B. "Ja. Die allergrößte noch. Denn allein von dieser Zeit "Hängt die ganze Ewigkeit "Sonder allen Zweifel ab." A. Nun es sey. Soll denn dein Sterben Dadurch mehr verabscheut seyn, und willt du nicht eh dein Leben Lieber zu verbessern streben, Um dereinst die Seligkeit, die du wünschest, zu erwer- ben? Aber hievon red' ich nicht. Jch will etwas dir entde- cken, Welches du wohl nie erwartet, und mit allen deinen Schrecken Dir den Mund auf einmal stopfen.
Zu welcher Zeit dein Tod erscheint, Du sterbest übel oder wohl, du seyst entweder Gottes Feind, Wie oder stehst bey ihm in Gnaden, so wirst du keine beßre Zeit Und keine beßre Stunde finden, Als eben die, worinn du stirbst. B. "Was? wenn recht mitten in den Sünden "Der Tod mich übereilete? Würd' ein' unselge Ewig- keit "Die Seele nicht sogleich verschlingen?" A. O ja, es würde dieß geschehen. B. "Wie kann sie denn zu rechter Zeit aus diesem ihren Körper gehen,
"Um
Anleitung
B. „Ja. Die allergroͤßte noch. Denn allein von dieſer Zeit „Haͤngt die ganze Ewigkeit „Sonder allen Zweifel ab.“ A. Nun es ſey. Soll denn dein Sterben Dadurch mehr verabſcheut ſeyn, und willt du nicht eh dein Leben Lieber zu verbeſſern ſtreben, Um dereinſt die Seligkeit, die du wuͤnſcheſt, zu erwer- ben? Aber hievon red’ ich nicht. Jch will etwas dir entde- cken, Welches du wohl nie erwartet, und mit allen deinen Schrecken Dir den Mund auf einmal ſtopfen.
Zu welcher Zeit dein Tod erſcheint, Du ſterbeſt uͤbel oder wohl, du ſeyſt entweder Gottes Feind, Wie oder ſtehſt bey ihm in Gnaden, ſo wirſt du keine beßre Zeit Und keine beßre Stunde finden, Als eben die, worinn du ſtirbſt. B. „Was? wenn recht mitten in den Suͤnden „Der Tod mich uͤbereilete? Wuͤrd’ ein’ unſelge Ewig- keit „Die Seele nicht ſogleich verſchlingen?“ A. O ja, es wuͤrde dieß geſchehen. B. „Wie kann ſie denn zu rechter Zeit aus dieſem ihren Koͤrper gehen,
„Um
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Anleitung
B. „Ja. Die allergroͤßte noch. Denn allein von
dieſer Zeit
„Haͤngt die ganze Ewigkeit
„Sonder allen Zweifel ab.“ A. Nun es ſey. Soll
denn dein Sterben
Dadurch mehr verabſcheut ſeyn, und willt du nicht eh
dein Leben
Lieber zu verbeſſern ſtreben,
Um dereinſt die Seligkeit, die du wuͤnſcheſt, zu erwer-
ben?
Aber hievon red’ ich nicht. Jch will etwas dir entde-
cken,
Welches du wohl nie erwartet, und mit allen deinen
Schrecken
Dir den Mund auf einmal ſtopfen.
Zu welcher Zeit dein Tod erſcheint,
Du ſterbeſt uͤbel oder wohl, du ſeyſt entweder Gottes
Feind,
Wie oder ſtehſt bey ihm in Gnaden, ſo wirſt du keine
beßre Zeit
Und keine beßre Stunde finden,
Als eben die, worinn du ſtirbſt. B. „Was? wenn
recht mitten in den Suͤnden
„Der Tod mich uͤbereilete? Wuͤrd’ ein’ unſelge Ewig-
keit
„Die Seele nicht ſogleich verſchlingen?“ A. O ja,
es wuͤrde dieß geſchehen.
B. „Wie kann ſie denn zu rechter Zeit aus dieſem
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/634>, abgerufen am 22.11.2024.
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