Und zielt auf einen weisen Zweck) wodurch die Gottheit mittelbar Jn dem, was er erschaffen, wirkt. Jst dieses dir nun noch nicht klar; So werden wir, nebst der Vernunft, erkennen und be- kennen müssen: Daß wir, ein mehrers vom Naturgeist, nicht fassen können und nicht wissen, So denn ja wohl nicht zu bewundern, da sie von sich selbst in der That Nichts anders, als ein schwebend Meynen und dunkele Begriffe, hat. Jn diesem Dunklen brennt jedoch ein herrlich unauslösch- lich Licht, Das, (da in allen Kreaturen, in den hervorgebrachten Werken, Ein' Ordnung überall zu sehn, und eine Weisheit zu be- merken, Nichts von sich selbst entstehen kann, auch nichts von un- gefähr geschicht,) Den wahren Gott so deutlich zeigt, daß unsrer Sonnen Glanz und Schein Den körperlichen Blick und Augen nicht hell-, nicht sicht- barer kann seyn, Als unserm Geist sein göttlich Wesen. Ob aber, da itzt alles grünet, Die Gottheit sich noch mittler Kräfte, und in wie fern, dazu bedienet? Ob die Natur ein eigenes für sich bestehend Wesen sey? Was dieß ihr Wesen eigentlich, wie fern sich ihre Kräft' erstrecken? Von diesen läßt sich nach dem Stande des Menschen- geistes nichts entdecken.
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Vermiſchte Gedichte
Und zielt auf einen weiſen Zweck) wodurch die Gottheit mittelbar Jn dem, was er erſchaffen, wirkt. Jſt dieſes dir nun noch nicht klar; So werden wir, nebſt der Vernunft, erkennen und be- kennen muͤſſen: Daß wir, ein mehrers vom Naturgeiſt, nicht faſſen koͤnnen und nicht wiſſen, So denn ja wohl nicht zu bewundern, da ſie von ſich ſelbſt in der That Nichts anders, als ein ſchwebend Meynen und dunkele Begriffe, hat. Jn dieſem Dunklen brennt jedoch ein herrlich unausloͤſch- lich Licht, Das, (da in allen Kreaturen, in den hervorgebrachten Werken, Ein’ Ordnung uͤberall zu ſehn, und eine Weisheit zu be- merken, Nichts von ſich ſelbſt entſtehen kann, auch nichts von un- gefaͤhr geſchicht,) Den wahren Gott ſo deutlich zeigt, daß unſrer Sonnen Glanz und Schein Den koͤrperlichen Blick und Augen nicht hell-, nicht ſicht- barer kann ſeyn, Als unſerm Geiſt ſein goͤttlich Weſen. Ob aber, da itzt alles gruͤnet, Die Gottheit ſich noch mittler Kraͤfte, und in wie fern, dazu bedienet? Ob die Natur ein eigenes fuͤr ſich beſtehend Weſen ſey? Was dieß ihr Weſen eigentlich, wie fern ſich ihre Kraͤft’ erſtrecken? Von dieſen laͤßt ſich nach dem Stande des Menſchen- geiſtes nichts entdecken.
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Vermiſchte Gedichte
Und zielt auf einen weiſen Zweck) wodurch die Gottheit
mittelbar
Jn dem, was er erſchaffen, wirkt. Jſt dieſes dir nun
noch nicht klar;
So werden wir, nebſt der Vernunft, erkennen und be-
kennen muͤſſen:
Daß wir, ein mehrers vom Naturgeiſt, nicht faſſen
koͤnnen und nicht wiſſen,
So denn ja wohl nicht zu bewundern, da ſie von ſich ſelbſt
in der That
Nichts anders, als ein ſchwebend Meynen und dunkele
Begriffe, hat.
Jn dieſem Dunklen brennt jedoch ein herrlich unausloͤſch-
lich Licht,
Das, (da in allen Kreaturen, in den hervorgebrachten
Werken,
Ein’ Ordnung uͤberall zu ſehn, und eine Weisheit zu be-
merken,
Nichts von ſich ſelbſt entſtehen kann, auch nichts von un-
gefaͤhr geſchicht,)
Den wahren Gott ſo deutlich zeigt, daß unſrer Sonnen
Glanz und Schein
Den koͤrperlichen Blick und Augen nicht hell-, nicht ſicht-
barer kann ſeyn,
Als unſerm Geiſt ſein goͤttlich Weſen. Ob aber, da itzt
alles gruͤnet,
Die Gottheit ſich noch mittler Kraͤfte, und in wie fern,
dazu bedienet?
Ob die Natur ein eigenes fuͤr ſich beſtehend Weſen ſey?
Was dieß ihr Weſen eigentlich, wie fern ſich ihre Kraͤft’
erſtrecken?
Von dieſen laͤßt ſich nach dem Stande des Menſchen-
geiſtes nichts entdecken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/336>, abgerufen am 16.07.2024.
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