Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.Vermischte Gedichte Es ist die Welt, es sind die Leser, betrachtet man sie recht, in sich, Jm Gegensatz des Geists nicht mehr, als Ton und Let- tern, körperlich; Kann aber etwan dein Verstand dieß nicht, wie ich es fasse, fassen, So will ich dieser vor den andern auch willig einen Vorzug lassen; Und weil sie noch absonderlich in geistlichen geweihten Händen, Und uns gelehrt wird und erklärt, nunmehro mich zur dritten wenden. Die dritte zeiget offenbar, in den Vergrößrungsglä- sern, sich Und in den Telescopiis, zum Ruhm des Schöpfers, sicht- barlich: Jndem, wenn man in der Natur verborgne Größ' und Kleinheit steiget, Bey einem heiligen Erstaunen, der Schöpfer mehr als sonst sich zeiget. Da wir, so in den kleinsten Dingen, als in den unge- zählten Sternen, Die alle Welt- und Sonnen sind, der Gottheit Größ' er- kennen lernen. Wir sehn in dieser Offenbarung, in ihrer Ordnung, Größ' und Pracht, Sammt Gottes Weisheit und der Liebe, besonders seine Größ' und Macht: Das Auge zeigt am Tag' uns eine, die Gläser zeigen bey der Nacht, Daß Gott viel Millionen Welten und Sonnen hat her- vorgebracht. Doch
Vermiſchte Gedichte Es iſt die Welt, es ſind die Leſer, betrachtet man ſie recht, in ſich, Jm Gegenſatz des Geiſts nicht mehr, als Ton und Let- tern, koͤrperlich; Kann aber etwan dein Verſtand dieß nicht, wie ich es faſſe, faſſen, So will ich dieſer vor den andern auch willig einen Vorzug laſſen; Und weil ſie noch abſonderlich in geiſtlichen geweihten Haͤnden, Und uns gelehrt wird und erklaͤrt, nunmehro mich zur dritten wenden. Die dritte zeiget offenbar, in den Vergroͤßrungsglaͤ- ſern, ſich Und in den Teleſcopiis, zum Ruhm des Schoͤpfers, ſicht- barlich: Jndem, wenn man in der Natur verborgne Groͤß’ und Kleinheit ſteiget, Bey einem heiligen Erſtaunen, der Schoͤpfer mehr als ſonſt ſich zeiget. Da wir, ſo in den kleinſten Dingen, als in den unge- zaͤhlten Sternen, Die alle Welt- und Sonnen ſind, der Gottheit Groͤß’ er- kennen lernen. Wir ſehn in dieſer Offenbarung, in ihrer Ordnung, Groͤß’ und Pracht, Sammt Gottes Weisheit und der Liebe, beſonders ſeine Groͤß’ und Macht: Das Auge zeigt am Tag’ uns eine, die Glaͤſer zeigen bey der Nacht, Daß Gott viel Millionen Welten und Sonnen hat her- vorgebracht. Doch
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Vermiſchte Gedichte
Es iſt die Welt, es ſind die Leſer, betrachtet man ſie
recht, in ſich,
Jm Gegenſatz des Geiſts nicht mehr, als Ton und Let-
tern, koͤrperlich;
Kann aber etwan dein Verſtand dieß nicht, wie ich es
faſſe, faſſen,
So will ich dieſer vor den andern auch willig einen
Vorzug laſſen;
Und weil ſie noch abſonderlich in geiſtlichen geweihten
Haͤnden,
Und uns gelehrt wird und erklaͤrt, nunmehro mich zur
dritten wenden.
Die dritte zeiget offenbar, in den Vergroͤßrungsglaͤ-
ſern, ſich
Und in den Teleſcopiis, zum Ruhm des Schoͤpfers, ſicht-
barlich:
Jndem, wenn man in der Natur verborgne Groͤß’ und
Kleinheit ſteiget,
Bey einem heiligen Erſtaunen, der Schoͤpfer mehr als
ſonſt ſich zeiget.
Da wir, ſo in den kleinſten Dingen, als in den unge-
zaͤhlten Sternen,
Die alle Welt- und Sonnen ſind, der Gottheit Groͤß’ er-
kennen lernen.
Wir ſehn in dieſer Offenbarung, in ihrer Ordnung, Groͤß’
und Pracht,
Sammt Gottes Weisheit und der Liebe, beſonders ſeine
Groͤß’ und Macht:
Das Auge zeigt am Tag’ uns eine, die Glaͤſer zeigen bey
der Nacht,
Daß Gott viel Millionen Welten und Sonnen hat her-
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Doch
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