Sie stimmen all' an Breit' und Länge und ganzer Bil- dung überein, Wodurch die Blumen so an Weiße als Formen sternenförmig seyn.
Calendula heißt diese Blume. Nachdem ich mm, wie sie so schön, Von vornen lang' hatt' angesehn; Wandt' ich sie um von ungefähr, da ich bewundrungsvoll erblickte, Wie sich ein jedes Blatt von unten mit einem falben Purpur schmückte, Auch wie, zu einer eignen Stütze, Ein jedes Blatt in seiner Mitte, ein' eigne nette grüne Spitze, Die aus dem Stiel entspringet, hat, die regelrecht um ihr sich ründen, Wodurch wir zu vermehrter Zier daselbst ein grünes Sternchen finden. Wenn man sie von der dunklen Seite nun eine Zeitlang angeblickt, Und sie sodann von ungefähr schnell vorwerts kehrt und dreht, erschrickt Und stutzt man ob der hellen Weiße, die gleichsam uns ins Auge springet, Und durch die schleunige Verändrung zur plötzlichen Be- wundrung bringet.
Nun laßt uns von den Millionen und unzählbaren Wunderwerken Des Schöpfers, auch an dieser Blum' ein neues Wunder- werk bemerken! Wer schuf sie? Gott. Warum? Wozu? Daß, durch die Augen, ich und du
Und
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Sie ſtimmen all’ an Breit’ und Laͤnge und ganzer Bil- dung uͤberein, Wodurch die Blumen ſo an Weiße als Formen ſternenfoͤrmig ſeyn.
Calendula heißt dieſe Blume. Nachdem ich mm, wie ſie ſo ſchoͤn, Von vornen lang’ hatt’ angeſehn; Wandt’ ich ſie um von ungefaͤhr, da ich bewundrungsvoll erblickte, Wie ſich ein jedes Blatt von unten mit einem falben Purpur ſchmuͤckte, Auch wie, zu einer eignen Stuͤtze, Ein jedes Blatt in ſeiner Mitte, ein’ eigne nette gruͤne Spitze, Die aus dem Stiel entſpringet, hat, die regelrecht um ihr ſich ruͤnden, Wodurch wir zu vermehrter Zier daſelbſt ein gruͤnes Sternchen finden. Wenn man ſie von der dunklen Seite nun eine Zeitlang angeblickt, Und ſie ſodann von ungefaͤhr ſchnell vorwerts kehrt und dreht, erſchrickt Und ſtutzt man ob der hellen Weiße, die gleichſam uns ins Auge ſpringet, Und durch die ſchleunige Veraͤndrung zur ploͤtzlichen Be- wundrung bringet.
Nun laßt uns von den Millionen und unzaͤhlbaren Wunderwerken Des Schoͤpfers, auch an dieſer Blum’ ein neues Wunder- werk bemerken! Wer ſchuf ſie? Gott. Warum? Wozu? Daß, durch die Augen, ich und du
Und
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Sie ſtimmen all’ an Breit’ und Laͤnge und ganzer Bil-
dung uͤberein,
Wodurch die Blumen ſo an Weiße als Formen
ſternenfoͤrmig ſeyn.
Calendula heißt dieſe Blume. Nachdem ich mm, wie ſie
ſo ſchoͤn,
Von vornen lang’ hatt’ angeſehn;
Wandt’ ich ſie um von ungefaͤhr, da ich bewundrungsvoll
erblickte,
Wie ſich ein jedes Blatt von unten mit einem falben
Purpur ſchmuͤckte,
Auch wie, zu einer eignen Stuͤtze,
Ein jedes Blatt in ſeiner Mitte, ein’ eigne nette gruͤne
Spitze,
Die aus dem Stiel entſpringet, hat, die regelrecht um
ihr ſich ruͤnden,
Wodurch wir zu vermehrter Zier daſelbſt ein gruͤnes
Sternchen finden.
Wenn man ſie von der dunklen Seite nun eine Zeitlang
angeblickt,
Und ſie ſodann von ungefaͤhr ſchnell vorwerts kehrt und
dreht, erſchrickt
Und ſtutzt man ob der hellen Weiße, die gleichſam uns
ins Auge ſpringet,
Und durch die ſchleunige Veraͤndrung zur ploͤtzlichen Be-
wundrung bringet.
Nun laßt uns von den Millionen und unzaͤhlbaren
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Des Schoͤpfers, auch an dieſer Blum’ ein neues Wunder-
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/395>, abgerufen am 16.02.2025.
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