Gott zeigt sich in der Kreatur, Sein herrlich Werk zeigt seine Spur. Was er für uns hervorgebracht, Weist seine Weisheit, Lieb und Macht. Ohn dieses uns gegönnte Licht, Das, durch die Sinnen, wird verstanden, Wüßt auch die klügste Seele nicht, Ob überall ein Gott vorhanden.
Die Wahrheit zeigt uns die Erfahrung, Und nichts ist auf der Welt so klar; Es ist daher unstreitig wahr, Daß dieß die erste Offenbarung. Wie kann denn ein betrogner Geist, Dem Gott sich, auf die Weise, weist, Sich von so heilger Ordnung trennen, Und sich dennoch vernünftig nennen? Jst auch von allen andern Sünden Wohl eine größere zu finden, Als Gottes Ordnung zu verlassen, Und sich, mit selbsterfundnen Künsten, Mit lächerlichen Hirngespinsten Und eitlen Grillen zu befassen? Dieß unterlassene Betrachten Der Wunder, welche seine Macht Für uns, aus Lieb', hervorgebracht, Heißt, im Geschöpf, ihn selbst verachten; Stolz, Thorheit, Undank, Heucheley, Geiz, Aberglaub', Abgötterey, Kann ein Vernünftger leicht entdecken, Daß sie in diesem Laster stecken.
Ja
Z
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Gott zeigt ſich in der Kreatur, Sein herrlich Werk zeigt ſeine Spur. Was er fuͤr uns hervorgebracht, Weiſt ſeine Weisheit, Lieb und Macht. Ohn dieſes uns gegoͤnnte Licht, Das, durch die Sinnen, wird verſtanden, Wuͤßt auch die kluͤgſte Seele nicht, Ob uͤberall ein Gott vorhanden.
Die Wahrheit zeigt uns die Erfahrung, Und nichts iſt auf der Welt ſo klar; Es iſt daher unſtreitig wahr, Daß dieß die erſte Offenbarung. Wie kann denn ein betrogner Geiſt, Dem Gott ſich, auf die Weiſe, weiſt, Sich von ſo heilger Ordnung trennen, Und ſich dennoch vernuͤnftig nennen? Jſt auch von allen andern Suͤnden Wohl eine groͤßere zu finden, Als Gottes Ordnung zu verlaſſen, Und ſich, mit ſelbſterfundnen Kuͤnſten, Mit laͤcherlichen Hirngeſpinſten Und eitlen Grillen zu befaſſen? Dieß unterlaſſene Betrachten Der Wunder, welche ſeine Macht Fuͤr uns, aus Lieb’, hervorgebracht, Heißt, im Geſchoͤpf, ihn ſelbſt verachten; Stolz, Thorheit, Undank, Heucheley, Geiz, Aberglaub’, Abgoͤtterey, Kann ein Vernuͤnftger leicht entdecken, Daß ſie in dieſem Laſter ſtecken.
Ja
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Gott zeigt ſich in der Kreatur,
Sein herrlich Werk zeigt ſeine Spur.
Was er fuͤr uns hervorgebracht,
Weiſt ſeine Weisheit, Lieb und Macht.
Ohn dieſes uns gegoͤnnte Licht,
Das, durch die Sinnen, wird verſtanden,
Wuͤßt auch die kluͤgſte Seele nicht,
Ob uͤberall ein Gott vorhanden.
Die Wahrheit zeigt uns die Erfahrung,
Und nichts iſt auf der Welt ſo klar;
Es iſt daher unſtreitig wahr,
Daß dieß die erſte Offenbarung.
Wie kann denn ein betrogner Geiſt,
Dem Gott ſich, auf die Weiſe, weiſt,
Sich von ſo heilger Ordnung trennen,
Und ſich dennoch vernuͤnftig nennen?
Jſt auch von allen andern Suͤnden
Wohl eine groͤßere zu finden,
Als Gottes Ordnung zu verlaſſen,
Und ſich, mit ſelbſterfundnen Kuͤnſten,
Mit laͤcherlichen Hirngeſpinſten
Und eitlen Grillen zu befaſſen?
Dieß unterlaſſene Betrachten
Der Wunder, welche ſeine Macht
Fuͤr uns, aus Lieb’, hervorgebracht,
Heißt, im Geſchoͤpf, ihn ſelbſt verachten;
Stolz, Thorheit, Undank, Heucheley,
Geiz, Aberglaub’, Abgoͤtterey,
Kann ein Vernuͤnftger leicht entdecken,
Daß ſie in dieſem Laſter ſtecken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/373>, abgerufen am 16.02.2025.
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