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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Vermischte Gedichte
Der Erden Schätze schwinden alle für sie; Licht ist für
sie nicht Licht,

Wofern sie die Empfindungskraft zugleich mit ihrer Kraft
zu denken

Auf der Geschöpfe Pracht und Ordnung und Schmuck
nicht würdiget zu lenken.

Durch Denken eignet sie die Welt sich zu, durch Den-
ken ganz allein:

Ja sie erblicket, bloß durch Denken, den sonst für sie ver-
borgnen Schein

Von der darinn vorhandnen Gottheit. Wer wollte sich
denn nicht bemühn,

Die, für uns drinn gesenkte, Lust aus seiner Kreatur zu
ziehn,

Um, auf so anmuthvollem Wege, zugleich zur Gottheit
zu gelangen,

Die sich in ihnen offenbart,
Auf eine Menschen Sätz' und Lehren unendlich überstei-
gend' Art,

Und die wir, durch der Sinnen Werkzeug, aus seiner
Kreatur empfangen.

Jn dieser Offenbarung mischt kein Jrrthum und kein
Fehl sich ein;

Kein' aus der Menschen Thorheit bloß entstandne Ketzer-
machereyn;

Die Schande menschlichen Geschlechts, des Hochmuths
und des Geizes Brut.

Die drinn vorhandne lichte Lehre kömmt allen Sterbli-
chen zu Gut,

Und, ihrem großen Ursprung gleich, ist sie, so wahr
als allgemein.
Jedoch
Vermiſchte Gedichte
Der Erden Schaͤtze ſchwinden alle fuͤr ſie; Licht iſt fuͤr
ſie nicht Licht,

Wofern ſie die Empfindungskraft zugleich mit ihrer Kraft
zu denken

Auf der Geſchoͤpfe Pracht und Ordnung und Schmuck
nicht wuͤrdiget zu lenken.

Durch Denken eignet ſie die Welt ſich zu, durch Den-
ken ganz allein:

Ja ſie erblicket, bloß durch Denken, den ſonſt fuͤr ſie ver-
borgnen Schein

Von der darinn vorhandnen Gottheit. Wer wollte ſich
denn nicht bemuͤhn,

Die, fuͤr uns drinn geſenkte, Luſt aus ſeiner Kreatur zu
ziehn,

Um, auf ſo anmuthvollem Wege, zugleich zur Gottheit
zu gelangen,

Die ſich in ihnen offenbart,
Auf eine Menſchen Saͤtz’ und Lehren unendlich uͤberſtei-
gend’ Art,

Und die wir, durch der Sinnen Werkzeug, aus ſeiner
Kreatur empfangen.

Jn dieſer Offenbarung miſcht kein Jrrthum und kein
Fehl ſich ein;

Kein’ aus der Menſchen Thorheit bloß entſtandne Ketzer-
machereyn;

Die Schande menſchlichen Geſchlechts, des Hochmuths
und des Geizes Brut.

Die drinn vorhandne lichte Lehre koͤmmt allen Sterbli-
chen zu Gut,

Und, ihrem großen Urſprung gleich, iſt ſie, ſo wahr
als allgemein.
Jedoch
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[346/0366] Vermiſchte Gedichte Der Erden Schaͤtze ſchwinden alle fuͤr ſie; Licht iſt fuͤr ſie nicht Licht, Wofern ſie die Empfindungskraft zugleich mit ihrer Kraft zu denken Auf der Geſchoͤpfe Pracht und Ordnung und Schmuck nicht wuͤrdiget zu lenken. Durch Denken eignet ſie die Welt ſich zu, durch Den- ken ganz allein: Ja ſie erblicket, bloß durch Denken, den ſonſt fuͤr ſie ver- borgnen Schein Von der darinn vorhandnen Gottheit. Wer wollte ſich denn nicht bemuͤhn, Die, fuͤr uns drinn geſenkte, Luſt aus ſeiner Kreatur zu ziehn, Um, auf ſo anmuthvollem Wege, zugleich zur Gottheit zu gelangen, Die ſich in ihnen offenbart, Auf eine Menſchen Saͤtz’ und Lehren unendlich uͤberſtei- gend’ Art, Und die wir, durch der Sinnen Werkzeug, aus ſeiner Kreatur empfangen. Jn dieſer Offenbarung miſcht kein Jrrthum und kein Fehl ſich ein; Kein’ aus der Menſchen Thorheit bloß entſtandne Ketzer- machereyn; Die Schande menſchlichen Geſchlechts, des Hochmuths und des Geizes Brut. Die drinn vorhandne lichte Lehre koͤmmt allen Sterbli- chen zu Gut, Und, ihrem großen Urſprung gleich, iſt ſie, ſo wahr als allgemein. Jedoch

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/366>, abgerufen am 22.11.2024.