Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

und Hobojen saßen; hierauf folgte der Marschall und
seine Begleiter, zwey und zwey zu Pferde, alsdenn
der Bräutigam und die Braut in einer Kutsche mit
sechs Pferden, nebst ihren Bräutigams- und Braut-
führeru, die vor ihnen in der Kutsche saßen. Jhnen
folgten 15 kleine Kutschen, jede mit Schottländischen
Pferden, und in jeder vier Zwerge. Es war etwas
erstaunendes, auf einmal so viel solche kleine Ge-
schöpfe in einer Gesellschaft zu sehen, besonders da sie
mit einer nach ihren Staturen eingerichteten Equipage
versehen waren. Die Procession wurde von zwey
Compagnien Dragonern begleitet, das gemeine Volk
zurück zu halten, und viel vornehme Personen waren
zur Hochzeit eingeladen, die in ihren Kutschen mit in
die Kirche fuhren, wo das kleine Paar getrauet wur-
de. Von hier gieng die Procession in guter Ord-
nung zu der Prinzessinn Pallast zurücke, wo ein gros-
ses Tractement für die Gesellschaft zubereitet war.
Es waren zwey lange Tafeln, auf jeder Seite in ei-
nem langen Saale gedeckt, woran die Gesellschaft der
Zwerge speiste; die Prinzessinn nebst ihren zwey Nich-
ten, die Prinzessinnen Anna und Elisabeth, des Czars
Töchter, sorgten dafür, daß sie ordentlich gesetzt und
bewirthet würden, ehe sie sich an ihre eigene Tafel setz-
ten. Jn der Nacht führten die Prinzessinnen, von
dem Adel begleitet, das verheirathete Paar mit vieler
Pracht zu Bette. Nach dieser Ceremonie wurde der
Gesellschaft von Zwergen ein großes Zimmer einge-
räumet, sich lustig zu machen. Das Gastmahl en-
digte sich mit einem Balle, der bis an den hellen Tag
dauerte. Die Gesellschaft, die bey dieser Gele-

genheit

und Hobojen ſaßen; hierauf folgte der Marſchall und
ſeine Begleiter, zwey und zwey zu Pferde, alsdenn
der Braͤutigam und die Braut in einer Kutſche mit
ſechs Pferden, nebſt ihren Braͤutigams- und Braut-
fuͤhreru, die vor ihnen in der Kutſche ſaßen. Jhnen
folgten 15 kleine Kutſchen, jede mit Schottlaͤndiſchen
Pferden, und in jeder vier Zwerge. Es war etwas
erſtaunendes, auf einmal ſo viel ſolche kleine Ge-
ſchoͤpfe in einer Geſellſchaft zu ſehen, beſonders da ſie
mit einer nach ihren Staturen eingerichteten Equipage
verſehen waren. Die Proceſſion wurde von zwey
Compagnien Dragonern begleitet, das gemeine Volk
zuruͤck zu halten, und viel vornehme Perſonen waren
zur Hochzeit eingeladen, die in ihren Kutſchen mit in
die Kirche fuhren, wo das kleine Paar getrauet wur-
de. Von hier gieng die Proceſſion in guter Ord-
nung zu der Prinzeſſinn Pallaſt zuruͤcke, wo ein groſ-
ſes Tractement fuͤr die Geſellſchaft zubereitet war.
Es waren zwey lange Tafeln, auf jeder Seite in ei-
nem langen Saale gedeckt, woran die Geſellſchaft der
Zwerge ſpeiſte; die Prinzeſſinn nebſt ihren zwey Nich-
ten, die Prinzeſſinnen Anna und Eliſabeth, des Czars
Toͤchter, ſorgten dafuͤr, daß ſie ordentlich geſetzt und
bewirthet wuͤrden, ehe ſie ſich an ihre eigene Tafel ſetz-
ten. Jn der Nacht fuͤhrten die Prinzeſſinnen, von
dem Adel begleitet, das verheirathete Paar mit vieler
Pracht zu Bette. Nach dieſer Ceremonie wurde der
Geſellſchaft von Zwergen ein großes Zimmer einge-
raͤumet, ſich luſtig zu machen. Das Gaſtmahl en-
digte ſich mit einem Balle, der bis an den hellen Tag
dauerte. Die Geſellſchaft, die bey dieſer Gele-

