und Hobojen saßen; hierauf folgte der Marschall und seine Begleiter, zwey und zwey zu Pferde, alsdenn der Bräutigam und die Braut in einer Kutsche mit sechs Pferden, nebst ihren Bräutigams- und Braut- führeru, die vor ihnen in der Kutsche saßen. Jhnen folgten 15 kleine Kutschen, jede mit Schottländischen Pferden, und in jeder vier Zwerge. Es war etwas erstaunendes, auf einmal so viel solche kleine Ge- schöpfe in einer Gesellschaft zu sehen, besonders da sie mit einer nach ihren Staturen eingerichteten Equipage versehen waren. Die Procession wurde von zwey Compagnien Dragonern begleitet, das gemeine Volk zurück zu halten, und viel vornehme Personen waren zur Hochzeit eingeladen, die in ihren Kutschen mit in die Kirche fuhren, wo das kleine Paar getrauet wur- de. Von hier gieng die Procession in guter Ord- nung zu der Prinzessinn Pallast zurücke, wo ein gros- ses Tractement für die Gesellschaft zubereitet war. Es waren zwey lange Tafeln, auf jeder Seite in ei- nem langen Saale gedeckt, woran die Gesellschaft der Zwerge speiste; die Prinzessinn nebst ihren zwey Nich- ten, die Prinzessinnen Anna und Elisabeth, des Czars Töchter, sorgten dafür, daß sie ordentlich gesetzt und bewirthet würden, ehe sie sich an ihre eigene Tafel setz- ten. Jn der Nacht führten die Prinzessinnen, von dem Adel begleitet, das verheirathete Paar mit vieler Pracht zu Bette. Nach dieser Ceremonie wurde der Gesellschaft von Zwergen ein großes Zimmer einge- räumet, sich lustig zu machen. Das Gastmahl en- digte sich mit einem Balle, der bis an den hellen Tag dauerte. Die Gesellschaft, die bey dieser Gele-
genheit
und Hobojen ſaßen; hierauf folgte der Marſchall und ſeine Begleiter, zwey und zwey zu Pferde, alsdenn der Braͤutigam und die Braut in einer Kutſche mit ſechs Pferden, nebſt ihren Braͤutigams- und Braut- fuͤhreru, die vor ihnen in der Kutſche ſaßen. Jhnen folgten 15 kleine Kutſchen, jede mit Schottlaͤndiſchen Pferden, und in jeder vier Zwerge. Es war etwas erſtaunendes, auf einmal ſo viel ſolche kleine Ge- ſchoͤpfe in einer Geſellſchaft zu ſehen, beſonders da ſie mit einer nach ihren Staturen eingerichteten Equipage verſehen waren. Die Proceſſion wurde von zwey Compagnien Dragonern begleitet, das gemeine Volk zuruͤck zu halten, und viel vornehme Perſonen waren zur Hochzeit eingeladen, die in ihren Kutſchen mit in die Kirche fuhren, wo das kleine Paar getrauet wur- de. Von hier gieng die Proceſſion in guter Ord- nung zu der Prinzeſſinn Pallaſt zuruͤcke, wo ein groſ- ſes Tractement fuͤr die Geſellſchaft zubereitet war. Es waren zwey lange Tafeln, auf jeder Seite in ei- nem langen Saale gedeckt, woran die Geſellſchaft der Zwerge ſpeiſte; die Prinzeſſinn nebſt ihren zwey Nich- ten, die Prinzeſſinnen Anna und Eliſabeth, des Czars Toͤchter, ſorgten dafuͤr, daß ſie ordentlich geſetzt und bewirthet wuͤrden, ehe ſie ſich an ihre eigene Tafel ſetz- ten. Jn der Nacht fuͤhrten die Prinzeſſinnen, von dem Adel begleitet, das verheirathete Paar mit vieler Pracht zu Bette. Nach dieſer Ceremonie wurde der Geſellſchaft von Zwergen ein großes Zimmer einge- raͤumet, ſich luſtig zu machen. Das Gaſtmahl en- digte ſich mit einem Balle, der bis an den hellen Tag dauerte. Die Geſellſchaft, die bey dieſer Gele-
genheit
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0112"n="102"/>
und Hobojen ſaßen; hierauf folgte der Marſchall und<lb/>ſeine Begleiter, zwey und zwey zu Pferde, alsdenn<lb/>
