Man kann keine Wirkung spüren, Wenn man es allein gebraucht; Aber Brechen und Purgieren Wirket es, in Saur getaucht: Wannenher es unsre Alten Stets für schädlich Gift gehalten, Da, wie die Erfahrung lehrt, Es, vor sich, doch nichts versehrt.
Durch die Säur und Wärm im Magen Wird sein Schwefel aufgelöst, Und dieß kann kein Mag ertragen, Drum er ihn bald von sich stößt. Es beweget sich in Eile, Weil des Schwefels innre Theile Luftig, und daher geschwind, Durch die Wärm gedehnet sind.
Denn so wird ein zäh' Geblüte, Wenn es sich mit Schwefel mischt, Durch der luftgen Theile Güte Ausgespannet und erfrischt. Da sie sich zu dehnen wissen, Wird der zähste Schleim zerrissen, Und sodann fließt unser Blut, Als wie eine rege Flut.
Wenn man es nur eben schmecket, Auch wenn man es niederschlingt, Wird viel Speichel gleich erwecket, Der vielleicht daher entspringt, Weil, wenn Salz und Schwefel gähren, Sie Bewegungen gebähren Jn dem aufgebrachten Saft, Durch der spitzen Theilchen Kraft.
Hat
Betrachtungen
Man kann keine Wirkung ſpuͤren, Wenn man es allein gebraucht; Aber Brechen und Purgieren Wirket es, in Saur getaucht: Wannenher es unſre Alten Stets fuͤr ſchaͤdlich Gift gehalten, Da, wie die Erfahrung lehrt, Es, vor ſich, doch nichts verſehrt.
Durch die Saͤur und Waͤrm im Magen Wird ſein Schwefel aufgeloͤſt, Und dieß kann kein Mag ertragen, Drum er ihn bald von ſich ſtoͤßt. Es beweget ſich in Eile, Weil des Schwefels innre Theile Luftig, und daher geſchwind, Durch die Waͤrm gedehnet ſind.
Denn ſo wird ein zaͤh’ Gebluͤte, Wenn es ſich mit Schwefel miſcht, Durch der luftgen Theile Guͤte Ausgeſpannet und erfriſcht. Da ſie ſich zu dehnen wiſſen, Wird der zaͤhſte Schleim zerriſſen, Und ſodann fließt unſer Blut, Als wie eine rege Flut.
Wenn man es nur eben ſchmecket, Auch wenn man es niederſchlingt, Wird viel Speichel gleich erwecket, Der vielleicht daher entſpringt, Weil, wenn Salz und Schwefel gaͤhren, Sie Bewegungen gebaͤhren Jn dem aufgebrachten Saft, Durch der ſpitzen Theilchen Kraft.
Hat
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Betrachtungen
Man kann keine Wirkung ſpuͤren,
Wenn man es allein gebraucht;
Aber Brechen und Purgieren
Wirket es, in Saur getaucht:
Wannenher es unſre Alten
Stets fuͤr ſchaͤdlich Gift gehalten,
Da, wie die Erfahrung lehrt,
Es, vor ſich, doch nichts verſehrt.
Durch die Saͤur und Waͤrm im Magen
Wird ſein Schwefel aufgeloͤſt,
Und dieß kann kein Mag ertragen,
Drum er ihn bald von ſich ſtoͤßt.
Es beweget ſich in Eile,
Weil des Schwefels innre Theile
Luftig, und daher geſchwind,
Durch die Waͤrm gedehnet ſind.
Denn ſo wird ein zaͤh’ Gebluͤte,
Wenn es ſich mit Schwefel miſcht,
Durch der luftgen Theile Guͤte
Ausgeſpannet und erfriſcht.
Da ſie ſich zu dehnen wiſſen,
Wird der zaͤhſte Schleim zerriſſen,
Und ſodann fließt unſer Blut,
Als wie eine rege Flut.
Wenn man es nur eben ſchmecket,
Auch wenn man es niederſchlingt,
Wird viel Speichel gleich erwecket,
Der vielleicht daher entſpringt,
Weil, wenn Salz und Schwefel gaͤhren,
Sie Bewegungen gebaͤhren
Jn dem aufgebrachten Saft,
Durch der ſpitzen Theilchen Kraft.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/50>, abgerufen am 16.02.2025.
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