Nutzen der irdischen auch bey himmlischen Körpern.
Jch sah den dickbelaubten Wipfel von einem hohen Eichbaum an, Durch dessen dichtverschränkte Blätter, und grüner Schatten Dunkelheit, Wie tief er sich darinn versenkt, der schnelle Blick nicht dringen kann, Bis ich zuletzt, an ein Paar Stellen, des hellen Himmels Heiterkeit Wie helle Sterne schimmern sah, die ich um desto mehr bemerkte, Als mir der dunkle Gegensatz der grünen Nacht die Au- gen stärkte. Es zeigt mir, dacht ich, dieß Gesicht die Wahrheit mit Vergnügen an: Wie irdsche Dunkelheit den Glanz des Himmels noch verschönern kann.
Die
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Nutzen der irdiſchen auch bey himmliſchen Koͤrpern.
Jch ſah den dickbelaubten Wipfel von einem hohen Eichbaum an, Durch deſſen dichtverſchraͤnkte Blaͤtter, und gruͤner Schatten Dunkelheit, Wie tief er ſich darinn verſenkt, der ſchnelle Blick nicht dringen kann, Bis ich zuletzt, an ein Paar Stellen, des hellen Himmels Heiterkeit Wie helle Sterne ſchimmern ſah, die ich um deſto mehr bemerkte, Als mir der dunkle Gegenſatz der gruͤnen Nacht die Au- gen ſtaͤrkte. Es zeigt mir, dacht ich, dieß Geſicht die Wahrheit mit Vergnuͤgen an: Wie irdſche Dunkelheit den Glanz des Himmels noch verſchoͤnern kann.
Die
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Nutzen der irdiſchen auch bey
himmliſchen Koͤrpern.
Jch ſah den dickbelaubten Wipfel von einem hohen
Eichbaum an,
Durch deſſen dichtverſchraͤnkte Blaͤtter, und gruͤner
Schatten Dunkelheit,
Wie tief er ſich darinn verſenkt, der ſchnelle Blick nicht
dringen kann,
Bis ich zuletzt, an ein Paar Stellen, des hellen Himmels
Heiterkeit
Wie helle Sterne ſchimmern ſah, die ich um deſto mehr
bemerkte,
Als mir der dunkle Gegenſatz der gruͤnen Nacht die Au-
gen ſtaͤrkte.
Es zeigt mir, dacht ich, dieß Geſicht die Wahrheit mit
Vergnuͤgen an:
Wie irdſche Dunkelheit den Glanz des Himmels noch
verſchoͤnern kann.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/399>, abgerufen am 21.11.2024.
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