Daß dir groß' und schwere Plagen, herber Schmerz und bittres Trauren Darum angenehmer sind, wenn dieselben lange dauren. Sind der Menschen Tage bös'; Ey so stimme damit ein, Besser ist es, daß sie kurz, um nicht lang geplagt zu seyn. Aber dieses ausgesetzt. Jch muß anders mit dir sprechen: Du gestehst, du wollest dich zwar zu sterben nicht ent- brechen; Aber es betrifft dein Streit Mit dem dir verhaßten Tode, bloß allein desselben Zeit. Schämest du dich aber nicht, da du Gottes weisen Macht Alles billig übergeben, dem, der dich hervorgebracht, Tod und Leben überlassen, daß du mit dem Höchsten Wesen, Um die Zeit, die er erlesen, Unvernünftig dingen willt? Jst bey dem, der, was entstanden, Mit Gewicht und Maaße fügt, so viel Weisheit nicht vorhanden, Daß Er auch die rechte Maaße deines Alters, und die Zahl Deiner Jahre nicht bestimmet und berechnet haben sollte? Er, der schon von Ewigkeit, sonder Fehl und auf einmal Deines Haupthaars Menge zählte, ihre Zahl bestimmen wollte, Hat gewiß auch deiner Jahre, deiner Tage Zahl gezählt, Und, zu deinem wahren Besten, die gerechtste Maaß erwählt. Herr! die Zahl von meinen Monden steht bey dir, wie Hiob spricht, Du hast mir ein Ziel gesetzt, dieses überschreit' ich nicht. Es ist auch unüberschreitbar, weil es in dem weisen Rath Der selbständigewgen Weisheit seine Grundverordnung hat.
Was
Anleitung
Daß dir groß’ und ſchwere Plagen, herber Schmerz und bittres Trauren Darum angenehmer ſind, wenn dieſelben lange dauren. Sind der Menſchen Tage boͤſ’; Ey ſo ſtimme damit ein, Beſſer iſt es, daß ſie kurz, um nicht lang geplagt zu ſeyn. Aber dieſes ausgeſetzt. Jch muß anders mit dir ſprechen: Du geſtehſt, du wolleſt dich zwar zu ſterben nicht ent- brechen; Aber es betrifft dein Streit Mit dem dir verhaßten Tode, bloß allein deſſelben Zeit. Schaͤmeſt du dich aber nicht, da du Gottes weiſen Macht Alles billig uͤbergeben, dem, der dich hervorgebracht, Tod und Leben uͤberlaſſen, daß du mit dem Hoͤchſten Weſen, Um die Zeit, die er erleſen, Unvernuͤnftig dingen willt? Jſt bey dem, der, was entſtanden, Mit Gewicht und Maaße fuͤgt, ſo viel Weisheit nicht vorhanden, Daß Er auch die rechte Maaße deines Alters, und die Zahl Deiner Jahre nicht beſtimmet und berechnet haben ſollte? Er, der ſchon von Ewigkeit, ſonder Fehl und auf einmal Deines Haupthaars Menge zaͤhlte, ihre Zahl beſtimmen wollte, Hat gewiß auch deiner Jahre, deiner Tage Zahl gezaͤhlt, Und, zu deinem wahren Beſten, die gerechtſte Maaß erwaͤhlt. Herr! die Zahl von meinen Monden ſteht bey dir, wie Hiob ſpricht, Du haſt mir ein Ziel geſetzt, dieſes uͤberſchreit’ ich nicht. Es iſt auch unuͤberſchreitbar, weil es in dem weiſen Rath Der ſelbſtaͤndigewgen Weisheit ſeine Grundverordnung hat.
Was
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Daß dir groß’ und ſchwere Plagen, herber Schmerz
und bittres Trauren
Darum angenehmer ſind, wenn dieſelben lange dauren.
Sind der Menſchen Tage boͤſ’; Ey ſo ſtimme damit ein,
Beſſer iſt es, daß ſie kurz, um nicht lang geplagt zu ſeyn.
Aber dieſes ausgeſetzt. Jch muß anders mit dir ſprechen:
Du geſtehſt, du wolleſt dich zwar zu ſterben nicht ent-
brechen;
Aber es betrifft dein Streit
Mit dem dir verhaßten Tode, bloß allein deſſelben Zeit.
Schaͤmeſt du dich aber nicht, da du Gottes weiſen Macht
Alles billig uͤbergeben, dem, der dich hervorgebracht,
Tod und Leben uͤberlaſſen, daß du mit dem Hoͤchſten
Weſen,
Um die Zeit, die er erleſen,
Unvernuͤnftig dingen willt? Jſt bey dem, der, was
entſtanden,
Mit Gewicht und Maaße fuͤgt, ſo viel Weisheit nicht
vorhanden,
Daß Er auch die rechte Maaße deines Alters, und die
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Deiner Jahre nicht beſtimmet und berechnet haben ſollte?
Er, der ſchon von Ewigkeit, ſonder Fehl und auf einmal
Deines Haupthaars Menge zaͤhlte, ihre Zahl beſtimmen
wollte,
Hat gewiß auch deiner Jahre, deiner Tage Zahl gezaͤhlt,
Und, zu deinem wahren Beſten, die gerechtſte Maaß
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/602>, abgerufen am 22.11.2024.
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