wird er so fest gehalten, daß er sich nicht rühren kann, und ist bis auf den halben Leib ausgezogen. Hier- auf giebt ihm der Henker die Knute, welches ein an einem Stock befestigter Riemen von getrockneter und ungegärbter Elendshaut ist, die er so geschickt zu füh- ren weiß, daß das Blut auf jeden Hieb herausspringt, oder eine Schwiele wie ein Finger dick entstehet. Dieses wird die gelinde Knute genannt; wenn sie aber nach dem Urtheile strenger seyn soll, so kommt der Henker drey oder vier Schritte gegangen, bis er den Verbrecher erreichen kann, und giebt ihn den er- sten Hieb mitten auf den Rücken, tritt bey jeden Hie- be zurück, und ist so geschickt, daß er niemals zwey- mal auf einen Ort schlägt; jeder Hieb nimmt das Fleisch mit weg. Wenn die allerschärfste Knute ver- ordnet ist, so haut er in die Seiten, und durchschnei- det öfters das Eingeweide, welches wenige überleben. Es ist eine allgemeine Anmerkung, daß magere Leute nach der Knute fett werden; und daß sie ein un- trügliches Mittel für diejenigen ist, die steif (hide- bound,) sind.
Sie haben außer dieser noch eine andere Art der Strafe, die Batoke genannt, deren man sich in Fa- milien, die Kinder und Sclaven zu züchtigen, desglei- chen auch bey der Armee bedient. Die Person, die so bestraft werden soll, muß die Kleider bis auf die Beinkleider ausziehen, und sich mit dem Leibe auf die Erde legen; hierauf setzt sich einer auf seinen Kopf und Hals, und ein anderer auf seine Füße; jeder hat ei- ne gute Ruthe, womit sie ihn den Rücken tüchtig kitzeln.
Während
wird er ſo feſt gehalten, daß er ſich nicht ruͤhren kann, und iſt bis auf den halben Leib ausgezogen. Hier- auf giebt ihm der Henker die Knute, welches ein an einem Stock befeſtigter Riemen von getrockneter und ungegaͤrbter Elendshaut iſt, die er ſo geſchickt zu fuͤh- ren weiß, daß das Blut auf jeden Hieb herausſpringt, oder eine Schwiele wie ein Finger dick entſtehet. Dieſes wird die gelinde Knute genannt; wenn ſie aber nach dem Urtheile ſtrenger ſeyn ſoll, ſo kommt der Henker drey oder vier Schritte gegangen, bis er den Verbrecher erreichen kann, und giebt ihn den er- ſten Hieb mitten auf den Ruͤcken, tritt bey jeden Hie- be zuruͤck, und iſt ſo geſchickt, daß er niemals zwey- mal auf einen Ort ſchlaͤgt; jeder Hieb nimmt das Fleiſch mit weg. Wenn die allerſchaͤrfſte Knute ver- ordnet iſt, ſo haut er in die Seiten, und durchſchnei- det oͤfters das Eingeweide, welches wenige uͤberleben. Es iſt eine allgemeine Anmerkung, daß magere Leute nach der Knute fett werden; und daß ſie ein un- truͤgliches Mittel fuͤr diejenigen iſt, die ſteif (hide- bound,) ſind.
Sie haben außer dieſer noch eine andere Art der Strafe, die Batoke genannt, deren man ſich in Fa- milien, die Kinder und Sclaven zu zuͤchtigen, desglei- chen auch bey der Armee bedient. Die Perſon, die ſo beſtraft werden ſoll, muß die Kleider bis auf die Beinkleider ausziehen, und ſich mit dem Leibe auf die Erde legen; hierauf ſetzt ſich einer auf ſeinen Kopf und Hals, und ein anderer auf ſeine Fuͤße; jeder hat ei- ne gute Ruthe, womit ſie ihn den Ruͤcken tuͤchtig kitzeln.
Waͤhrend
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[104/0114]
wird er ſo feſt gehalten, daß er ſich nicht ruͤhren kann,
und iſt bis auf den halben Leib ausgezogen. Hier-
auf giebt ihm der Henker die Knute, welches ein an
einem Stock befeſtigter Riemen von getrockneter und
ungegaͤrbter Elendshaut iſt, die er ſo geſchickt zu fuͤh-
ren weiß, daß das Blut auf jeden Hieb herausſpringt,
oder eine Schwiele wie ein Finger dick entſtehet.
Dieſes wird die gelinde Knute genannt; wenn ſie
aber nach dem Urtheile ſtrenger ſeyn ſoll, ſo kommt
der Henker drey oder vier Schritte gegangen, bis er
den Verbrecher erreichen kann, und giebt ihn den er-
ſten Hieb mitten auf den Ruͤcken, tritt bey jeden Hie-
be zuruͤck, und iſt ſo geſchickt, daß er niemals zwey-
mal auf einen Ort ſchlaͤgt; jeder Hieb nimmt das
Fleiſch mit weg. Wenn die allerſchaͤrfſte Knute ver-
ordnet iſt, ſo haut er in die Seiten, und durchſchnei-
det oͤfters das Eingeweide, welches wenige uͤberleben.
Es iſt eine allgemeine Anmerkung, daß magere Leute
nach der Knute fett werden; und daß ſie ein un-
truͤgliches Mittel fuͤr diejenigen iſt, die ſteif (hide-
bound,) ſind.
Sie haben außer dieſer noch eine andere Art der
Strafe, die Batoke genannt, deren man ſich in Fa-
milien, die Kinder und Sclaven zu zuͤchtigen, desglei-
chen auch bey der Armee bedient. Die Perſon, die
ſo beſtraft werden ſoll, muß die Kleider bis auf die
Beinkleider ausziehen, und ſich mit dem Leibe auf die
Erde legen; hierauf ſetzt ſich einer auf ſeinen Kopf und
Hals, und ein anderer auf ſeine Fuͤße; jeder hat ei-
ne gute Ruthe, womit ſie ihn den Ruͤcken tuͤchtig
kitzeln.
Waͤhrend
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/114>, abgerufen am 24.11.2024.
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