Würde mir das heilge Mahl auch im Sterben beyge- leget; Würd' ich für so große Gnade, tief gerühret, dankbar seyn. Aber würd' es mir versagt, würde mich kein Gram er- füllen, Sondern ich würd' unterwürfig meines guten Vaters Willen Ruhig zu verehren suchen. Möchte man beym Sterben doch, Jener heiligen Gerdrudis frommen Beyspiel nachzu- leben, Sich in Ehrerbietigkeit und Gelassenheit bestreben. Diese kam durch einen Fall in Gefahr des Todes, doch Wie sie wunderbar errettet, und darauf gefraget ward, Ob sie ohne Sacrament ihres Bräutgams Gegenwart Zu erblicken wohl gewünschet? Ob ihr dieses nicht ge- reu't? Gab sie alsobald erröthend auf die Frage zum Be- scheid: Tausendmal würd' es mir mehr leid seyn und gereuet ha- ben, Wenn ich auch im mindesten meines Gottes heilgen Wil- len Unterwürfig zu erfüllen, Mich gewegert haben sollte. Wirst du nicht hiedurch ge- rührt? Wird von dir noch so viel Furcht gegen deinen Tod ver- spürt.
B. "Ja.
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Wuͤrde mir das heilge Mahl auch im Sterben beyge- leget; Wuͤrd’ ich fuͤr ſo große Gnade, tief geruͤhret, dankbar ſeyn. Aber wuͤrd’ es mir verſagt, wuͤrde mich kein Gram er- fuͤllen, Sondern ich wuͤrd’ unterwuͤrfig meines guten Vaters Willen Ruhig zu verehren ſuchen. Moͤchte man beym Sterben doch, Jener heiligen Gerdrudis frommen Beyſpiel nachzu- leben, Sich in Ehrerbietigkeit und Gelaſſenheit beſtreben. Dieſe kam durch einen Fall in Gefahr des Todes, doch Wie ſie wunderbar errettet, und darauf gefraget ward, Ob ſie ohne Sacrament ihres Braͤutgams Gegenwart Zu erblicken wohl gewuͤnſchet? Ob ihr dieſes nicht ge- reu’t? Gab ſie alſobald erroͤthend auf die Frage zum Be- ſcheid: Tauſendmal wuͤrd’ es mir mehr leid ſeyn und gereuet ha- ben, Wenn ich auch im mindeſten meines Gottes heilgen Wil- len Unterwuͤrfig zu erfuͤllen, Mich gewegert haben ſollte. Wirſt du nicht hiedurch ge- ruͤhrt? Wird von dir noch ſo viel Furcht gegen deinen Tod ver- ſpuͤrt.
B. „Ja.
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Wuͤrde mir das heilge Mahl auch im Sterben beyge-
leget;
Wuͤrd’ ich fuͤr ſo große Gnade, tief geruͤhret, dankbar
ſeyn.
Aber wuͤrd’ es mir verſagt, wuͤrde mich kein Gram er-
fuͤllen,
Sondern ich wuͤrd’ unterwuͤrfig meines guten Vaters
Willen
Ruhig zu verehren ſuchen. Moͤchte man beym Sterben
doch,
Jener heiligen Gerdrudis frommen Beyſpiel nachzu-
leben,
Sich in Ehrerbietigkeit und Gelaſſenheit beſtreben.
Dieſe kam durch einen Fall in Gefahr des Todes,
doch
Wie ſie wunderbar errettet, und darauf gefraget
ward,
Ob ſie ohne Sacrament ihres Braͤutgams Gegenwart
Zu erblicken wohl gewuͤnſchet? Ob ihr dieſes nicht ge-
reu’t?
Gab ſie alſobald erroͤthend auf die Frage zum Be-
ſcheid:
Tauſendmal wuͤrd’ es mir mehr leid ſeyn und gereuet ha-
ben,
Wenn ich auch im mindeſten meines Gottes heilgen Wil-
len
Unterwuͤrfig zu erfuͤllen,
Mich gewegert haben ſollte. Wirſt du nicht hiedurch ge-
ruͤhrt?
Wird von dir noch ſo viel Furcht gegen deinen Tod ver-
ſpuͤrt.
B. „Ja.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/633>, abgerufen am 22.11.2024.
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