Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
zum irdischen Vergnügen in Gott.
Das Meinige, mein Amt, mein Stand, Vermögen,
Wohlfahrt, Ehr und Gut

Blieb unversehrt und ungeschmälert in deiner väter-
lichen Hut.

Jch habe tausend tausendmalen, wie schön die Welt,
wie wunderschön,

Zu Ehren deiner weisen Liebe, mit ungeschwächten
Sinnen sehn

Und mich daran vergnügen können. Wie viele
Stunden bracht ich zu,

Von schwarzen Sorgen unbekümmert, im süßen Schlaf,
in sanfter Ruh!

Jch habe, dein Geschöpf bewundernd, so manchen
Tag, so manche Nacht,

Jn einer stillen Einsamkeit, auf meinem Garten zu-
gebracht.

Was konnte meine Seele nicht, durch meiner Zungen
Bau, im Schmecken

Für tausendfache Mischungen des Stoffs in der Natur
entdecken,

Zur Kost des Körpers, Lust des Geistes, die Witz
und Kunst annoch vermehrt,

Und, mit dadurch vermehrter Lust, wenn man nur
dran gedenkt, uns nährt!

Wie hast du, Herr, in diesem Jahr, mir sonst
so manches Gut bescheret!

Es hat, von Cölln der große Churfürst, mit seinem
Bilde, mich beehret,

Und sein Gesicht voll Majestät, von eines großen
Künstlers Hand,

Sehr schön, recht nach dem Leben, mir aus eignem
Triebe zugesandt,
Woran
C c 5
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Das Meinige, mein Amt, mein Stand, Vermoͤgen,
Wohlfahrt, Ehr und Gut

Blieb unverſehrt und ungeſchmaͤlert in deiner vaͤter-
lichen Hut.

Jch habe tauſend tauſendmalen, wie ſchoͤn die Welt,
wie wunderſchoͤn,

Zu Ehren deiner weiſen Liebe, mit ungeſchwaͤchten
Sinnen ſehn

Und mich daran vergnuͤgen koͤnnen. Wie viele
Stunden bracht ich zu,

Von ſchwarzen Sorgen unbekuͤmmert, im ſuͤßen Schlaf,
in ſanfter Ruh!

Jch habe, dein Geſchoͤpf bewundernd, ſo manchen
Tag, ſo manche Nacht,

Jn einer ſtillen Einſamkeit, auf meinem Garten zu-
gebracht.

Was konnte meine Seele nicht, durch meiner Zungen
Bau, im Schmecken

Fuͤr tauſendfache Miſchungen des Stoffs in der Natur
entdecken,

Zur Koſt des Koͤrpers, Luſt des Geiſtes, die Witz
und Kunſt annoch vermehrt,

Und, mit dadurch vermehrter Luſt, wenn man nur
dran gedenkt, uns naͤhrt!

Wie haſt du, Herr, in dieſem Jahr, mir ſonſt
ſo manches Gut beſcheret!