der Braͤutigam und die Braut in einer Kutſche mit<lb/>ſechs Pferden, nebſt ihren Braͤutigams- und Braut-<lb/>
fuͤhreru, die vor ihnen in der Kutſche ſaßen. Jhnen<lb/>
folgten 15 kleine Kutſchen, jede mit Schottlaͤndiſchen<lb/>
Pferden, und in jeder vier Zwerge. Es war etwas<lb/>
erſtaunendes, auf einmal ſo viel ſolche kleine Ge-<lb/>ſchoͤpfe in einer Geſellſchaft zu ſehen, beſonders da ſie<lb/>
mit einer nach ihren Staturen eingerichteten Equipage<lb/>
verſehen waren. Die Proceſſion wurde von zwey<lb/>
Compagnien Dragonern begleitet, das gemeine Volk<lb/>
zuruͤck zu halten, und viel vornehme Perſonen waren<lb/>
zur Hochzeit eingeladen, die in ihren Kutſchen mit in<lb/>
die Kirche fuhren, wo das kleine Paar getrauet wur-<lb/>
de. Von hier gieng die Proceſſion in guter Ord-<lb/>
nung zu der Prinzeſſinn Pallaſt zuruͤcke, wo ein groſ-<lb/>ſes Tractement fuͤr die Geſellſchaft zubereitet war.<lb/>
Es waren zwey lange Tafeln, auf jeder Seite in ei-<lb/>
nem langen Saale gedeckt, woran die Geſellſchaft der<lb/>
Zwerge ſpeiſte; die Prinzeſſinn nebſt ihren zwey Nich-<lb/>
ten, die Prinzeſſinnen Anna und Eliſabeth, des Czars<lb/>
Toͤchter, ſorgten dafuͤr, daß ſie ordentlich geſetzt und<lb/>
bewirthet wuͤrden, ehe ſie ſich an ihre eigene Tafel ſetz-<lb/>
ten. Jn der Nacht fuͤhrten die Prinzeſſinnen, von<lb/>
dem Adel begleitet, das verheirathete Paar mit vieler<lb/>
Pracht zu Bette. Nach dieſer Ceremonie wurde der<lb/>
Geſellſchaft von Zwergen ein großes Zimmer einge-<lb/>
raͤumet, ſich luſtig zu machen. Das Gaſtmahl en-<lb/>
digte ſich mit einem Balle, der bis an den hellen Tag<lb/>
dauerte. Die Geſellſchaft, die bey dieſer Gele-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">genheit</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[102/0112]
und Hobojen ſaßen; hierauf folgte der Marſchall und
ſeine Begleiter, zwey und zwey zu Pferde, alsdenn
der Braͤutigam und die Braut in einer Kutſche mit
ſechs Pferden, nebſt ihren Braͤutigams- und Braut-
fuͤhreru, die vor ihnen in der Kutſche ſaßen. Jhnen
folgten 15 kleine Kutſchen, jede mit Schottlaͤndiſchen
Pferden, und in jeder vier Zwerge. Es war etwas
erſtaunendes, auf einmal ſo viel ſolche kleine Ge-
ſchoͤpfe in einer Geſellſchaft zu ſehen, beſonders da ſie
mit einer nach ihren Staturen eingerichteten Equipage
verſehen waren. Die Proceſſion wurde von zwey
Compagnien Dragonern begleitet, das gemeine Volk
zuruͤck zu halten, und viel vornehme Perſonen waren
zur Hochzeit eingeladen, die in ihren Kutſchen mit in
die Kirche fuhren, wo das kleine Paar getrauet wur-
de. Von hier gieng die Proceſſion in guter Ord-
nung zu der Prinzeſſinn Pallaſt zuruͤcke, wo ein groſ-
ſes Tractement fuͤr die Geſellſchaft zubereitet war.
Es waren zwey lange Tafeln, auf jeder Seite in ei-
nem langen Saale gedeckt, woran die Geſellſchaft der
Zwerge ſpeiſte; die Prinzeſſinn nebſt ihren zwey Nich-
ten, die Prinzeſſinnen Anna und Eliſabeth, des Czars
Toͤchter, ſorgten dafuͤr, daß ſie ordentlich geſetzt und
bewirthet wuͤrden, ehe ſie ſich an ihre eigene Tafel ſetz-
ten. Jn der Nacht fuͤhrten die Prinzeſſinnen, von
dem Adel begleitet, das verheirathete Paar mit vieler
Pracht zu Bette. Nach dieſer Ceremonie wurde der
Geſellſchaft von Zwergen ein großes Zimmer einge-
raͤumet, ſich luſtig zu machen. Das Gaſtmahl en-
digte ſich mit einem Balle, der bis an den hellen Tag
dauerte. Die Geſellſchaft, die bey dieſer Gele-
genheit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/112>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.