Hätt' Er, zu desselben Bildung und zu seines Körpers Wesen, Einen andern Stoff erlesen, Jedes Glied nicht so geformt, so verschiedne Feuchtig- keiten, Die, da sie so mancher Art, immer mit einander streiten, Jn den Körper nicht gesenkt; da bloß durch derselben Streit Unser Körper abgerieben, und zu der Vergänglichkeit Jmmer zubereitet wird. Auch dieß wär' ein Fehl ge- wesen, Und man hätte dazu müssen eine Kreatur erlesen Von ganz anderer Natur. Jst ein Mensch wohl so ver- wirrt, Von dem allerweisesten Gott und Schöpfer zu gedenken, Daß, da alles, was erschaffen, Er dem Menschen wollen schenken, Er doch in dem Menschen selbst, so unleidlich Sich geirrt? Fern sey, von vernünftigen, redlichen und frommen Wesen Solche Gotteslästerung zu vernehmen und zu lesen.
Jch verehre demuthsvoll und mit überzeugtem Sinn Darinn Gottes Lieb und Ordnung, daß ich sterblich worden bin; Da die Sterblichkeit dich drückt, und dich allenthalben Plagen, Hier in diesem deinem Leben, pressen, quälen, foltern, nagen: Warum schmälst du auf den Tod, da ja doch der Tod allein Das bewerthste Mittel ist, und das Ende deiner Pein.
Warlich,
zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Haͤtt’ Er, zu deſſelben Bildung und zu ſeines Koͤrpers Weſen, Einen andern Stoff erleſen, Jedes Glied nicht ſo geformt, ſo verſchiedne Feuchtig- keiten, Die, da ſie ſo mancher Art, immer mit einander ſtreiten, Jn den Koͤrper nicht geſenkt; da bloß durch derſelben Streit Unſer Koͤrper abgerieben, und zu der Vergaͤnglichkeit Jmmer zubereitet wird. Auch dieß waͤr’ ein Fehl ge- weſen, Und man haͤtte dazu muͤſſen eine Kreatur erleſen Von ganz anderer Natur. Jſt ein Menſch wohl ſo ver- wirrt, Von dem allerweiſeſten Gott und Schoͤpfer zu gedenken, Daß, da alles, was erſchaffen, Er dem Menſchen wollen ſchenken, Er doch in dem Menſchen ſelbſt, ſo unleidlich Sich geirrt? Fern ſey, von vernuͤnftigen, redlichen und frommen Weſen Solche Gotteslaͤſterung zu vernehmen und zu leſen.
Jch verehre demuthsvoll und mit uͤberzeugtem Sinn Darinn Gottes Lieb und Ordnung, daß ich ſterblich worden bin; Da die Sterblichkeit dich druͤckt, und dich allenthalben Plagen, Hier in dieſem deinem Leben, preſſen, quaͤlen, foltern, nagen: Warum ſchmaͤlſt du auf den Tod, da ja doch der Tod allein Das bewerthſte Mittel iſt, und das Ende deiner Pein.
Warlich,
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Haͤtt’ Er, zu deſſelben Bildung und zu ſeines Koͤrpers
Weſen,
Einen andern Stoff erleſen,
Jedes Glied nicht ſo geformt, ſo verſchiedne Feuchtig-
keiten,
Die, da ſie ſo mancher Art, immer mit einander ſtreiten,
Jn den Koͤrper nicht geſenkt; da bloß durch derſelben
Streit
Unſer Koͤrper abgerieben, und zu der Vergaͤnglichkeit
Jmmer zubereitet wird. Auch dieß waͤr’ ein Fehl ge-
weſen,
Und man haͤtte dazu muͤſſen eine Kreatur erleſen
Von ganz anderer Natur. Jſt ein Menſch wohl ſo ver-
wirrt,
Von dem allerweiſeſten Gott und Schoͤpfer zu gedenken,
Daß, da alles, was erſchaffen, Er dem Menſchen
wollen ſchenken,
Er doch in dem Menſchen ſelbſt, ſo unleidlich Sich geirrt?
Fern ſey, von vernuͤnftigen, redlichen und frommen
Weſen
Solche Gotteslaͤſterung zu vernehmen und zu leſen.
Jch verehre demuthsvoll und mit uͤberzeugtem Sinn
Darinn Gottes Lieb und Ordnung, daß ich ſterblich
worden bin;
Da die Sterblichkeit dich druͤckt, und dich allenthalben
Plagen,
Hier in dieſem deinem Leben, preſſen, quaͤlen, foltern,
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Warum ſchmaͤlſt du auf den Tod, da ja doch der Tod
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Das bewerthſte Mittel iſt, und das Ende deiner Pein.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/595>, abgerufen am 25.11.2024.
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