Wenn wir Diamanten sehen, Die so hell, so weiß, so rein, Laßt uns unsern Gott erhöhen, Weil auch sie geschaffen seyn Uns zur Lust, und ihm zu Ehren, Welche beyde zu vermehren Uns aus Liebe Gott gebeut. O der süßen Schuldigkeit!
Der Sma- ragd.
Lasset uns nun weiter gehen, Des Smaragden grüne Pracht Mit Vergnügen anzusehen, Dessen Schein uns recht anlacht Und mit holdem Licht anstralet; Wie das Gras der Frühling mahlet, Eben mit so grünem Licht Füllet er uns das Gesicht.
Es sind von Smaragd die besten Aus Ostindien gebracht, Doch bringt man sie aus dem Westen Auch, jedoch von mindrer Pracht. Man will von Smaragden merken, Daß sie unser Auge stärken, Daß beym Bauchfluß ihre Kraft, Wie beym Blutfluß, Hülfe schafft.
Der Gra- nat.
Ferner kömmet zu betrachten Auch der röthliche Granat, Der, wenn wir darauf recht achten, Farben, wie ein Feuer, hat. Seine Röth ist zwar verdunkelt, Dennoch scheinet sie und funkelt, Daß die sanfte Lieblichkeit Oefters Aug' und Herz erfreut.
Jhrer
Betrachtungen
Wenn wir Diamanten ſehen, Die ſo hell, ſo weiß, ſo rein, Laßt uns unſern Gott erhoͤhen, Weil auch ſie geſchaffen ſeyn Uns zur Luſt, und ihm zu Ehren, Welche beyde zu vermehren Uns aus Liebe Gott gebeut. O der ſuͤßen Schuldigkeit!
Der Sma- ragd.
Laſſet uns nun weiter gehen, Des Smaragden gruͤne Pracht Mit Vergnuͤgen anzuſehen, Deſſen Schein uns recht anlacht Und mit holdem Licht anſtralet; Wie das Gras der Fruͤhling mahlet, Eben mit ſo gruͤnem Licht Fuͤllet er uns das Geſicht.
Es ſind von Smaragd die beſten Aus Oſtindien gebracht, Doch bringt man ſie aus dem Weſten Auch, jedoch von mindrer Pracht. Man will von Smaragden merken, Daß ſie unſer Auge ſtaͤrken, Daß beym Bauchfluß ihre Kraft, Wie beym Blutfluß, Huͤlfe ſchafft.
Der Gra- nat.
Ferner koͤmmet zu betrachten Auch der roͤthliche Granat, Der, wenn wir darauf recht achten, Farben, wie ein Feuer, hat. Seine Roͤth iſt zwar verdunkelt, Dennoch ſcheinet ſie und funkelt, Daß die ſanfte Lieblichkeit Oefters Aug’ und Herz erfreut.
Jhrer
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Betrachtungen
Wenn wir Diamanten ſehen,
Die ſo hell, ſo weiß, ſo rein,
Laßt uns unſern Gott erhoͤhen,
Weil auch ſie geſchaffen ſeyn
Uns zur Luſt, und ihm zu Ehren,
Welche beyde zu vermehren
Uns aus Liebe Gott gebeut.
O der ſuͤßen Schuldigkeit!
Laſſet uns nun weiter gehen,
Des Smaragden gruͤne Pracht
Mit Vergnuͤgen anzuſehen,
Deſſen Schein uns recht anlacht
Und mit holdem Licht anſtralet;
Wie das Gras der Fruͤhling mahlet,
Eben mit ſo gruͤnem Licht
Fuͤllet er uns das Geſicht.
Es ſind von Smaragd die beſten
Aus Oſtindien gebracht,
Doch bringt man ſie aus dem Weſten
Auch, jedoch von mindrer Pracht.
Man will von Smaragden merken,
Daß ſie unſer Auge ſtaͤrken,
Daß beym Bauchfluß ihre Kraft,
Wie beym Blutfluß, Huͤlfe ſchafft.
Ferner koͤmmet zu betrachten
Auch der roͤthliche Granat,
Der, wenn wir darauf recht achten,
Farben, wie ein Feuer, hat.
Seine Roͤth iſt zwar verdunkelt,
Dennoch ſcheinet ſie und funkelt,
Daß die ſanfte Lieblichkeit
Oefters Aug’ und Herz erfreut.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/90>, abgerufen am 16.02.2025.
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