genheit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="102"/>
und Hobojen &#x017F;aßen; hierauf folgte der Mar&#x017F;chall und<lb/>
&#x017F;eine Begleiter, zwey und zwey zu Pferde, alsdenn<lb/>
der Bra&#x0364;utigam und die Braut in einer Kut&#x017F;che mit<lb/>
&#x017F;echs Pferden, neb&#x017F;t ihren Bra&#x0364;utigams- und Braut-<lb/>
fu&#x0364;hreru, die vor ihnen in der Kut&#x017F;che &#x017F;aßen. Jhnen<lb/>
folgten 15 kleine Kut&#x017F;chen, jede mit Schottla&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
Pferden, und in jeder vier Zwerge. Es war etwas<lb/>
er&#x017F;taunendes, auf einmal &#x017F;o viel &#x017F;olche kleine Ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfe in einer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu &#x017F;ehen, be&#x017F;onders da &#x017F;ie<lb/>
mit einer nach ihren Staturen eingerichteten Equipage<lb/>
ver&#x017F;ehen waren. Die Proce&#x017F;&#x017F;ion wurde von zwey<lb/>
Compagnien Dragonern begleitet, das gemeine Volk<lb/>
zuru&#x0364;ck zu halten, und viel vornehme Per&#x017F;onen waren<lb/>
zur Hochzeit eingeladen, die in ihren Kut&#x017F;chen mit in<lb/>
die Kirche fuhren, wo das kleine Paar getrauet wur-<lb/>
de. Von hier gieng die Proce&#x017F;&#x017F;ion in guter Ord-<lb/>
nung zu der Prinze&#x017F;&#x017F;inn Palla&#x017F;t zuru&#x0364;cke, wo ein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es Tractement fu&#x0364;r die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zubereitet war.<lb/>
Es waren zwey lange Tafeln, auf jeder Seite in ei-<lb/>
nem langen Saale gedeckt, woran die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der<lb/>
Zwerge &#x017F;pei&#x017F;te; die Prinze&#x017F;&#x017F;inn neb&#x017F;t ihren zwey Nich-<lb/>
ten, die Prinze&#x017F;&#x017F;innen Anna und Eli&#x017F;abeth, des Czars<lb/>
To&#x0364;chter, &#x017F;orgten dafu&#x0364;r, daß &#x017F;ie ordentlich ge&#x017F;etzt und<lb/>
bewirthet wu&#x0364;rden, ehe &#x017F;ie &#x017F;ich an ihre eigene Tafel &#x017F;etz-<lb/>
ten. Jn der Nacht fu&#x0364;hrten die Prinze&#x017F;&#x017F;innen, von<lb/>
dem Adel begleitet, das verheirathete Paar mit vieler<lb/>
Pracht zu Bette. Nach die&#x017F;er Ceremonie wurde der<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft von Zwergen ein großes Zimmer einge-<lb/>
ra&#x0364;umet, &#x017F;ich lu&#x017F;tig zu machen. Das Ga&#x017F;tmahl en-<lb/>
digte &#x017F;ich mit einem Balle, der bis an den hellen Tag<lb/>
dauerte. Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, die bey die&#x017F;er Gele-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">genheit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0112] und Hobojen ſaßen; hierauf folgte der Marſchall und ſeine Begleiter, zwey und zwey zu Pferde, alsdenn der Braͤutigam und die Braut in einer Kutſche mit ſechs Pferden, nebſt ihren Braͤutigams- und Braut- fuͤhreru, die vor ihnen in der Kutſche ſaßen. Jhnen folgten 15 kleine Kutſchen, jede mit Schottlaͤndiſchen Pferden, und in jeder vier Zwerge. Es war etwas erſtaunendes, auf einmal ſo viel ſolche kleine Ge- ſchoͤpfe in einer Geſellſchaft zu ſehen, beſonders da ſie mit einer nach ihren Staturen eingerichteten Equipage verſehen waren. Die Proceſſion wurde von zwey Compagnien Dragonern begleitet, das gemeine Volk zuruͤck zu halten, und viel vornehme Perſonen waren zur Hochzeit eingeladen, die in ihren Kutſchen mit in die Kirche fuhren, wo das kleine Paar getrauet wur- de. Von hier gieng die Proceſſion in guter Ord- nung zu der Prinzeſſinn Pallaſt zuruͤcke, wo ein groſ- ſes Tractement fuͤr die Geſellſchaft zubereitet war. Es waren zwey lange Tafeln, auf jeder Seite in ei- nem langen Saale gedeckt, woran die Geſellſchaft der Zwerge ſpeiſte; die Prinzeſſinn nebſt ihren zwey Nich- ten, die Prinzeſſinnen Anna und Eliſabeth, des Czars Toͤchter, ſorgten dafuͤr, daß ſie ordentlich geſetzt und bewirthet wuͤrden, ehe ſie ſich an ihre eigene Tafel ſetz- ten. Jn der Nacht fuͤhrten die Prinzeſſinnen, von dem Adel begleitet, das verheirathete Paar mit vieler Pracht zu Bette. Nach dieſer Ceremonie wurde der Geſellſchaft von Zwergen ein großes Zimmer einge- raͤumet, ſich luſtig zu machen. Das Gaſtmahl en- digte ſich mit einem Balle, der bis an den hellen Tag dauerte. Die Geſellſchaft, die bey dieſer Gele- genheit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/112
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/112>, abgerufen am 22.11.2024.