Sich ihnen etwan fühlbar machten. Sind die Erfah- rungen nun wahr, So müßten irgend solche Seelen von einer feinern Gat- tung seyn, Dieß stimmete mit unsrer Körper Gestalt und Formen überein, Da einer schöner als der andre. Von meiner aber sag ich klar, Daß mir nichts anders, als was närrisch, sich wider- sprechend, ungereimt, (Ein einzigsmal nur ausgenommen) so lang ich auch gelebt, geträumt. Doch hindert dieß nicht, daß ein' andre geschickt're Seele diese Gabe, Daß, wenn sie ohne Sinnen denkt, sie besser denkt, em- pfangen habe. Hieraus nun folget dieser Schluß: Daß man nicht alle Träume tadlen, noch Ahndungen verachten muß.
Dieß wäre meine Meynung nun von Ahndungen und von den Träumen. Jst nun nicht viel belehrendes und nützliches in meinen Reimen, So liegt der Fehler nicht an mir. Jch zeigte meine Meynung an, Und dieses hab ich aus Gehorsam auf gnädigen Befehl gethan. Wiewohl die Arbeit sonder Müh und sonder Unlust nicht geschehen: Wem kann es wohl Vergnügen bringen, wenn man be- ständig muß gestehen:
Man
Vermiſchte Gedichte
Sich ihnen etwan fuͤhlbar machten. Sind die Erfah- rungen nun wahr, So muͤßten irgend ſolche Seelen von einer feinern Gat- tung ſeyn, Dieß ſtimmete mit unſrer Koͤrper Geſtalt und Formen uͤberein, Da einer ſchoͤner als der andre. Von meiner aber ſag ich klar, Daß mir nichts anders, als was naͤrriſch, ſich wider- ſprechend, ungereimt, (Ein einzigsmal nur ausgenommen) ſo lang ich auch gelebt, getraͤumt. Doch hindert dieß nicht, daß ein’ andre geſchickt’re Seele dieſe Gabe, Daß, wenn ſie ohne Sinnen denkt, ſie beſſer denkt, em- pfangen habe. Hieraus nun folget dieſer Schluß: Daß man nicht alle Traͤume tadlen, noch Ahndungen verachten muß.
Dieß waͤre meine Meynung nun von Ahndungen und von den Traͤumen. Jſt nun nicht viel belehrendes und nuͤtzliches in meinen Reimen, So liegt der Fehler nicht an mir. Jch zeigte meine Meynung an, Und dieſes hab ich aus Gehorſam auf gnaͤdigen Befehl gethan. Wiewohl die Arbeit ſonder Muͤh und ſonder Unluſt nicht geſchehen: Wem kann es wohl Vergnuͤgen bringen, wenn man be- ſtaͤndig muß geſtehen:
Man
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Vermiſchte Gedichte
Sich ihnen etwan fuͤhlbar machten. Sind die Erfah-
rungen nun wahr,
So muͤßten irgend ſolche Seelen von einer feinern Gat-
tung ſeyn,
Dieß ſtimmete mit unſrer Koͤrper Geſtalt und Formen
uͤberein,
Da einer ſchoͤner als der andre. Von meiner aber ſag
ich klar,
Daß mir nichts anders, als was naͤrriſch, ſich wider-
ſprechend, ungereimt,
(Ein einzigsmal nur ausgenommen) ſo lang ich auch
gelebt, getraͤumt.
Doch hindert dieß nicht, daß ein’ andre geſchickt’re Seele
dieſe Gabe,
Daß, wenn ſie ohne Sinnen denkt, ſie beſſer denkt, em-
pfangen habe.
Hieraus nun folget dieſer Schluß:
Daß man nicht alle Traͤume tadlen, noch Ahndungen
verachten muß.
Dieß waͤre meine Meynung nun von Ahndungen und
von den Traͤumen.
Jſt nun nicht viel belehrendes und nuͤtzliches in meinen
Reimen,
So liegt der Fehler nicht an mir. Jch zeigte meine
Meynung an,
Und dieſes hab ich aus Gehorſam auf gnaͤdigen Befehl
gethan.
Wiewohl die Arbeit ſonder Muͤh und ſonder Unluſt nicht
geſchehen:
Wem kann es wohl Vergnuͤgen bringen, wenn man be-
ſtaͤndig muß geſtehen:
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/524>, abgerufen am 22.11.2024.
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