"Um ewiglich geplagt zu seyn?" A. Jch will hier nicht, was ich gedenke, Nein; was die größten Kirchenväter von einem solchen Fall gedacht, Und allen Sterblichen zum Trost in heilgem Ernst hervor- gebracht, Dir melden. Dieses ist gewiß, daß Menschen voller Tück' und Ränke, Die lang' in schwarzen Lastern stecken, nur Bosheit aus- zuüben wissen, Und die, so lange sie auf Erden Die Sünden nicht vermeiden werden, Durch Gottes ganz besondre Wohlthat aus diesem Leben weggerissen Und in das Grab gestürzet seyn, Damit sie durch vermehrte Schuld, und durch ihr sträf- liches Bemühen Nicht eine noch geschärftre Strafe und eine größre Seelenpein Sich selber auf den Hals noch ziehen. Es sagt Ambrosius mit Recht: "Dem Sünder ist der Tod zwar bitter, "Sein Leben doch noch bitterer. Weit schlimmer ists, der Sünde leben, "Als mitten in der Sünde sterben, und seine Seele von sich geben, "Jndem, so lang' ein Lasterhafter hier lebt, er stets die Sünde mehrt; "So bald er aber stirbt, so hat sein Sündigen hier aufgehört,
"Und
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
„Um ewiglich geplagt zu ſeyn?“ A. Jch will hier nicht, was ich gedenke, Nein; was die groͤßten Kirchenvaͤter von einem ſolchen Fall gedacht, Und allen Sterblichen zum Troſt in heilgem Ernſt hervor- gebracht, Dir melden. Dieſes iſt gewiß, daß Menſchen voller Tuͤck’ und Raͤnke, Die lang’ in ſchwarzen Laſtern ſtecken, nur Bosheit aus- zuuͤben wiſſen, Und die, ſo lange ſie auf Erden Die Suͤnden nicht vermeiden werden, Durch Gottes ganz beſondre Wohlthat aus dieſem Leben weggeriſſen Und in das Grab geſtuͤrzet ſeyn, Damit ſie durch vermehrte Schuld, und durch ihr ſtraͤf- liches Bemuͤhen Nicht eine noch geſchaͤrftre Strafe und eine groͤßre Seelenpein Sich ſelber auf den Hals noch ziehen. Es ſagt Ambroſius mit Recht: „Dem Suͤnder iſt der Tod zwar bitter, „Sein Leben doch noch bitterer. Weit ſchlimmer iſts, der Suͤnde leben, „Als mitten in der Suͤnde ſterben, und ſeine Seele von ſich geben, „Jndem, ſo lang’ ein Laſterhafter hier lebt, er ſtets die Suͤnde mehrt; „So bald er aber ſtirbt, ſo hat ſein Suͤndigen hier aufgehoͤrt,
„Und
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
„Um ewiglich geplagt zu ſeyn?“ A. Jch will hier
nicht, was ich gedenke,
Nein; was die groͤßten Kirchenvaͤter von einem ſolchen
Fall gedacht,
Und allen Sterblichen zum Troſt in heilgem Ernſt hervor-
gebracht,
Dir melden. Dieſes iſt gewiß, daß Menſchen voller
Tuͤck’ und Raͤnke,
Die lang’ in ſchwarzen Laſtern ſtecken, nur Bosheit aus-
zuuͤben wiſſen,
Und die, ſo lange ſie auf Erden
Die Suͤnden nicht vermeiden werden,
Durch Gottes ganz beſondre Wohlthat aus dieſem Leben
weggeriſſen
Und in das Grab geſtuͤrzet ſeyn,
Damit ſie durch vermehrte Schuld, und durch ihr ſtraͤf-
liches Bemuͤhen
Nicht eine noch geſchaͤrftre Strafe und eine groͤßre
Seelenpein
Sich ſelber auf den Hals noch ziehen.
Es ſagt Ambroſius mit Recht: „Dem Suͤnder iſt der
Tod zwar bitter,
„Sein Leben doch noch bitterer. Weit ſchlimmer iſts,
der Suͤnde leben,
„Als mitten in der Suͤnde ſterben, und ſeine Seele
von ſich geben,
„Jndem, ſo lang’ ein Laſterhafter hier lebt, er ſtets die
Suͤnde mehrt;
„So bald er aber ſtirbt, ſo hat ſein Suͤndigen hier
aufgehoͤrt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/635>, abgerufen am 22.11.2024.
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