Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte


Ein jeder Mensch pflegt insgemein
Sein eigener
Bewunderer,
Und zwar der einzige, zu seyn.


Wer will, daß alles, wie er will und wünscht, soll
auf der Welt geschehen,
Wer will, daß es ihm überall, wie ers verlanget, soll
ergehen,
Der will, indem er dieses will, zugleich der Erden Ze-
pter führen,
Es scheint, er wolle nicht, daß Gott regieren soll, er
will regieren:
Er denket nicht auf Gottes Ordnung, noch den Zusam-
menhang der Dinge,
Er denkt auf sich, und wünscht, das alles um ihn, als
um ein Centrum, gienge.


Ueber-
Vermiſchte Gedichte


Ein jeder Menſch pflegt insgemein
Sein eigener
Bewunderer,
Und zwar der einzige, zu ſeyn.


Wer will, daß alles, wie er will und wuͤnſcht, ſoll
auf der Welt geſchehen,
Wer will, daß es ihm uͤberall, wie ers verlanget, ſoll
ergehen,
Der will, indem er dieſes will, zugleich der Erden Ze-
pter fuͤhren,
Es ſcheint, er wolle nicht, daß Gott regieren ſoll, er
will regieren:
Er denket nicht auf Gottes Ordnung, noch den Zuſam-
menhang der Dinge,
Er denkt auf ſich, und wuͤnſcht, das alles um ihn, als
um ein Centrum, gienge.


Ueber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0560" n="540"/>
              <fw place="top" type="header">Vermi&#x017F;chte Gedichte</fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">E</hi>in jeder Men&#x017F;ch pflegt insgemein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Sein eigener</hi> </l><lb/>
                <l>Bewunderer,</l><lb/>
                <l>Und zwar der einzige, zu &#x017F;eyn.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>er will, daß alles, wie er will und wu&#x0364;n&#x017F;cht, &#x017F;oll</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">auf der Welt ge&#x017F;chehen,</hi> </l><lb/>
                <l>Wer will, daß es ihm u&#x0364;berall, wie ers verlanget, &#x017F;oll</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ergehen,</hi> </l><lb/>
                <l>Der will, indem er die&#x017F;es will, zugleich der Erden Ze-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">pter fu&#x0364;hren,</hi> </l><lb/>
                <l>Es &#x017F;cheint, er wolle nicht, daß Gott regieren &#x017F;oll, er</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">will regieren:</hi> </l><lb/>
                <l>Er denket nicht auf Gottes Ordnung, noch den Zu&#x017F;am-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">menhang der Dinge,</hi> </l><lb/>
                <l>Er denkt auf &#x017F;ich, und wu&#x0364;n&#x017F;cht, das alles um ihn, als</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">um ein Centrum, gienge.</hi> </l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ueber-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[540/0560] Vermiſchte Gedichte Ein jeder Menſch pflegt insgemein Sein eigener Bewunderer, Und zwar der einzige, zu ſeyn. Wer will, daß alles, wie er will und wuͤnſcht, ſoll auf der Welt geſchehen, Wer will, daß es ihm uͤberall, wie ers verlanget, ſoll ergehen, Der will, indem er dieſes will, zugleich der Erden Ze- pter fuͤhren, Es ſcheint, er wolle nicht, daß Gott regieren ſoll, er will regieren: Er denket nicht auf Gottes Ordnung, noch den Zuſam- menhang der Dinge, Er denkt auf ſich, und wuͤnſcht, das alles um ihn, als um ein Centrum, gienge. Ueber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/560
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/560>, abgerufen am 22.11.2024.