Ja öfters mehr, als eine Krankheit, daß man mit dir eh fertig sey. Wo man nun viel Gewalt gebraucht, giebt es viel Lärmen und Geschrey.
B. "Allein, warum verfähret man mit mir denn so be- sonders strenge? "Warum gebraucht man solcher Fäuste, wodurch man mich so heftig plagt?" A. Hast du es denn noch nicht vernommen? ich hab' es dir bereits gesagt, Daß du zur rechten Stunde sterbest, und sich dein Leben nicht verlänge. Du hättest können, ich gesteh' es, durch leichtre Krank- heit, mindre Pein Besiegt und aufgelöset seyn: Allein es hätten diese müssen, um dich zu der Zeit zu besiegen, Schon vor sehr langer Zeit beginnen. Du hättest mehr, als vor zehn Jahren, Derselben Plagen fühlen müssen, und ihre Heftigkeit er- fahren, Da du von zu gesundem Körper, zu starken Nerven, festen Zügen, Als daß du in zween Monat Zeit mit mindern Schmerzen schon erliegen, Mit minderm Leiden sterben können, und wenigerm Ge- fühl. Allein, Hätt' eine lange zehrnde Schwindsucht dir wohl behäg- lich können seyn? Du hättest elend leben müssen: und da du langsam stets gestorben, So hättest du nie wohl gelebt. Kein Gut, kein' Ehre wär erworben
Mit
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Ja oͤfters mehr, als eine Krankheit, daß man mit dir eh fertig ſey. Wo man nun viel Gewalt gebraucht, giebt es viel Laͤrmen und Geſchrey.
B. „Allein, warum verfaͤhret man mit mir denn ſo be- ſonders ſtrenge? „Warum gebraucht man ſolcher Faͤuſte, wodurch man mich ſo heftig plagt?“ A. Haſt du es denn noch nicht vernommen? ich hab’ es dir bereits geſagt, Daß du zur rechten Stunde ſterbeſt, und ſich dein Leben nicht verlaͤnge. Du haͤtteſt koͤnnen, ich geſteh’ es, durch leichtre Krank- heit, mindre Pein Beſiegt und aufgeloͤſet ſeyn: Allein es haͤtten dieſe muͤſſen, um dich zu der Zeit zu beſiegen, Schon vor ſehr langer Zeit beginnen. Du haͤtteſt mehr, als vor zehn Jahren, Derſelben Plagen fuͤhlen muͤſſen, und ihre Heftigkeit er- fahren, Da du von zu geſundem Koͤrper, zu ſtarken Nerven, feſten Zuͤgen, Als daß du in zween Monat Zeit mit mindern Schmerzen ſchon erliegen, Mit minderm Leiden ſterben koͤnnen, und wenigerm Ge- fuͤhl. Allein, Haͤtt’ eine lange zehrnde Schwindſucht dir wohl behaͤg- lich koͤnnen ſeyn? Du haͤtteſt elend leben muͤſſen: und da du langſam ſtets geſtorben, So haͤtteſt du nie wohl gelebt. Kein Gut, kein’ Ehre waͤr erworben
Mit
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Ja oͤfters mehr, als eine Krankheit, daß man mit dir eh
fertig ſey.
Wo man nun viel Gewalt gebraucht, giebt es viel Laͤrmen
und Geſchrey.
B. „Allein, warum verfaͤhret man mit mir denn ſo be-
ſonders ſtrenge?
„Warum gebraucht man ſolcher Faͤuſte, wodurch man
mich ſo heftig plagt?“
A. Haſt du es denn noch nicht vernommen? ich hab’ es
dir bereits geſagt,
Daß du zur rechten Stunde ſterbeſt, und ſich dein Leben
nicht verlaͤnge.
Du haͤtteſt koͤnnen, ich geſteh’ es, durch leichtre Krank-
heit, mindre Pein
Beſiegt und aufgeloͤſet ſeyn:
Allein es haͤtten dieſe muͤſſen, um dich zu der Zeit zu beſiegen,
Schon vor ſehr langer Zeit beginnen. Du haͤtteſt mehr,
als vor zehn Jahren,
Derſelben Plagen fuͤhlen muͤſſen, und ihre Heftigkeit er-
fahren,
Da du von zu geſundem Koͤrper, zu ſtarken Nerven, feſten
Zuͤgen,
Als daß du in zween Monat Zeit mit mindern Schmerzen
ſchon erliegen,
Mit minderm Leiden ſterben koͤnnen, und wenigerm Ge-
fuͤhl. Allein,
Haͤtt’ eine lange zehrnde Schwindſucht dir wohl behaͤg-
lich koͤnnen ſeyn?
Du haͤtteſt elend leben muͤſſen: und da du langſam ſtets
geſtorben,
So haͤtteſt du nie wohl gelebt. Kein Gut, kein’ Ehre
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/617>, abgerufen am 18.07.2024.
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