Und nicht, aus verdammtem Hochmuth, seine Größ, als menschlich, fassen! Wahre Gottheit! stärke mir meinen Glauben! Laß das Licht Deiner Weisheit mich bestralen! Laß mich keinen Unter- richt Von dem Witz der Menschen borgen! Laß mich, bloß aus deinen Werken, Deine wahre Wirklichkeit, Allmacht, Lieb und Weisheit merken! Bin ich glücklich, laß mich danken, und, in Widerwär- tigkeit, Da ja beydes deine Schickung, schenke mir Gelassenheit! Laß mich alle Menschen lieben, doch am innigsten die Christen, Die sich nicht aus Leidenschaft, sträflich mit einander zwisten. Laß dich, mein Begriff von dir, da er wenigstens nicht klein, Ewige selbständ'ge Wahrheit, wahr, und dir gefällig seyn!
Raum des unumschränkten Raums! Quell des Lebens und des Lichts! Aller Geister, aller Körper Urstand! Wesen aller Wesen! Herr und Seele der Natur! der die Kreatur aus Nichts Werden hieß, und sie zum Vorwurf seiner Vaterlieb erlesen, Bloß um ihnen wohl zu thun! Bloß auf deine Lieb allein Bau ich meinen Glauben, daß ich ewig werde glück- lich seyn.
Ver-
Vermiſchte Gedichte
Und nicht, aus verdammtem Hochmuth, ſeine Groͤß, als menſchlich, faſſen! Wahre Gottheit! ſtaͤrke mir meinen Glauben! Laß das Licht Deiner Weisheit mich beſtralen! Laß mich keinen Unter- richt Von dem Witz der Menſchen borgen! Laß mich, bloß aus deinen Werken, Deine wahre Wirklichkeit, Allmacht, Lieb und Weisheit merken! Bin ich gluͤcklich, laß mich danken, und, in Widerwaͤr- tigkeit, Da ja beydes deine Schickung, ſchenke mir Gelaſſenheit! Laß mich alle Menſchen lieben, doch am innigſten die Chriſten, Die ſich nicht aus Leidenſchaft, ſtraͤflich mit einander zwiſten. Laß dich, mein Begriff von dir, da er wenigſtens nicht klein, Ewige ſelbſtaͤnd’ge Wahrheit, wahr, und dir gefaͤllig ſeyn!
Raum des unumſchraͤnkten Raums! Quell des Lebens und des Lichts! Aller Geiſter, aller Koͤrper Urſtand! Weſen aller Weſen! Herr und Seele der Natur! der die Kreatur aus Nichts Werden hieß, und ſie zum Vorwurf ſeiner Vaterlieb erleſen, Bloß um ihnen wohl zu thun! Bloß auf deine Lieb allein Bau ich meinen Glauben, daß ich ewig werde gluͤck- lich ſeyn.
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Vermiſchte Gedichte
Und nicht, aus verdammtem Hochmuth, ſeine Groͤß, als
menſchlich, faſſen!
Wahre Gottheit! ſtaͤrke mir meinen Glauben! Laß das
Licht
Deiner Weisheit mich beſtralen! Laß mich keinen Unter-
richt
Von dem Witz der Menſchen borgen! Laß mich, bloß
aus deinen Werken,
Deine wahre Wirklichkeit, Allmacht, Lieb und Weisheit
merken!
Bin ich gluͤcklich, laß mich danken, und, in Widerwaͤr-
tigkeit,
Da ja beydes deine Schickung, ſchenke mir Gelaſſenheit!
Laß mich alle Menſchen lieben, doch am innigſten die
Chriſten,
Die ſich nicht aus Leidenſchaft, ſtraͤflich mit einander
zwiſten.
Laß dich, mein Begriff von dir, da er wenigſtens nicht klein,
Ewige ſelbſtaͤnd’ge Wahrheit, wahr, und dir gefaͤllig ſeyn!
Raum des unumſchraͤnkten Raums! Quell des Lebens
und des Lichts!
Aller Geiſter, aller Koͤrper Urſtand! Weſen aller Weſen!
Herr und Seele der Natur! der die Kreatur aus Nichts
Werden hieß, und ſie zum Vorwurf ſeiner Vaterlieb
erleſen,
Bloß um ihnen wohl zu thun! Bloß auf deine Lieb
allein
Bau ich meinen Glauben, daß ich ewig werde gluͤck-
lich ſeyn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/356>, abgerufen am 16.02.2025.
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