sein Beichtvater bin, auf eine solche Art verhalten hat, daß ich keine Ursache habe, mich über ihm zu beschweren, oder ihm die Vergebung seiner Sünden zu versagen. Dieses zu bestätigen, haben wir ihm dieses Zeugniß in der Absicht ertheilet, daß ihm der heilige Petrus, so bald er dieses siehet, die Thüre zur ewigen Seligkeit öffnen wolle.
Was ihre Bilder betrifft, so leiden sie weder inJhre Bilder. ihren Kirchen noch Häusern einige, die geschnitzt oder gehauen, sondern bloß solche, die mit Oelfarbe von ihren eigenen Religions-Verwandten auf Holz ge- malet sind. Sie räumen niemals ein, daß sie ihre Heiligen gekauft haben, sondern gehen auf den Markt, und wenn sie sich ein Bild erwählet haben, das ihnen gefällt, so legen sie das Geld für den Tausch desselben hin. Wenn es der Verkäufer nicht für hinlänglich hält, so schiebt er es zurück, und der andere ist ver- bunden mehr dazu zu legen, bis er damit zufrieden ist. Die Mauern in ihren Kirchen sind damit an- gefüllt; über den Thüren ihrer Kirchen, auf den Marktplätzen und über den Stadtthoren, findet man gewiß das Bild eines oder des andern Heiligen, so daß, man mag gehen wohin man will, man allezeit ei- ne Menge Leute findet, die sich kreuzigen, sehr tief bücken und Gospodi Pomilui, oder Gott sey mir gnädig, sagen. Diese Bilder halten sie für so un- umgänglich nothwendig, daß sie ihre Andacht ohne dieselben nicht verrichten können. Sie sind die größ- te Zierde ihrer Häuser, und wer darein kommt, er- zeigt seine Ehrerbietung erst dem Heiligen, und als- denn erst der Familie. Als einmal ein Russe in ei- ner Verrichtung zu mir kam, sahe er sich in der Stube
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ſein Beichtvater bin, auf eine ſolche Art verhalten hat, daß ich keine Urſache habe, mich uͤber ihm zu beſchweren, oder ihm die Vergebung ſeiner Suͤnden zu verſagen. Dieſes zu beſtaͤtigen, haben wir ihm dieſes Zeugniß in der Abſicht ertheilet, daß ihm der heilige Petrus, ſo bald er dieſes ſiehet, die Thuͤre zur ewigen Seligkeit oͤffnen wolle.
Was ihre Bilder betrifft, ſo leiden ſie weder inJhre Bilder. ihren Kirchen noch Haͤuſern einige, die geſchnitzt oder gehauen, ſondern bloß ſolche, die mit Oelfarbe von ihren eigenen Religions-Verwandten auf Holz ge- malet ſind. Sie raͤumen niemals ein, daß ſie ihre Heiligen gekauft haben, ſondern gehen auf den Markt, und wenn ſie ſich ein Bild erwaͤhlet haben, das ihnen gefaͤllt, ſo legen ſie das Geld fuͤr den Tauſch deſſelben hin. Wenn es der Verkaͤufer nicht fuͤr hinlaͤnglich haͤlt, ſo ſchiebt er es zuruͤck, und der andere iſt ver- bunden mehr dazu zu legen, bis er damit zufrieden iſt. Die Mauern in ihren Kirchen ſind damit an- gefuͤllt; uͤber den Thuͤren ihrer Kirchen, auf den Marktplaͤtzen und uͤber den Stadtthoren, findet man gewiß das Bild eines oder des andern Heiligen, ſo daß, man mag gehen wohin man will, man allezeit ei- ne Menge Leute findet, die ſich kreuzigen, ſehr tief buͤcken und Gospodi Pomilui, oder Gott ſey mir gnaͤdig, ſagen. Dieſe Bilder halten ſie fuͤr ſo un- umgaͤnglich nothwendig, daß ſie ihre Andacht ohne dieſelben nicht verrichten koͤnnen. Sie ſind die groͤß- te Zierde ihrer Haͤuſer, und wer darein kommt, er- zeigt ſeine Ehrerbietung erſt dem Heiligen, und als- denn erſt der Familie. Als einmal ein Ruſſe in ei- ner Verrichtung zu mir kam, ſahe er ſich in der Stube
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ſein Beichtvater bin, auf eine ſolche Art verhalten
hat, daß ich keine Urſache habe, mich uͤber ihm zu
beſchweren, oder ihm die Vergebung ſeiner Suͤnden
zu verſagen. Dieſes zu beſtaͤtigen, haben wir ihm
dieſes Zeugniß in der Abſicht ertheilet, daß ihm der
heilige Petrus, ſo bald er dieſes ſiehet, die Thuͤre zur
ewigen Seligkeit oͤffnen wolle.
Was ihre Bilder betrifft, ſo leiden ſie weder in
ihren Kirchen noch Haͤuſern einige, die geſchnitzt oder
gehauen, ſondern bloß ſolche, die mit Oelfarbe von
ihren eigenen Religions-Verwandten auf Holz ge-
malet ſind. Sie raͤumen niemals ein, daß ſie ihre
Heiligen gekauft haben, ſondern gehen auf den Markt,
und wenn ſie ſich ein Bild erwaͤhlet haben, das ihnen
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hin. Wenn es der Verkaͤufer nicht fuͤr hinlaͤnglich
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bunden mehr dazu zu legen, bis er damit zufrieden
iſt. Die Mauern in ihren Kirchen ſind damit an-
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Marktplaͤtzen und uͤber den Stadtthoren, findet man
gewiß das Bild eines oder des andern Heiligen, ſo
daß, man mag gehen wohin man will, man allezeit ei-
ne Menge Leute findet, die ſich kreuzigen, ſehr tief
buͤcken und Gospodi Pomilui, oder Gott ſey mir
gnaͤdig, ſagen. Dieſe Bilder halten ſie fuͤr ſo un-
umgaͤnglich nothwendig, daß ſie ihre Andacht ohne
dieſelben nicht verrichten koͤnnen. Sie ſind die groͤß-
te Zierde ihrer Haͤuſer, und wer darein kommt, er-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/129>, abgerufen am 25.11.2024.
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