Wovon ein' jede, durch den Wechsel der Farben, die be- flammte Röthe Und die Rubinen gleiche Pracht, der vielen Rosen, noch erhöhte. Jch wußte nicht, was ich, vor Lust, beginnen oder sa- gen sollte, Nur fühlt' ich, daß ein reges Heer vergnüglicher Jdeen, mir Jn meiner frohen Phantasey, sich selber jagend, gleich- sam rollte. Ach! rief ich, unausdrücklich schön ist der vereinten Blumen Zier! Es ist auf dieser ganzen Erden kein auserlesners Schau- gericht! Zuletzt fiel dieser Schluß mir bey: Wie weis der Schö- pfer, durchs Gesicht, Durch die Vortrefflichkeit, die Schönheit und Lieblich- keiten seiner Gaben Die Seele, schon auf dieser Welt, fast zu beseligen, zu laben! Was läßt uns die Betrachtung nicht, Von einem solchen Wesen hoffen, das, zum Genuß von Himmelsschätzen Und einst zu einem ewgen Glück, uns bloß aus Huld und Lieb erwählt: Dem, um uns ewig zu ergetzen, Kein Wollen, kein Vermögen fehlt!
Der
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Wovon ein’ jede, durch den Wechſel der Farben, die be- flammte Roͤthe Und die Rubinen gleiche Pracht, der vielen Roſen, noch erhoͤhte. Jch wußte nicht, was ich, vor Luſt, beginnen oder ſa- gen ſollte, Nur fuͤhlt’ ich, daß ein reges Heer vergnuͤglicher Jdeen, mir Jn meiner frohen Phantaſey, ſich ſelber jagend, gleich- ſam rollte. Ach! rief ich, unausdruͤcklich ſchoͤn iſt der vereinten Blumen Zier! Es iſt auf dieſer ganzen Erden kein auserleſners Schau- gericht! Zuletzt fiel dieſer Schluß mir bey: Wie weis der Schoͤ- pfer, durchs Geſicht, Durch die Vortrefflichkeit, die Schoͤnheit und Lieblich- keiten ſeiner Gaben Die Seele, ſchon auf dieſer Welt, faſt zu beſeligen, zu laben! Was laͤßt uns die Betrachtung nicht, Von einem ſolchen Weſen hoffen, das, zum Genuß von Himmelsſchaͤtzen Und einſt zu einem ewgen Gluͤck, uns bloß aus Huld und Lieb erwaͤhlt: Dem, um uns ewig zu ergetzen, Kein Wollen, kein Vermoͤgen fehlt!
Der
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Wovon ein’ jede, durch den Wechſel der Farben, die be-
flammte Roͤthe
Und die Rubinen gleiche Pracht, der vielen Roſen, noch
erhoͤhte.
Jch wußte nicht, was ich, vor Luſt, beginnen oder ſa-
gen ſollte,
Nur fuͤhlt’ ich, daß ein reges Heer vergnuͤglicher Jdeen,
mir
Jn meiner frohen Phantaſey, ſich ſelber jagend, gleich-
ſam rollte.
Ach! rief ich, unausdruͤcklich ſchoͤn iſt der vereinten
Blumen Zier!
Es iſt auf dieſer ganzen Erden kein auserleſners Schau-
gericht!
Zuletzt fiel dieſer Schluß mir bey: Wie weis der Schoͤ-
pfer, durchs Geſicht,
Durch die Vortrefflichkeit, die Schoͤnheit und Lieblich-
keiten ſeiner Gaben
Die Seele, ſchon auf dieſer Welt, faſt zu beſeligen, zu
laben!
Was laͤßt uns die Betrachtung nicht,
Von einem ſolchen Weſen hoffen, das, zum Genuß von
Himmelsſchaͤtzen
Und einſt zu einem ewgen Gluͤck, uns bloß aus Huld und
Lieb erwaͤhlt:
Dem, um uns ewig zu ergetzen,
Kein Wollen, kein Vermoͤgen fehlt!
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/379>, abgerufen am 18.07.2024.
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