Der laue Luftkreis, angefüllt mit einer fruchtbarn Lebenskraft, Senkt sein verliebtes männlichs Feuer, in eines dichten Negens Saft Jn die geliebte Schooß der Erde, die lange nichts von ihm genossen: Ob nun dieselbe noch so groß, Wird, da ihr Bräutigam noch größer, ihr ganzer Körper übergossen Mit Anmuth und mit Fruchtbarkeit. Woraus, in unge- zählter Menge Und fast mit sichtbarem Gedrenge Die angenehme Frühlingskinder, Laub, Aehren, Gras und Blumen sprossen. Vernünft'ge Menschenseel' erwäge, in dieser Handlung, doch die Spur Von einer, dir allein zum Nutzen, so ämsig wirkenden Natur, Und in derselben dessen Weisheit, der aller Himmel Him- mel Kreise, Der alle Sonn- und Welten schuf und lenkt, auf solche weise Weise.
Das
Vermiſchte Gedichte
Zum Fruͤhling.
Der laue Luftkreis, angefuͤllt mit einer fruchtbarn Lebenskraft, Senkt ſein verliebtes maͤnnlichs Feuer, in eines dichten Negens Saft Jn die geliebte Schooß der Erde, die lange nichts von ihm genoſſen: Ob nun dieſelbe noch ſo groß, Wird, da ihr Braͤutigam noch groͤßer, ihr ganzer Koͤrper uͤbergoſſen Mit Anmuth und mit Fruchtbarkeit. Woraus, in unge- zaͤhlter Menge Und faſt mit ſichtbarem Gedrenge Die angenehme Fruͤhlingskinder, Laub, Aehren, Gras und Blumen ſproſſen. Vernuͤnft’ge Menſchenſeel’ erwaͤge, in dieſer Handlung, doch die Spur Von einer, dir allein zum Nutzen, ſo aͤmſig wirkenden Natur, Und in derſelben deſſen Weisheit, der aller Himmel Him- mel Kreiſe, Der alle Sonn- und Welten ſchuf und lenkt, auf ſolche weiſe Weiſe.
Das
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0346"n="326"/><fwplace="top"type="header">Vermiſchte Gedichte</fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Zum Fruͤhling.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>er laue Luftkreis, angefuͤllt mit einer fruchtbarn</l><lb/><l><hirendition="#et">Lebenskraft,</hi></l><lb/><l>Senkt ſein verliebtes maͤnnlichs Feuer, in eines dichten</l><lb/><l><hirendition="#et">Negens Saft</hi></l><lb/><l>Jn die geliebte Schooß der Erde, die lange nichts von</l><lb/><l><hirendition="#et">ihm genoſſen:</hi></l><lb/><l>Ob nun dieſelbe noch ſo groß,</l><lb/><l>Wird, da ihr Braͤutigam noch groͤßer, ihr ganzer Koͤrper</l><lb/><l><hirendition="#et">uͤbergoſſen</hi></l><lb/><l>Mit Anmuth und mit Fruchtbarkeit. Woraus, in unge-</l><lb/><l><hirendition="#et">zaͤhlter Menge</hi></l><lb/><l>Und faſt mit ſichtbarem Gedrenge</l><lb/><l>Die angenehme Fruͤhlingskinder, Laub, Aehren, Gras</l><lb/><l><hirendition="#et">und Blumen ſproſſen.</hi></l><lb/><l>Vernuͤnft’ge Menſchenſeel’ erwaͤge, in dieſer Handlung,</l><lb/><l><hirendition="#et">doch die Spur</hi></l><lb/><l>Von einer, dir allein zum Nutzen, ſo aͤmſig wirkenden</l><lb/><l><hirendition="#et">Natur,</hi></l><lb/><l>Und in derſelben deſſen Weisheit, der aller Himmel Him-</l><lb/><l><hirendition="#et">mel Kreiſe,</hi></l><lb/><l>Der alle Sonn- und Welten ſchuf und lenkt, auf ſolche</l><lb/><l><hirendition="#et">weiſe Weiſe.</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Das</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[326/0346]
Vermiſchte Gedichte
Zum Fruͤhling.
Der laue Luftkreis, angefuͤllt mit einer fruchtbarn
Lebenskraft,
Senkt ſein verliebtes maͤnnlichs Feuer, in eines dichten
Negens Saft
Jn die geliebte Schooß der Erde, die lange nichts von
ihm genoſſen:
Ob nun dieſelbe noch ſo groß,
Wird, da ihr Braͤutigam noch groͤßer, ihr ganzer Koͤrper
uͤbergoſſen
Mit Anmuth und mit Fruchtbarkeit. Woraus, in unge-
zaͤhlter Menge
Und faſt mit ſichtbarem Gedrenge
Die angenehme Fruͤhlingskinder, Laub, Aehren, Gras
und Blumen ſproſſen.
Vernuͤnft’ge Menſchenſeel’ erwaͤge, in dieſer Handlung,
doch die Spur
Von einer, dir allein zum Nutzen, ſo aͤmſig wirkenden
Natur,
Und in derſelben deſſen Weisheit, der aller Himmel Him-
mel Kreiſe,
Der alle Sonn- und Welten ſchuf und lenkt, auf ſolche
weiſe Weiſe.
Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/346>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.