Man wisse dieses nicht, nicht jenes. Es leidet unser Stolz dabey, Zu sagen, daß der Geist kein wissend, und nur ein mey- nend Wesen sey. Doch tröst ich mich, daß meine Meynung von solchem Meynen doch die Wahrheit Nicht immer von derselben banne, und daß ich oft mit großer Klarheit, Was wahr ist, von der Wahrheit meyne. Es kann der Satz zum Beyspiel dienen, Den ich jedoch mit tiefer Ehrfurcht mich vorzubringen muß erkühnen.
Es trog mich meine Meynung oft, doch ist sie itzt vom Jrrthum frey: Jch meyne von der Celimenen, Daß sie, von allen klugen Damen, und daß sie von den schönsten Schönen Ein rechter Auszug, kurz, ein Muster durchlaucht'ger Prinzeßinnen sey *.
Neu-
* Uns fehlet die hohe Erlaubniß, diesem Schreiben die Antwort beyzufügen, welche der sel. Herr Brockes von dieser weisen und leutseligen Prinzeßinn in gebundener Schreibart darauf erhalten hat. Es redet darinnen nicht bloß eine gnädige Fürstinn, sondern auch eine Dichterinn und eine Menschen- freundinn. Es ist eine wahre Ehre für Deutsch- land, das Vaterland einer solchen Prinzeßinn zu seyn.
J i 5
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Man wiſſe dieſes nicht, nicht jenes. Es leidet unſer Stolz dabey, Zu ſagen, daß der Geiſt kein wiſſend, und nur ein mey- nend Weſen ſey. Doch troͤſt ich mich, daß meine Meynung von ſolchem Meynen doch die Wahrheit Nicht immer von derſelben banne, und daß ich oft mit großer Klarheit, Was wahr iſt, von der Wahrheit meyne. Es kann der Satz zum Beyſpiel dienen, Den ich jedoch mit tiefer Ehrfurcht mich vorzubringen muß erkuͤhnen.
Es trog mich meine Meynung oft, doch iſt ſie itzt vom Jrrthum frey: Jch meyne von der Celimenen, Daß ſie, von allen klugen Damen, und daß ſie von den ſchoͤnſten Schoͤnen Ein rechter Auszug, kurz, ein Muſter durchlaucht’ger Prinzeßinnen ſey *.
Neu-
* Uns fehlet die hohe Erlaubniß, dieſem Schreiben die Antwort beyzufuͤgen, welche der ſel. Herr Brockes von dieſer weiſen und leutſeligen Prinzeßinn in gebundener Schreibart darauf erhalten hat. Es redet darinnen nicht bloß eine gnaͤdige Fuͤrſtinn, ſondern auch eine Dichterinn und eine Menſchen- freundinn. Es iſt eine wahre Ehre fuͤr Deutſch- land, das Vaterland einer ſolchen Prinzeßinn zu ſeyn.
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Man wiſſe dieſes nicht, nicht jenes. Es leidet unſer
Stolz dabey,
Zu ſagen, daß der Geiſt kein wiſſend, und nur ein mey-
nend Weſen ſey.
Doch troͤſt ich mich, daß meine Meynung von ſolchem
Meynen doch die Wahrheit
Nicht immer von derſelben banne, und daß ich oft mit
großer Klarheit,
Was wahr iſt, von der Wahrheit meyne. Es kann
der Satz zum Beyſpiel dienen,
Den ich jedoch mit tiefer Ehrfurcht mich vorzubringen
muß erkuͤhnen.
Es trog mich meine Meynung oft, doch iſt ſie itzt
vom Jrrthum frey:
Jch meyne von der Celimenen,
Daß ſie, von allen klugen Damen, und daß ſie von den
ſchoͤnſten Schoͤnen
Ein rechter Auszug, kurz, ein Muſter durchlaucht’ger
Prinzeßinnen ſey *.
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* Uns fehlet die hohe Erlaubniß, dieſem Schreiben
die Antwort beyzufuͤgen, welche der ſel. Herr
Brockes von dieſer weiſen und leutſeligen Prinzeßinn
in gebundener Schreibart darauf erhalten hat.
Es redet darinnen nicht bloß eine gnaͤdige Fuͤrſtinn,
ſondern auch eine Dichterinn und eine Menſchen-
freundinn. Es iſt eine wahre Ehre fuͤr Deutſch-
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/525>, abgerufen am 22.11.2024.
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