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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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über die Steine.
Wie uns Kalk im Bauen nütze,
Jst ja wohl bekannt genug,
Daß er alles Bauwerks Stütze,
Leugnet wohl kein Mensch mit Fug:
Aber, daß in Medicinen
Seines Wassers Kräft' uns dienen,
Und zumal im Krebs und Brand,
Dieß ist allen nicht bekannt.
Fistelschaden, Krebs und Beulen,
Wanns mit Wachs und Oel gemischt,
Kann es fast ohn Wundmahl heilen;
Tuch entfleckt es; es erfrischt
Unsrer Augen Röth' und Hitze;
Ja es ist zumalen nütze,
Wenn die Haut durchs Feu'r verletzt,
Daß es kleine Blasen setzt.
Weil in ihrem Stoff und Kräften
Kalk und Gyps sehr nahe stehn,
Da sie beyde leicht sich heften,
Laßt uns auch den Gyps besehn.
Gyps wird meist der Kalk genennet,
Welchen man so stark nicht brennet.
Dieser Stein, nur daß er weich,
Jst dem Alabaster gleich.
Groß' und leichte Bildersäulen,
Theils zur Model, theils zur Pracht,
Da es sich so leicht läßt theilen,
Werden aus dem Gyps gemacht.
Wenn man ihn mit Steinen menget
Und mit Milch und Bley; so drenget
Sich des Gypses Stoff so fest,
Daß es recht wie Marmor läßt.
Frisch
D
uͤber die Steine.
Wie uns Kalk im Bauen nuͤtze,
Jſt ja wohl bekannt genug,
Daß er alles Bauwerks Stuͤtze,
Leugnet wohl kein Menſch mit Fug:
Aber, daß in Medicinen
Seines Waſſers Kraͤft’ uns dienen,
Und zumal im Krebs und Brand,
Dieß iſt allen nicht bekannt.
Fiſtelſchaden, Krebs und Beulen,
Wanns mit Wachs und Oel gemiſcht,
Kann es faſt ohn Wundmahl heilen;
Tuch entfleckt es; es erfriſcht
Unſrer Augen Roͤth’ und Hitze;
Ja es iſt zumalen nuͤtze,
Wenn die Haut durchs Feu’r verletzt,
Daß es kleine Blaſen ſetzt.
Weil in ihrem Stoff und Kraͤften
Kalk und Gyps ſehr nahe ſtehn,
Da ſie beyde leicht ſich heften,
Laßt uns auch den Gyps beſehn.
Gyps wird meiſt der Kalk genennet,
Welchen man ſo ſtark nicht brennet.
Dieſer Stein, nur daß er weich,
Jſt dem Alabaſter gleich.
Groß’ und leichte Bilderſaͤulen,
Theils zur Model, theils zur Pracht,
Da es ſich ſo leicht laͤßt theilen,
Werden aus dem Gyps gemacht.
Wenn man ihn mit Steinen menget
Und mit Milch und Bley; ſo drenget
Sich des Gypſes Stoff ſo feſt,
Daß es recht wie Marmor laͤßt.
Friſch
D
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[49/0069] uͤber die Steine. Wie uns Kalk im Bauen nuͤtze, Jſt ja wohl bekannt genug, Daß er alles Bauwerks Stuͤtze, Leugnet wohl kein Menſch mit Fug: Aber, daß in Medicinen Seines Waſſers Kraͤft’ uns dienen, Und zumal im Krebs und Brand, Dieß iſt allen nicht bekannt. Fiſtelſchaden, Krebs und Beulen, Wanns mit Wachs und Oel gemiſcht, Kann es faſt ohn Wundmahl heilen; Tuch entfleckt es; es erfriſcht Unſrer Augen Roͤth’ und Hitze; Ja es iſt zumalen nuͤtze, Wenn die Haut durchs Feu’r verletzt, Daß es kleine Blaſen ſetzt. Weil in ihrem Stoff und Kraͤften Kalk und Gyps ſehr nahe ſtehn, Da ſie beyde leicht ſich heften, Laßt uns auch den Gyps beſehn. Gyps wird meiſt der Kalk genennet, Welchen man ſo ſtark nicht brennet. Dieſer Stein, nur daß er weich, Jſt dem Alabaſter gleich. Groß’ und leichte Bilderſaͤulen, Theils zur Model, theils zur Pracht, Da es ſich ſo leicht laͤßt theilen, Werden aus dem Gyps gemacht. Wenn man ihn mit Steinen menget Und mit Milch und Bley; ſo drenget Sich des Gypſes Stoff ſo feſt, Daß es recht wie Marmor laͤßt. Friſch D

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/69>, abgerufen am 25.11.2024.