Mit wie viel Andacht und Vergnügen bewundert' ich dieß Dreyeck nicht! Was zeigte mir sein ganzer Jnhalt für Glanz, für Herrlichkeit und Licht! Allein, die ganze Herrlichkeit verschwand, recht wie ein Traumgesicht, Als mich mein Denken weiter führte. Und ich weit einen herrlichern Triangel mir im Geist formirte. Aus meinem Auge zog mein Geist zur Sonnen eine Linie, Von dieser, zu der Sonnen Sonne, zur Gottheit, drauf die andere, Jn den unendlich tiefen Tiefen vom hellbestirnten Him- melsmeer, Und, von derselben, dacht ich eine herunter wieder zu mir her. Mein Gott! welch fast unendlich herrlich, mehr gei- stig fast als leiblichs, Bild, Mit lauter Gottheit, Licht und Leben sowohl um- schränkt, als angefüllt! Wer hat wohl menschliche Vernunft, und stimmet nicht der Meynung bey: Daß dieß im Himmel und auf Erden der herrlichste Triangel sey?
Der
Vermiſchte Gedichte
Mit wie viel Andacht und Vergnuͤgen bewundert’ ich dieß Dreyeck nicht! Was zeigte mir ſein ganzer Jnhalt fuͤr Glanz, fuͤr Herrlichkeit und Licht! Allein, die ganze Herrlichkeit verſchwand, recht wie ein Traumgeſicht, Als mich mein Denken weiter fuͤhrte. Und ich weit einen herrlichern Triangel mir im Geiſt formirte. Aus meinem Auge zog mein Geiſt zur Sonnen eine Linie, Von dieſer, zu der Sonnen Sonne, zur Gottheit, drauf die andere, Jn den unendlich tiefen Tiefen vom hellbeſtirnten Him- melsmeer, Und, von derſelben, dacht ich eine herunter wieder zu mir her. Mein Gott! welch faſt unendlich herrlich, mehr gei- ſtig faſt als leiblichs, Bild, Mit lauter Gottheit, Licht und Leben ſowohl um- ſchraͤnkt, als angefuͤllt! Wer hat wohl menſchliche Vernunft, und ſtimmet nicht der Meynung bey: Daß dieß im Himmel und auf Erden der herrlichſte Triangel ſey?
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0384"n="364"/><fwplace="top"type="header">Vermiſchte Gedichte</fw><lb/><lgn="4"><l>Mit wie viel Andacht und Vergnuͤgen bewundert’ ich<lb/><hirendition="#et">dieß Dreyeck nicht!</hi></l><lb/><l>Was zeigte mir ſein ganzer Jnhalt fuͤr Glanz, fuͤr<lb/><hirendition="#et">Herrlichkeit und Licht!</hi></l><lb/><l>Allein, die ganze Herrlichkeit verſchwand, recht wie<lb/><hirendition="#et">ein Traumgeſicht,</hi></l><lb/><l>Als mich mein Denken weiter fuͤhrte.</l><lb/><l>Und ich weit einen herrlichern Triangel mir im Geiſt<lb/><hirendition="#et">formirte.</hi></l><lb/><l>Aus meinem Auge zog mein Geiſt zur Sonnen eine<lb/><hirendition="#et">Linie,</hi></l><lb/><l>Von dieſer, zu der Sonnen Sonne, zur Gottheit,<lb/><hirendition="#et">drauf die andere,</hi></l><lb/><l>Jn den unendlich tiefen Tiefen vom hellbeſtirnten Him-<lb/><hirendition="#et">melsmeer,</hi></l><lb/><l>Und, von derſelben, dacht ich eine herunter wieder zu<lb/><hirendition="#et">mir her.</hi></l><lb/><l>Mein Gott! welch faſt unendlich herrlich, mehr gei-<lb/><hirendition="#et">ſtig faſt als leiblichs, Bild,</hi></l><lb/><l>Mit lauter Gottheit, Licht und Leben ſowohl um-<lb/><hirendition="#et">ſchraͤnkt, als angefuͤllt!</hi></l><lb/><l>Wer hat wohl menſchliche Vernunft, und ſtimmet<lb/><hirendition="#et">nicht der Meynung bey:</hi></l><lb/><l>Daß dieß im Himmel und auf Erden der herrlichſte<lb/><hirendition="#et">Triangel ſey?</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[364/0384]
Vermiſchte Gedichte
Mit wie viel Andacht und Vergnuͤgen bewundert’ ich
dieß Dreyeck nicht!
Was zeigte mir ſein ganzer Jnhalt fuͤr Glanz, fuͤr
Herrlichkeit und Licht!
Allein, die ganze Herrlichkeit verſchwand, recht wie
ein Traumgeſicht,
Als mich mein Denken weiter fuͤhrte.
Und ich weit einen herrlichern Triangel mir im Geiſt
formirte.
Aus meinem Auge zog mein Geiſt zur Sonnen eine
Linie,
Von dieſer, zu der Sonnen Sonne, zur Gottheit,
drauf die andere,
Jn den unendlich tiefen Tiefen vom hellbeſtirnten Him-
melsmeer,
Und, von derſelben, dacht ich eine herunter wieder zu
mir her.
Mein Gott! welch faſt unendlich herrlich, mehr gei-
ſtig faſt als leiblichs, Bild,
Mit lauter Gottheit, Licht und Leben ſowohl um-
ſchraͤnkt, als angefuͤllt!
Wer hat wohl menſchliche Vernunft, und ſtimmet
nicht der Meynung bey:
Daß dieß im Himmel und auf Erden der herrlichſte
Triangel ſey?
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/384>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.