Es hat, von Coͤlln der große Churfuͤrſt, mit ſeinem
Bilde, mich beehret,

Und ſein Geſicht voll Majeſtaͤt, von eines großen
Kuͤnſtlers Hand,

Sehr ſchoͤn, recht nach dem Leben, mir aus eignem
Triebe zugeſandt,
Woran
C c 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0429" n="409"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">zum irdi&#x017F;chen Vergnu&#x0364;gen in Gott.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Das Meinige, mein Amt, mein Stand, Vermo&#x0364;gen,<lb/><hi rendition="#et">Wohlfahrt, Ehr und Gut</hi></l><lb/>
            <l>Blieb unver&#x017F;ehrt und unge&#x017F;chma&#x0364;lert in deiner va&#x0364;ter-<lb/><hi rendition="#et">lichen Hut.</hi></l><lb/>
            <l>Jch habe tau&#x017F;end tau&#x017F;endmalen, wie &#x017F;cho&#x0364;n die Welt,<lb/><hi rendition="#et">wie wunder&#x017F;cho&#x0364;n,</hi></l><lb/>
            <l>Zu Ehren deiner wei&#x017F;en Liebe, mit unge&#x017F;chwa&#x0364;chten<lb/><hi rendition="#et">Sinnen &#x017F;ehn</hi></l><lb/>
            <l>Und mich daran vergnu&#x0364;gen ko&#x0364;nnen. Wie viele<lb/><hi rendition="#et">Stunden bracht ich zu,</hi></l><lb/>
            <l>Von &#x017F;chwarzen Sorgen unbeku&#x0364;mmert, im &#x017F;u&#x0364;ßen Schlaf,<lb/><hi rendition="#et">in &#x017F;anfter Ruh!</hi></l><lb/>
            <l>Jch habe, dein Ge&#x017F;cho&#x0364;pf bewundernd, &#x017F;o manchen<lb/><hi rendition="#et">Tag, &#x017F;o manche Nacht,</hi></l><lb/>
            <l>Jn einer &#x017F;tillen Ein&#x017F;amkeit, auf meinem Garten zu-<lb/><hi rendition="#et">gebracht.</hi></l><lb/>
            <l>Was konnte meine Seele nicht, durch meiner Zungen<lb/><hi rendition="#et">Bau, im Schmecken</hi></l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r tau&#x017F;endfache Mi&#x017F;chungen des Stoffs in der Natur<lb/><hi rendition="#et">entdecken,</hi></l><lb/>
            <l>Zur Ko&#x017F;t des Ko&#x0364;rpers, Lu&#x017F;t des Gei&#x017F;tes, die Witz<lb/><hi rendition="#et">und Kun&#x017F;t annoch vermehrt,</hi></l><lb/>
            <l>Und, mit dadurch vermehrter Lu&#x017F;t, wenn man nur<lb/><hi rendition="#et">dran gedenkt, uns na&#x0364;hrt!</hi></l><lb/>
            <l>Wie ha&#x017F;t du, Herr, in die&#x017F;em Jahr, mir &#x017F;on&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;o manches Gut be&#x017F;cheret!</hi></l><lb/>
            <l>Es hat, von Co&#x0364;lln der große Churfu&#x0364;r&#x017F;t, mit &#x017F;einem<lb/><hi rendition="#et">Bilde, mich beehret,</hi></l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ein Ge&#x017F;icht voll Maje&#x017F;ta&#x0364;t, von eines großen<lb/><hi rendition="#et">Ku&#x0364;n&#x017F;tlers Hand,</hi></l><lb/>
            <l>Sehr &#x017F;cho&#x0364;n, recht nach dem Leben, mir aus eignem<lb/><hi rendition="#et">Triebe zuge&#x017F;andt,</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C c 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Woran</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0429] zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott. Das Meinige, mein Amt, mein Stand, Vermoͤgen, Wohlfahrt, Ehr und Gut Blieb unverſehrt und ungeſchmaͤlert in deiner vaͤter- lichen Hut. Jch habe tauſend tauſendmalen, wie ſchoͤn die Welt, wie wunderſchoͤn, Zu Ehren deiner weiſen Liebe, mit ungeſchwaͤchten Sinnen ſehn Und mich daran vergnuͤgen koͤnnen. Wie viele Stunden bracht ich zu, Von ſchwarzen Sorgen unbekuͤmmert, im ſuͤßen Schlaf, in ſanfter Ruh! Jch habe, dein Geſchoͤpf bewundernd, ſo manchen Tag, ſo manche Nacht, Jn einer ſtillen Einſamkeit, auf meinem Garten zu- gebracht. Was konnte meine Seele nicht, durch meiner Zungen Bau, im Schmecken Fuͤr tauſendfache Miſchungen des Stoffs in der Natur entdecken, Zur Koſt des Koͤrpers, Luſt des Geiſtes, die Witz und Kunſt annoch vermehrt, Und, mit dadurch vermehrter Luſt, wenn man nur dran gedenkt, uns naͤhrt! Wie haſt du, Herr, in dieſem Jahr, mir ſonſt ſo manches Gut beſcheret! Es hat, von Coͤlln der große Churfuͤrſt, mit ſeinem Bilde, mich beehret, Und ſein Geſicht voll Majeſtaͤt, von eines großen Kuͤnſtlers Hand, Sehr ſchoͤn, recht nach dem Leben, mir aus eignem Triebe zugeſandt, Woran C c 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/429
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/429>, abgerufen am 22.11.2024.