte
ſich ein Verdienſt daraus, daß er den Fremden ſo
wohlfeil befriediget hatte. Der Czar lachte ſehr uͤber
des Feldmarſchalls Jrrthum, beſtaͤtigte aber deſſen
Diplom doch, und warnte den Marſchall, ſich in Zu-
kunft vor dergleichen Fehlern zu huͤten. Dieſer War-
nung ungeachtet gieng doch wieder ein aͤhnliches Ver-
ſehen vor. Ein Deutſcher Capitaͤn des Armes, der
noch weniger als ein Sergeant iſt, und der nur auf
das der Compagnie zugehoͤrige Gewehr Achtung geben

muß,
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0141" n="131"/>
        <p>Da der General Bruce Gouverneur von die&#x017F;er<note place="right">T&#x017F;cherems-<lb/>
tofs Fehler.</note><lb/>
Provinz war, &#x017F;o hielt die&#x017F;es ihn etliche Tage zuru&#x0364;ck,<lb/>
die &#x017F;ein Gouvernement betreffenden Sachen durchzu-<lb/>
gehen, da er denn, &#x017F;o lange er &#x017F;ich aufhielt, von den<lb/>
vornehm&#x017F;ten in der Stadt bewirthet wurde. Als er<lb/>
einmal bey dem Vice-Gouverneur &#x017F;pei&#x017F;ete, fiel die<lb/>
Rede auf einige von dem Feldmar&#x017F;chall T&#x017F;cheremetof<lb/>
begangene Fehler, als der Czar er&#x017F;t anfieng &#x017F;eine Ar-<lb/>
mee nach der deut&#x017F;chen Kriegszucht einzurichten. Um<lb/>
die ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Officiers anzulocken, zu &#x017F;einer Ar-<lb/>
mee zu kommen, hatte er dem Feldmar&#x017F;chall Befehl<lb/>
gegeben, daß er &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie gut empfohlen wu&#x0364;rden,<lb/>
eiren Grad ho&#x0364;her befo&#x0364;rdern &#x017F;ollte, als der gewe&#x017F;en,<lb/>
den &#x017F;ie verla&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten. Es trug &#x017F;ich zu, daß ein<lb/>
Brigadier aus Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen Dien&#x017F;ten kam, den<lb/>
der Kai&#x017F;er &#x017F;ehr empfohlen hatte, und nach des Czars<lb/>
Vor&#x017F;chrift Generalmajor zu werden verlangte. Da<lb/>
der Feldmar&#x017F;chall &#x017F;ahe, daß die&#x017F;es eine zu hohe Stelle<lb/>
&#x017F;ey, &#x017F;o &#x017F;agte er zu dem&#x017F;elben, daß er zufrieden &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;olle, wenn er er&#x017F;t Generallieutenant wu&#x0364;rde. Als<lb/>
die&#x017F;er Officier dem Feldmar&#x017F;chall zu gefallen darein<lb/>
willigte, &#x017F;o wurde &#x017F;ein Diplom zur Be&#x017F;ta&#x0364;tigung an<lb/>
den Czar u&#x0364;ber&#x017F;chickt, und der Feldmar&#x017F;chall machte<lb/>
&#x017F;ich ein Verdien&#x017F;t daraus, daß er den Fremden &#x017F;o<lb/>
wohlfeil befriediget hatte. Der Czar lachte &#x017F;ehr u&#x0364;ber<lb/>
des Feldmar&#x017F;challs Jrrthum, be&#x017F;ta&#x0364;tigte aber de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Diplom doch, und warnte den Mar&#x017F;chall, &#x017F;ich in Zu-<lb/>
kunft vor dergleichen Fehlern zu hu&#x0364;ten. Die&#x017F;er War-<lb/>
nung ungeachtet gieng doch wieder ein a&#x0364;hnliches Ver-<lb/>
&#x017F;ehen vor. Ein Deut&#x017F;cher Capita&#x0364;n des Armes, der<lb/>
noch weniger als ein Sergeant i&#x017F;t, und der nur auf<lb/>
das der Compagnie zugeho&#x0364;rige Gewehr Achtung geben<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">muß,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0141] Da der General Bruce Gouverneur von dieſer Provinz war, ſo hielt dieſes ihn etliche Tage zuruͤck, die ſein Gouvernement betreffenden Sachen durchzu- gehen, da er denn, ſo lange er ſich aufhielt, von den vornehmſten in der Stadt bewirthet wurde. Als er einmal bey dem Vice-Gouverneur ſpeiſete, fiel die Rede auf einige von dem Feldmarſchall Tſcheremetof begangene Fehler, als der Czar erſt anfieng ſeine Ar- mee nach der deutſchen Kriegszucht einzurichten. Um die auslaͤndiſchen Officiers anzulocken, zu ſeiner Ar- mee zu kommen, hatte er dem Feldmarſchall Befehl gegeben, daß er ſie, wenn ſie gut empfohlen wuͤrden, eiren Grad hoͤher befoͤrdern ſollte, als der geweſen, den ſie verlaſſen haͤtten. Es trug ſich zu, daß ein Brigadier aus Oeſterreichiſchen Dienſten kam, den der Kaiſer ſehr empfohlen hatte, und nach des Czars Vorſchrift Generalmajor zu werden verlangte. Da der Feldmarſchall ſahe, daß dieſes eine zu hohe Stelle ſey, ſo ſagte er zu demſelben, daß er zufrieden ſeyn ſolle, wenn er erſt Generallieutenant wuͤrde. Als dieſer Officier dem Feldmarſchall zu gefallen darein willigte, ſo wurde ſein Diplom zur Beſtaͤtigung an den Czar uͤberſchickt, und der Feldmarſchall machte ſich ein Verdienſt daraus, daß er den Fremden ſo wohlfeil befriediget hatte. Der Czar lachte ſehr uͤber des Feldmarſchalls Jrrthum, beſtaͤtigte aber deſſen Diplom doch, und warnte den Marſchall, ſich in Zu- kunft vor dergleichen Fehlern zu huͤten. Dieſer War- nung ungeachtet gieng doch wieder ein aͤhnliches Ver- ſehen vor. Ein Deutſcher Capitaͤn des Armes, der noch weniger als ein Sergeant iſt, und der nur auf das der Compagnie zugehoͤrige Gewehr Achtung geben muß, Tſcherems- tofs Fehler. J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/141
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/141>, abgerufen am 25.11.2024.