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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Vermischte Gedichte

Der Kraft, sich etwas vorzustellen, der Phantasey, Be-
schaffenheit

Jst, in der Kraft des Schöpfers Werke, desselben Macht
und Herrlichkeit

Sich würdig vorzustellen, fähig; wenn, durch den
Glauben der Verstand,

Und durchs Gewissen das Gedächtniß den Schöpfer fä-
hig zu erheben,

Und zu der Pflicht uns anzuhalten, daß wir zu seinen
Ehren leben.

B. Ob aber nun zu allen diesen die Kraft des Wil-
lens nicht gehört,

Jst hier zu untersuchen nöthig. Denn was wär alles
andre werth,

Wenn mans nicht wohl gebrauchen wollte? A. Was
ich dir oben schon erzählet,

Wird hier zu wiederholen seyn, das, was man Willen
heißet, wählet,

Was uns die Phantasey als gut, nütz- oder lieblich vor-
gestellt.

Es sey nun wahr, es sey ein Scheingut, der Wille
wählt, was uns gefällt,

Jndem die Eigenliebe bloß uns so zu wollen stets verbin-
det,

Wie man es dann, wenn man entschließt, es unserm
Zustand gut befindet.

Es scheint der Wille müsse wollen (so wie ein Stein
herunter fährt)

Dasjenige, was unsre Einsicht und Phantasey für gut er-
klärt.

Man wird dahero klärlich sehn, wie viel der Menschheit
dran gelegen,
Daß

Vermiſchte Gedichte

Der Kraft, ſich etwas vorzuſtellen, der Phantaſey, Be-
ſchaffenheit

Jſt, in der Kraft des Schoͤpfers Werke, deſſelben Macht
und Herrlichkeit

Sich wuͤrdig vorzuſtellen, faͤhig; wenn, durch den
Glauben der Verſtand,

Und durchs Gewiſſen das Gedaͤchtniß den Schoͤpfer faͤ-
hig zu erheben,

Und zu der Pflicht uns anzuhalten, daß wir zu ſeinen
Ehren leben.

B. Ob aber nun zu allen dieſen die Kraft des Wil-
lens nicht gehoͤrt,

Jſt hier zu unterſuchen noͤthig. Denn was waͤr alles
andre werth,

Wenn mans nicht wohl gebrauchen wollte? A. Was
ich dir oben ſchon erzaͤhlet,

Wird hier zu wiederholen ſeyn, das, was man Willen
heißet, waͤhlet,

Was uns die Phantaſey als gut, nuͤtz- oder lieblich vor-
geſtellt.

Es ſey nun wahr, es ſey ein Scheingut, der Wille
waͤhlt, was uns gefaͤllt,

Jndem die Eigenliebe bloß uns ſo zu wollen ſtets verbin-
det,

Wie man es dann, wenn man entſchließt, es unſerm
Zuſtand gut befindet.

Es ſcheint der Wille muͤſſe wollen (ſo wie ein Stein
herunter faͤhrt)

Dasjenige, was unſre Einſicht und Phantaſey fuͤr gut er-
klaͤrt.

Man wird dahero klaͤrlich ſehn, wie viel der Menſchheit
dran gelegen,
Daß
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[468/0488] Vermiſchte Gedichte Der Kraft, ſich etwas vorzuſtellen, der Phantaſey, Be- ſchaffenheit Jſt, in der Kraft des Schoͤpfers Werke, deſſelben Macht und Herrlichkeit Sich wuͤrdig vorzuſtellen, faͤhig; wenn, durch den Glauben der Verſtand, Und durchs Gewiſſen das Gedaͤchtniß den Schoͤpfer faͤ- hig zu erheben, Und zu der Pflicht uns anzuhalten, daß wir zu ſeinen Ehren leben. B. Ob aber nun zu allen dieſen die Kraft des Wil- lens nicht gehoͤrt, Jſt hier zu unterſuchen noͤthig. Denn was waͤr alles andre werth, Wenn mans nicht wohl gebrauchen wollte? A. Was ich dir oben ſchon erzaͤhlet, Wird hier zu wiederholen ſeyn, das, was man Willen heißet, waͤhlet, Was uns die Phantaſey als gut, nuͤtz- oder lieblich vor- geſtellt. Es ſey nun wahr, es ſey ein Scheingut, der Wille waͤhlt, was uns gefaͤllt, Jndem die Eigenliebe bloß uns ſo zu wollen ſtets verbin- det, Wie man es dann, wenn man entſchließt, es unſerm Zuſtand gut befindet. Es ſcheint der Wille muͤſſe wollen (ſo wie ein Stein herunter faͤhrt) Dasjenige, was unſre Einſicht und Phantaſey fuͤr gut er- klaͤrt. Man wird dahero klaͤrlich ſehn, wie viel der Menſchheit dran gelegen, Daß

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/488>, abgerufen am 25.11.2024.