Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.über die Steine. Möchten wir in Gottes Werken, Um sein' Allmacht zu erhöhn, Mehr auf Gottes Weisheit merken, Als auf unser Wissen sehn! Besser als ein stolzes Zanken Sind bewundernde Gedanken. Die durch ihn gerührte Brust Wirkt, in unsrer, seine Lust. Ach, so gieb durch deine Güte, Großer Gott, uns doch die Kraft, Daß mit frölichem Gemüthe Des Magneten Eigenschaft Dir zum Ruhm betrachtet werde! Daß sein Nutz an unsrer Erde, Der so groß, so mancherley, Dir nur zugeeignet sey. Nach betrachteten gemeinen, Auch, so mittler Gattung seyn, Laßt uns von den edlen Steinen Den so angenehmen Schein Besser, als wir sonsten pflegen, Auch zu Gottes Ruhm, erwägen, Und, wie farbenreich, wie schön Jhr polirter Schimmer, sehn. Was wir an denselben schätzen, Jst so sehr nicht Nutz und Preis, Als daß sie das Aug' ergetzen, Da nunmehr ein jeder weis, Daß ihr Nutz in Arzeneyen Meistentheils nur Pralereyen, Ja daß es Betriegerey, Und nicht selten schädlich sey. Aber, E 2
uͤber die Steine. Moͤchten wir in Gottes Werken, Um ſein’ Allmacht zu erhoͤhn, Mehr auf Gottes Weisheit merken, Als auf unſer Wiſſen ſehn! Beſſer als ein ſtolzes Zanken Sind bewundernde Gedanken. Die durch ihn geruͤhrte Bruſt Wirkt, in unſrer, ſeine Luſt. Ach, ſo gieb durch deine Guͤte, Großer Gott, uns doch die Kraft, Daß mit froͤlichem Gemuͤthe Des Magneten Eigenſchaft Dir zum Ruhm betrachtet werde! Daß ſein Nutz an unſrer Erde, Der ſo groß, ſo mancherley, Dir nur zugeeignet ſey. Nach betrachteten gemeinen, Auch, ſo mittler Gattung ſeyn, Laßt uns von den edlen Steinen Den ſo angenehmen Schein Beſſer, als wir ſonſten pflegen, Auch zu Gottes Ruhm, erwaͤgen, Und, wie farbenreich, wie ſchoͤn Jhr polirter Schimmer, ſehn. Was wir an denſelben ſchaͤtzen, Jſt ſo ſehr nicht Nutz und Preis, Als daß ſie das Aug’ ergetzen, Da nunmehr ein jeder weis, Daß ihr Nutz in Arzeneyen Meiſtentheils nur Pralereyen, Ja daß es Betriegerey, Und nicht ſelten ſchaͤdlich ſey. Aber, E 2
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uͤber die Steine.
Moͤchten wir in Gottes Werken,
Um ſein’ Allmacht zu erhoͤhn,
Mehr auf Gottes Weisheit merken,
Als auf unſer Wiſſen ſehn!
Beſſer als ein ſtolzes Zanken
Sind bewundernde Gedanken.
Die durch ihn geruͤhrte Bruſt
Wirkt, in unſrer, ſeine Luſt.
Ach, ſo gieb durch deine Guͤte,
Großer Gott, uns doch die Kraft,
Daß mit froͤlichem Gemuͤthe
Des Magneten Eigenſchaft
Dir zum Ruhm betrachtet werde!
Daß ſein Nutz an unſrer Erde,
Der ſo groß, ſo mancherley,
Dir nur zugeeignet ſey.
Nach betrachteten gemeinen,
Auch, ſo mittler Gattung ſeyn,
Laßt uns von den edlen Steinen
Den ſo angenehmen Schein
Beſſer, als wir ſonſten pflegen,
Auch zu Gottes Ruhm, erwaͤgen,
Und, wie farbenreich, wie ſchoͤn
Jhr polirter Schimmer, ſehn.
Was wir an denſelben ſchaͤtzen,
Jſt ſo ſehr nicht Nutz und Preis,
Als daß ſie das Aug’ ergetzen,
Da nunmehr ein jeder weis,
Daß ihr Nutz in Arzeneyen
Meiſtentheils nur Pralereyen,
Ja daß es Betriegerey,
Und nicht ſelten ſchaͤdlich ſey.
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